Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2024

/ Ausgabe: 2024_08_24_Presse_OCR

- S.8

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2024_08_24_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2024
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

„Am Landestheater kann es wohl nur eine(n) geben“, Seite 14

Am Landestheater kann es
wohl nur eine(n) geben

LH Mattle und BM Anzengruber zitieren Irene Girkinger und Markus Lutz
zu sich. Dass beide bleiben, ist schwer vorstellbar. Ein Stimmungsbild.

Von Markus Schramek

Innsbruck - Am Tiroler Landestheater (TLT) ist noch
Sommerpause. Doch mit der
Ruhe im Haus ist es vorbei.
Nach dem offenen Ausbruch
eines Machtkampfs zwischen
Intendantin Irene Girkinger
und dem kaufmännischen
Direktor Markus Lutz ist die
Stimmung unter den 450
MitarbeiterInnen höchst angespannt. Es herrscht Empörung über die Schlammschlacht. Jobangst geht um.
In vertraulichen Gesprächen, die die TT in den letzten Tagen führte, zeigt sich
ein Bild der Zerrissenheit,
quer durch Abteilungen und
Sparten. Sowohl Girkinger als
auch Lutz haben namhafte
UnterstützerInnen. Girkinger
kann auf das künstlerische
Führungsteam bauen, Personen, die sie zum Amtsantritt 2023 in ihre Funktionen
berufen hat. Lutz, der schon
seit neun Jahren am TLT für
das Budget verantwortlich ist,
findet Zuspruch bei leitenden
Köpfen in Technik und Verwaltung. Eine Pattstellung.
Der Konflikt ist nicht plötzlich - und schon gar nicht aus
heiterem Himmel — über das
Theater hereingebrochen.
Der Aufsichtsrat wurde bereits vor längerer Zeit über
den Abwärtstrend des TLT,
den markanten Rückgang an
Ticketverkäufen und Abonnements, informiert.

Viel Lesestoff, viel Zündstoff

Dann schaltete Direktor Lutz
einen Gang höher: Mitten im
Sommer verschickte er eine
umfangreiche Dokumentation an LH Anton Mattle und
Innsbrucks BM Johannes Anzengruber, die Kompetenz
Girkingers in Frage stellend.
Die Replik der Intendantin,
ebenfalls sehr ausführlich,
langte einige Tage später bei
der Politik ein. Sehr viel Lesestoff, sehr viel Zündstoff.

Irene Girkinger und Markus Lutz im März. Schon damals gab es Auffassungsunterschiede über den Kurs des Theaters.

Mattle und Anzengruber
sind nun als Krisenfeuerwehr
unter Druck. Als Vertreter von
Land Tirol und Stadt Innsbruck, in deren Eigentum das
TLT steht, müssen sie schleunigst für Ruhe im Haus sorgen. In drei Wochen startet
die neue Saison.

Das Vertrauen ist zerstört

Die beiden Politiker zitieren
Lutz und Girkinger Anfang

Foto: APA/Markus Stegmayr

September zu einem Krisengespräch zu sich, wenn alle aus dem Urlaub zurück
sind. Es wird Appelle an die
beiden Streitparteien geben,
den Versuch, sie zu einer gemeinsamen Linie zu bewegen. Doch das scheint kaum
möglich. Das Vertrauen zwischen den beiden, so jemals
ein solches bestanden hat, ist
zerstört. „Girkinger hätte sich
niemals Lutz ausgesucht und

Seite 8 von 11

Lutz umgekehrt niemals Girkinger“, bringt es ein Insider
auf den Punkt. Es kann künftig wohl nur eine(n) der beiden am TLT geben.
Vertraglich hat Girkinger die besseren Karten.
Ihr Vertrag als Intendantin
läuft noch vier Jahre. Jener
von Lutz endet mit September 2025. Die Bestellung von
Lutz datiert noch aus der Ära
von Girkingers Vorgänger Johannes Reitmeier. Lutz hatte sich Anfang Juli in einem
Gespräch mit der TT ungewöhnlich kritisch über den
künstlerischen Kurs Girkingers geäußert. Ob er eine Vertragsverlängerung über 2025
hinaus anstrebe, ließ er offen.
Schon damals tobte im Hintergrund der Führungsstreit.

‚ Bitte macht euch

keine Sorgen, wir
und viele andere stehen
hinter euch!“

TLT-Betriebsrat Bernd Leidimair
appelliert an die Belegschaft

Bernd Leidlmair, der Vorsitzende des Betriebsrats des
nicht-künstlerischen Personals am TLT, hat nach der
jüngsten Entwicklung den
Urlaub unterbrochen. „Das
Problem“, wie Leidlmair den
Führungsstreit nennt, „gehört intern behandelt“, befindet er. In „konstruktiven
und wertschätzenden Gesprächen“ hat er sich Rückendeckung bei Mattle und
Anzengruber geholt. Auch
die Politiker würden „die unglaublich gute Arbeit“ der Belegschaft anerkennen.

Leidlmairs Botschaft an die
MitarbeiterInnen lautet daher: „Bitte macht euch keine
Sorgen, wir und viele andere stehen hinter euch!“ Für
weitere Fragen stehe er aber
nicht zur Verfügung, so der
Betriebsrat. Jetzt richte sich
die volle Konzentration auf
die kommende Spielzeit.