Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_03_19_Presse_OCR
- S.7
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Taubenturm lässt Wogen hochgehen“, Seite 22
Taubenturm lässt
Wogen hochgehen
Im Innsbrucker O-Dorf soll ein neuer Taubenturm
entstehen. Die Bewohner wurden vorab nicht
informiert und kritisieren den geplanten Standort.
Innsbruck — „Über uns wird
einfach drübergefahren”:
Gerda Eberharter aus dem
Innsbrucker O-Dorf zeigt sich
verärgert über die Vorgehensweise der Stadt: Vor dem Wochenende wurde nahe der
Kajetan-Sweth-Straße eine
Grube ausgehoben. Entstehen soll dort ein Taubenturm
mit 48 Brutplätzen, der rund
100 Tieren Platz bieten würde.
Die Mieter der angrenzenden Stadtwohnungen müssen
das scheinbar hinnehmen,
informiert wurde laut ihren
Aussagen niemand. Auch die
Innsbrucker Immobiliengesellschaft wusste nichts von
der Errichtung, wie 1IG-Geschäftsführer Franz Danler
bestätigte. „Wir wurden nicht
eingebunden.”
Die Bewohner würden stark
unter den Tauben und dem
damit verbundenen Schmutzproblem leiden, sagt Anwohnerin Lydia Plunser. Teilweise
werden die Tiere angefüttert,
P
D
cken der Kajetan-Sweth-Straße im Innsbrucker 0-Dorf.
sie verirren sich auch in Wohnungen. Es wurde eine Taubenabwehr installiert, die
aber nichts helfe, so die Mieter. „Vielleicht bemüht man
sich doch um einen anderen
Standort, nicht so nahe an
Wohnungen und direkt neben
Spielplätzen”, sagen Plunser
und rund 20 andere betroffene Anwohner unisono, die
gestern bei der Stadt gegen die
‚ Es bringt nichts,
Taubenschläge
außerhalb der Stadt zu
errichten. Tauben sind
da, wo Menschen sind.“
Thomas Klest@
(w “... der Stadt)
Vorgehensweise demonstriert
haben.
Der Stadtwildtierbeauftragte Thomas Klestil zeigt sich
überrascht von dem Widerstand: „Bei dem geplanten
Holzturm handelt es sich um
Vosa T/ Ba
Seite 7 von 25
ein Pilotprojekt.” Der Hintergrund: Ganz in der Nähe — bei
der Neuen Mittelschule — hatte es jahrelang einen Taubenschlag gegeben, der 2022 in
die Rossau verlegt worden
war. Das war den Vögeln aber
zu weit weg, sie blieben ohne
Taubenschlag am alten Standort. „Man hat diesen Standort
vor allem aufgrund der Nähe
zum ehemaligen Schlag gewählt, dieser wäre also ideal.
Die Nähe ermöglicht es erst,
die Tauben in den Turm zu
locken — wir wollen sie ja gerade von der Schule und den
angrenzenden Wohnhäusern
wegbekommen, den Bestand
also bündeln und tierschutzgerecht unter Kontrolle halten”, erklärt Klestil, der sich
in den ersten Monaten um
die Betreuung kümmern will.
„Tauben sind immer da, wo
Menschen sind, die kommen
auch immer wieder zurück.
Gerade im O-Dorf müssen wir
dringend handeln, um die Population zu reduzieren. Wir
brauchen einen gesunden
und kontrollierten Bestand”,
sagt er.
Auch Anton Zung, der den
Taubenschlag bei der Schule
jahrelang ehrenamtlich betreut hat, ist überzeugt, dass
es für die Tiere eine Betreuung braucht, um die Population unter Kontrolle zu halten.
„Ich habe in sechs Jahren 5600
Eier aus dem Taubenschlag
herausgeholt”, erklärt er. Die
Bewohner im O-Dorf müssten
verstehen, dass die Tiere von
Balkonen und Dächern ferngehalten würden, wenn sie einen eigenen Platz hätten.
Wie es in der Causa weitergeht, wird sich in den nächsten Tagen entscheiden: Gemeinderat Gerald Depaoli will
am Donnerstag eine dringende Anfrage im Gemeinderat
einbringen. „Es geht darum,
Lösungen zu finden, die für
alle Beteiligten zufriedenstellend sind”, erklärt er. „Der
derzeitig geplante Ort ist völlig ungeeignet.” (rena)