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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_06_22_Presse_OCR
- S.8
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Tiroler Tageszeitung
„Kräftiges Minus bei Abos, Besuchern und Einnahmen“, Seite 16
Kräftiges Minus bei Abos,
Besuchern und Einnahmen
Das Tiroler Landestheater hat nach dem Wechsel in der Intendanz
viel an Zugkraft verloren. Die Stimmung im Haus ist gedämpft.
Von Markus Schramek
Innsbruck —- Im Tiroler Landestheater (TLT) herrscht
Alarmstimmung. Bald endet
die erste Spielzeit der neuen
Intendantin Irene Girkinger.
Und der anfängliche Optimismus ist verflogen, denn
die Zahlen sind schlecht. Der
Trend weist nach unten. Es
gibt ein kräftiges Minus bei
den BesucherInnen, Abos
und bei den Einnahmen.
Noch im Jänner war Girkinger erleichtert gewesen:
In den ersten Monaten hatte
sich kein Negativtrend abgezeichnet. Die ersten Stücke
waren zu 90 Prozent ausgelastet — ähnlich hoch wie in
der letzten Spielzeit ihres
Vorgängers, Langzeitintendant Johannes Reitmeier.
Die Politik ist am Zug
Doch seither ging es abwärts.
Am Montag muss Girkinger
bei der Generalversammlung
den beiden Gesellschaftern
des TLT, LH Anton Mattle für
das Land und BM Johannes
Anzengruber für die Stadt,
Rede und Antwort stehen.
Zusammen machen Stadt
und Land für das TLT mehr
als 30 Millionen Euro locker.
Viel Erfreuliches kann die
künstlerische Leiterin den
Politikern nach Informationen der Tiroler Tageszeitung
nicht berichten. Unter Reitmeier verzeichnete das TLT
180.000 bis 200.000 Eintritte
pro Jahr. In Girkingers erster
Saison sollen es nach vorläufigen Zahlen nur noch zwischen 140.000 und 150.000
sein. Allein in den letzten
Monaten sollen zahlreiche
Abos gekündigt worden sein.
Folge: Das TLT büßte gegen-
über dem Vorjahr etliches an
Einnahmen ein. Von deutlich
mehr als einer halben Million
Euro ist die Rede.
Ein gewisser Rückgang
kommt beim Wechsel einer
Intendanz vor. Im Falle des
TLT fällt dieser Rückgang
stärker aus als befürchtet.
Die Gründe sind vielfältig.
Girkingers Programm erwies
sich fallweise als wenig zugkräftig. Bei Produktionen wie
„Fairy Queen“ oder der düsteren modernen Version von
„Peter Pan“ blieben im Großen Haus viele Sessel leer. Bei
„Peter Pan“ gingen zahlreiche
BesucherInnen noch während der Aufführung.
Überdies wurden spartenübergreifende Stücke forciert, also solche, bei denen
das Tiroler Symphonieorchester Innsbruck sowie Mit-
Intendantin Irene Girkinger verzeichnet am Landestheater nach gutem Start ein deutliches Minus.
glieder von Oper, Schauspiel
und/oder Tanz gemeinsam
auf der Bühne standen. Diese Konzentration von Kräften
führte dazu, dass weniger oft
gespielt werden konnte als in
vergangenen Jahren.
Auch der Tanz hat verloren
Das Publikumsinteresse an
der neuen Tanzsparte war
nach dem umstrittenen Abgang von Enrique Gasa Valga
anfangs groß, zuletzt kam es
auch hier zu einem Einbruch.
Die Tanzproduktion „Stabat
Mater/Les Noces“ war fallweise nur zu einem Drittel
gefüllt. Allein aus dem Tanz
resultierte ein erheblicher
Einnahmenverlust. Stabil
blieben hingegen die Symphoniekonzerte im Congress.
Bei den 450 MitarbeiterInnen im TLT ist die Unruhe
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Foto: Springer
groß. Es hat erste Kündigungen gegeben, vor allem im
technischen Bereich. Auch
beim künstlerischen Personal sollen vor allem jüngere
MitarbeiterInnen ans Abwandern denken.
Intendantin Girkinger wird
gegensteuern müssen. Das
Programm für die Saison
2024/25 steht. Es soll weniger experimentiert werden.
Populäre Programmpunkte,
von „Hair“ über den „Rosenkavalier“ bis zum „Weißen
Rössl“, sollen mehr Publikum
ins Haus locken. Verlorenes
Vertrauen gutzumachen, ist
keine leichte Aufgabe.
Intendantin Girkinger will
sich gegenüber der TT nicht
äußern. Sie verweist auf die
Generalversammlung und
möchte die Sachverhalte zunächst intern besprechen.