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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_06_22_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
„Schwarzgeld für die Feuerwehr“, Seite 5
Schwarzgeld
für
die
Feuerwehr
Erstmals trat beim
Arbeitsgerichtsprozess von
Gerald Depaoli die frühere
Bürgermeisterin als Zeugin auf.
Innsbruck — Am Freitag war
es endlich so weit: Im Arbeitsgerichtsverfahren Gerald Depaoli gegen die Stadt
Innsbruck hatte eine vermeintliche Hauptdarstellerin ihren Auftritt im Zeugenstand. „Sie stehen seit Tag
eins auf dem Aktendeckel,
aber es hat sieben Jahre gedauert, bis wir Sie vor Gericht sehen“, begrüßte die
Richterin Christine Oppitz-
Plörer, bis 2018 Innsbrucker
Bürgermeisterin, mittlerweile Gemeinderätin. Doch die
frühere Stadtchefin konnte
nur wenig Licht in die Abläufe hinter den Magistratskulissen bringen. Dennoch
räumte sie ein, dass „die
Entscheidung nicht ganz
richtig gewesen sein kann,
sonst würden wir ja nicht
im Gericht sitzen“. Letztendlich war es aber ein weiterer Zeuge aus den Reihen
der Berufsfeuerwehr, der
mit seiner Aussage über eine
Schwarzgeldkasse für Aufsehen sorgte.
Zur Erinnerung: Der Auslöser für den Arbeitsgerichtsprozess liegt bereits über ein
Jahrzehnt zurück. Nach internen Querelen wurde der
damalige Oberbrandmeister
Gerald Depaoli 2013 zum
Bauhof versetzt. Depaoli
fühlte sich gemobbt, schlitterte in ein Burnout und
befand sich fortan im Krankenstand. Nach einem Jahr
außer Dienst wurde der Innsbrucker Anfang 2014 pensioniert. 2017 klagte Depaoli die
Stadt Innsbruck auf mehrere
hunderttausend Euro.
Schon am Vormittag erzählte ein langjähriger Mitarbeiter der Berufsfeuerwehr, wie Depaoli von einem
Offizier gedemütigt wurde.
„Wenn ihm Depaoli zugeteilt war, hat ihn der Vorgesetzte mehrfach vor versammelter Mannschaft durch
einen anderen ersetzt.“ Der
Zeuge schilderte auch, wie
er unwissentlich für die Berufsfeuerwehr ein Schwarzgeldkonto einrichtete. „Wir
hatten damals die Möglichkeit, in einem Einkaufszentrum während des Umbaus
die Brandsicherheit zu überwachen.“ Für die Dienste
in der Freizeit überwies das
Einkaufszentrum 30 Euro
pro Stunde „auf mein Konto“. Das Geld sei dann in
Absprache und im Auftrag
mehrerer Vorgesetzter unversteuert an die Mitarbeiter
ausgezahlt worden. Als die
Finanz auf den Fall aufmerksam wurde, „schoben die
Vorgesetzten uns die Schuld
zu und sagten, wir hätten das
Zusatzeinkommen melden
müssen“.
Bei der Aussage von Oppitz-Plörer ging es vor allem
um die Frage, warum Depaoliversetzt wurde. „Es gab eine
Archimoto: Lieb
‚ Ich habe eine
Arbeitsgruppe
eingerichtet und damit
beauftragt, eine Lösung
zu finden.“
Christine Oppitz-Plörer
(Ex-Bürgermeisterin)
unerfreuliche Entwicklung
bei der Berufsfeuerwehr, die
gelöst werden musste“, schilderte Oppitz-Plörer: „Ich habe eine Arbeitsgruppe eingerichtet und beauftragt, eine
Lösung zu finden“, erinnerte sich die nunmehrige Gemeinderätin. Diese Lösung
sah dann unter anderem vor,
Depaoli zu versetzen. Oppitz-Plörer segnete das Ergebnis ab. „Wenn ich anders
entschieden hätte, hätte ich
die Arbeit der Arbeitsgruppe
nicht ernst genommen“, so
ihre Begründung. Der Prozess wurde vertagt.
——
Der frühere Gemeinderat und Feuerwehrmann Gerald Depaoli auf dem
Weg in den Gerichtssaal.
Foro: Liebl
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