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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

Zahl des Tages“, Seite 23

ZAHL DES TAGES

757430

Quadratmeter. Diese Fläche soll nach den Zahlen der
WWF-Studie in einem Jahr in
der Katastralgemeinde Hötting versiegelt worden sein.

„‚Wollte nahe am Menschen sein‘“, Seite 23

„Wollte nahe am Menschen sein“

30 Jahre lang leitete Elfriede Steinwender das Wohnheim Pradl. Sie erzählt von enormen Veränderungen,
bereichernden Begegnungen - und davon, warum junge Mitarbeiter „optimistische Vorbilder“ brauchen.

Von Michael Domanig

Innsbruck - „Wer folgt hier eigentlich wem nach?“, scherzt
Alexander Zainzinger, neuer
Leiter des Wohnheims Pradl,
beim gemeinsamen Foto mit
seiner Vorgängerin Elfriede
Steinwender. Angesichts ihres
jugendlichen Auftretens ist es
tatsächlich kaum zu glauben,
dass die gebürtige Kärntnerin
eben feierlich in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Steinwender, Jahrgang
1959, hat das Wohnheim seit
dem 1. August 1993, also über
30 Jahre lang, geführt, galt innerhalb der Innsbrucker Sozialen Dienste (ISD) als Institution — wobei sie in ihrer
bescheidenen Art das Team
in den Vordergrund stellt.
Man sollte bei al-

„ ten Menschen nicht
nur Defizite sehen, son-

dern ihre unglaublichen

Lebensgeschichten.“

Elfriede Steinwender
(Langjährige Heimleiterin)

Nach dem Abschied vom
Heim und seinen BewohnerInnen spüre sie schon
eine „leichte Melancholie“,
gesteht Steinwender. „Ich
hatte eine starke Bindung ans
Haus, die Arbeit dort war ein
großes Geschenk in meinem
Leben.“ Zentral sei für sie im-

mer gewesen, „nah am Menschen zu sein“.

In drei Jahrzehnten hat
Steinwender tiefgreifende
Veränderungen miterlebt: Das
betrifft besonders die Altersstruktur der BewohnerInnen.
„Die Heimbewohnerin, die
am längsten bei uns war, hat
28 Jahre im Wohnheim verbracht“, erzählt Steinwender,
„heute liegt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei
drei bis fünf Jahren“ — und der
Altersschnitt im Heim bei 89
( Jahren.

Mit anderen Worten: Menschen werden gesünder älter, kommen - auch dank
guter ambulanter Strukturen —
deutlich später in die Heime.
„Zugleich sind dadurch die
Ansprüche an die Pflege sehr
gewachsen“, erklärt die langjährige Heimleiterin.

Gewaltige Neuerungen sind
auch in Architektur und Ausstattung ablesbar: Anfang der
90er gab es in den Innsbrucker
Heimen noch viele Zimmer
ohne Pflegebetten, dafür waren noch Toiletten und Bäder
am Gang üblich — heute kaum
vorstellbar. Apropos: In die
Gestaltung des 2017 eröffneten Neubaus von Haus A war
Steinwender voll eingebunden, mit einem Team erarbeitete sie damals einen Anforderungskatalog, der in den
Architekturwettbewerb einfloss. „Die Bewohner fühlten

sich von Anfang wohl in den
neuen Räumen“, freut sich
Steinwender. Wichtig sei im
Wohnheim eine dörfliche Atmosphäre, mit zentralen Begegnungs- und Essbereichen.
Diese Gestaltung wirke auch
gegen „Weggehtendenzen“
bei Menschen mit Demenzerkrankungen.

Steinwender, die Lehramt

in Innsbruck studiert hatte,
arbeitete in Kärnten als Erzieherin und Lehrerin in einer
Schule für schwer erziehbare
Mädchen, ehe sie nach Tirol
zurückkehrte, dort die Heimleiterausbildung begann und
die Leitung in Pradl übernahm. Heute beherbergt das
Wohnheim 210 Betten, verzeichnet fast 160 Mitarbeite-

Seite 7 von 11

Fomo: Domanıg

rInnen. Wichtig war für Steinwender stets, das Heim „nicht
als Aufenthaltsraum, sondern
als Lebensraum“ zu sehen.
Zahlreiche schöne Erinnerungen will sie nicht missen:
„Ich habe viel von den Biographien der alten Menschen
gelernt. Wenn es mir einmal
nicht so gut gegangen ist,
habe ich mich zu ihnen hin-

gesetzt und bin immer bereichert wieder weggegangen.“

„Man bekommt viel zurück“

Für Steinwender ist klar:
Dienstleistung an alten Menschen sei „nicht nur geben
und geben. Man bekommt
sehr viel zurück.“ Nachfolger
Zainzinger, der als Quereinsteiger aus Gastro und Hotellerie in die Altenarbeit kam,
sieht das genauso: „Ich gehe
jeden Tag sehr gern hier herein - und mit einem Lächeln
wieder heraus.“

„ Ich gehe jeden Tag
gerne hier herein -
und mit einem Lächeln
wieder heraus. Die Arbeit ist sehr erfüllend.“

Alexander Zainzinger
(Neuer Heimleiter)

Apropos: Steinwender plädiert leidenschaftlich dafür, in
der Pflegedebatte generell von
einem rein „defizitorientierten Ansatz“ wegzukommen.
Gerade um die Jugend in die
Pflegearbeit hereinzuholen,
brauche es „optimistische
Vorbilder, die zeigen, wie viel
Freude diese Arbeit machen
kann“. Zugleich müsse man
jungen Mitarbeitern im Haus
Verantwortung und Entwicklungschancen geben, sind
sich die „Grande Dame“ und
ihr Nachfolger einig.