Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_02_17_Presse_OCR
- S.8
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Frauennachttaxi 20.000 Mal unterwegs“, Seite 6
Frauennachttaxi 20.000 Mal unterwegs
Frauen und Jugendliche werden in Innsbruck, Rum und Völs günstig in der Nacht von Haustür zu Haustür
gefahren. 16 Tiroler Gemeinden setzen auf ein anderes System, sicher nach Hause ist aber das Ziel von allen.
Von Brigitte Warenski
Innsbruck — Seit 1995 ist das
Innsbrucker Frauennachttaxi unterwegs. Aktuell können alle Kinder — egal, welchen Geschlechts — bis 15
Jahre und alle Frauen von
20 bis 4 Uhr Früh um einen
erschwinglichen Tarif Taxi
fahren. Unter der Nummer
551711 - die über die Funktaxizentrale 5311 läuft — kostet
eine Fahrt innerhalb Innsbrucks 5,50 Euro pro Fahrtziel, nach Rum 7 Euro und
nach Völs 9 Euro pro Person
‚ Erschwingliche
Taxis sind superwichtig, weil es seit Jahren keinen Nightliner
mehr gibt.“
Franz Kolb
(Bürgermetster von Stumm)
und Fahrt. Über 20.000 Mal
war laut Innsbrucks Frauenstadträtin Elisabeth Mayr das
Frauennachttaxi im Jahr 2023
unterwegs. „Es gewährleistet
ein sicheres Nachhausekommen von Haustür zu Haustür,
nicht nur nach dem Ausgehen, sondern auch für Frauen, die in der Gastronomie
oder im Schichtbetrieb arbeiten”, sagt Mayr. Die Differenz
auf den regulären Fahrtpreis
übernimmt die Stadt Innsbruck, pro Jahr steht dafür
ein Budget von rund 170.000
Euro zur Verfügung. Rum
und Völs rechnen mit der
Funktaxizentrale extra ab.
Günstige Mobilitat
In 16 Tiroler Gemeinden
wie u.a. im Zillertal, in der
Achenseeregion und Kolsass
setzt man auch auf die Sicherheit am Nachhauseweg, aber
hier vor allem für Jugendliche
und Senioren. Diese Gemeinden sind laut Gabriel Klammer, Spartengeschäftsführer
Transport und Verkehr in der
Tiroler Wirtschaftskammer,
Partner des Calemo-Systems.
„Das ist ein digitaler Taxigutschein am Handy, der am Tag
Personalprobliem in der Zentrale, außerdem stünden nicht genügend Fahrer zur Verfügung.
und in der Nacht kostengünstig Mobilität in den Gemeinden schafft. Hier finanzieren
auch die Gemeinden den
günstigen Taxitarif mit“, erklärt Klammer. Wie Jugend-
‘
Fokx Dütıry
‚ Calemo würde keine Verbesserungen
bringen, für die Zielgruppe der Frauen sogar
Verschlechterungen.“
Eisabdeth Mayr
(F
liche den Gutschein nutzen
können, ist laut Klammer Sache der Gemeinde. Entweder
gibt es einen anteiligen Zuschuss an jeder Fahrt oder es
gibt eine gewisse Summe, die
man verbrauchen und sich
damit das Taxigeld selber einteilen kann.
Normale Taxitarife zu hoch
Vorbild für das System „waren für uns Wien und das
Burgenland, wo man Schluss
mit der Zettelwirtschaft gemacht hat”, so Klammer.
Für Stumms Bürgermeister
Franz Kolb sind erschwingliche Taxis „superwichtig, weil
es seit Jahren bei uns keinen
Nightliner mehr gibt. Die Tarife der Taxis sind uneinheitlich und unverschämt hoch
und damit riskieren wir, dass
die Jugendlichen betrunken
mit dem Auto heimfahren.”
Nach fast einem Jahr Calemo zieht der Bürgermeister Bilanz. „Unser digitaler
Taxigutschein hat sich noch
nicht überall herumgesprochen, wir müssen noch einmal die Werbetrommel rüh-
Besonders in der Ballsatson gibt es immer wieder Probieme mit der Erreichbarkeit des Innsbrucker Frauennachttaxis. Laut Funktaxizentrale legt das am
Yın Cdoch
ren.” Auch Hans Järg Moigg,
Bürgermeister von Mayrhofen, ist das Calemo-Projekt, das gemeinsam mit dem
Planungsverband Zillertal
initliert wurde, wichtig. „Die
Jugendlichen gehen in die
Disco im Nachbarort und haben keinen Nightliner heim,
sallen aber sicher nach Hause kommen. Zudem können
auch die Eltern oder Lehrbetriebe Geld auf die App aufladen und es ist gesichert, dass
das Geld nicht für was anderes als für das Taxi verwendet
wird.” Pro Jahr stellt die Gemeinde dafür ein Budget von
5000 Euro zur Verfügung,
„die Hälfte des Geldes ist
bereits verbraucht“. Ziel ist
für Moigg, „die Ausweitung
auf ein Seniorentaxi, das für
Arztbesuche oder Einkäufe
genutzt werden kann”,
Der Idee von Klammer, das
Frauennachttaxi in Innsbruck durch Calemo zu ersetzen, können Mayr und
Flecker nichts abgewinnen.
„Calemo würde keine Verbesserungen bringen, für die
Zielgruppe der Frauen sogar
Verschlechterungen, denn es
gäbe keine Fahrt mehr von
Haustür zu Haustür. Und
was die Erreichbarkeit betrifft, ist es in Spitzenzeiten ja
auch schwierig, ein normales Taxi zu bekommen. Auch
das spricht nicht für Calemo,
das sich die Wirtschaftskammer wünscht”, so Mayr. Für
Flecker scheitert es an der
Schulung: „Jetzt sind alle
Frauennachttaxifahrer extra
eingeschult, unter anderem
auch, was das Verhalten betrifft. Das wäre dann nicht
mehr der Fall.“
„Man weiß ja, wann Bälle sind“
Innsbruck — Besonders zur
Ballsaison gibt immer
wieder Probleme mit der
Erreichbarkeit des Frauennachttaxis. So erzählt ein
Innsbrucker Vater (Name
der Redaktion bekannt)],
dass seine Tochter nach
dem Wirtschaftsball am 3.
Februar keine Chance hatte, ein Taxi zu bekommen.
„Sie hat um 1.37 Uhr, 1.42
Uhr, 2.15, 2.20 und 2.22 Uhr
vergeblich unter der Frauennachttaxinummer angerufen.“ Auch andere Eltern
haben in der Ballsaison die
Unerreichbarkeit gegenüber der 7T beklagt. Dass es
zu „absoluten Spitzenzeiten
wegen Personalmangels zu
Problemen kommen kann”,
bestätigt Harald Flecker,
der Funktaxizentrale 5311. „An diesem
Abend fanden mehrere Bäl-
le statt und in der Zentrale
und bei den Taxifahrern
fehlten die Ressourcen”, so
Flecker. Der Vater kann dies
nicht verstehen. „Man weiß
doch schon lange vorher die
Termine der Bälle und muss
sich halt darauf einstellen”.
Flecker verspricht, im Einzelfall werde die Differenz
zurückerstattet, wenn sich
die Betroffenen. bei ihm
melden. (um)
Seite 8 von 29