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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Gescheiter als Shakespeare, Mozart und Nestroy“, Seite 2

:oto: Thomas Steinlechner

Apropos

Gescheiter als Shakespeare,
Mozart und Nestroy

Von Alois Schöpf

urch die Aufführungen in Bre-
D genz, Verona, Salzburg, München

und in den eigenen Häusern in
Innsbruck und Erl inklusive der Festwochen der Alten Musik ist das reisefreudige
Tiroler Publikum sehr theatererfahren.
Die Ursachen dafür, dass es nach einer
ersten Erkundungsphase vom Landestheater in diesem Ausmaß abgewandert ist,
sind also ernst zu nehmen und können
nicht auf einen Konflikt zwischen der Intendantin und dem Finanzdirektor reduziert werden, wobei Letzterer ja nur seiner
Aufgabe nachkam, vor einer finanziellen
Schieflage zu warnen.

Die Ursachen sind, zumindest aus
meiner Sicht, neben der globalisierten
Medienkonkurrenz, die allen Theatern
zusetzt und sie zugleich durch ihren
Livecharakter massiv aufwertet, mit

einem Wort zu umschrei-

alois.schoepf@aon.at

Alois Schöpf ist Schriftsteller, Journa-

list und seit vielen Jahren Kolum-
‘ nist der Tiroler Tageszeitung.

__

ben: mit „Regietheater“ — jene speziell im
deutschsprachigen Raum nun auch in
die Provinz verschlagene künstlerische
Selbstüberhebung, die nur möglich ist,
weil die einschlägigen Institutionen hierzulande zu 80 Prozent von Subventionen
leben und ihre Einnahmen nicht selbst
erwirtschaften müssen.

In diesem vom Steuerzahler geschaffenen Freiraum haben sich nun Leute
breitgemacht, die sich, frei nach Schiller,
als Angestellte einer moralischen Anstalt begreifen und ihre Aufgabe darin
sehen, das dumme Publikum mit Inszenierungen zu belehren, die Autoren und
Komponisten, sofern sie überhaupt noch
notwendig sind, zur Knetmasse eines
zeitgeistigen Predigertums machen.

Statt, wie es etwa in der Musik üblich
ist, die Frage zu stellen, was Autoren von
Theaterstücken oder Komponisten von
Opern ausdrücken wollten, und dies dann
unter optimalen Bedingungen dienend
und werktreu umzusetzen, halten die
RegisseurInnen des Regietheaters sich mit
ihren Ideen oft für gescheiter als die Genies der Literatur- und Musikgeschichte.

Letzteres sah das Publikum vollkommen anders. Daher ist es in Scharen
davongelaufen.

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