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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Wenn sich die Milliarden verdoppeln“, Seite 3

Von Peter Nindier
Innsbruck - Warum werden
Großbauvorhaben (der öffentlichen Hand) meist teurer als
ursprünglich veranschlagt?
Nicht nur in Tirol. Laut einer
Studie der deutschen „Hertie
School of Governance”, einer
Hochschule für Politikgestaltung und gute Regierungsführung, verteuern sich in
Deutschland Projekte in den
Bereichen Verkehr und öf-

fentliche Gebäude um durchschnittlich 33 bzw. 44 Prozent.

Aktuell wird gerne der massiv gestiegene Baukostenindex ins Treffen geführt, doch
letztlich spielen die handelnden Personen — Politiker, Architekten, Planer, Nutzer und
Bauunternehmer — die entscheidende Rolle bei Kostensteigerungen.

Im Kleinen erklärt sich das
Große: Das neue Werkstättengebäude der Fachberufsschule

für Metalltechnik in Innsbruck
wurde erst dreieinhalb Jahre
später im Jahr 2021 eröffnet,
die Kosten explodierten ebenfalls von 15,7 auf 19,9 Mio.
Euro. Terminverschiebungen
sind Gift für die Baukosten.
Meist sind es Planänderungen
und Behördenverfahren, die
dazu führen.

Mit einem plangemäßen
Baubeginn hätte ein Teil der
Preissteigerung wegen der
Indexierung vermieden wer-

den können, ist sich der Landesrechnungshof Ssicher.
Eine kontinuierliche, systematische und vollständige
Kostenplanung in allen Projektphasen sowie eine transparente und nachvollziehbare Dokumentation der Soll-,
Ist- und Prognosekosten werden als Grundvoraussetzungen für die Einhaltung der
Kosten bewertet.
Interessenkonflikte zwischen Auftraggeber, Nutzern

Wenn sich die Milliarden verdoppeln

Kleinrechnen durch die Politik, Verzögerungen bei Umsetzung und im Bau: Viele Projekte sprengen die Kosten.

und Architekten/Bauherren
erschweren allerdings vielfach das Projektmanagement.
Als Nachteil bei öffentlichen Bauvorhaben wird
auch das in die Verwaltung
integrierte Baumanagement
gesehen, das szesse und
Absti
macht sowie verlangxaml
Schlussendlich geht es um
das Schönrechnen der Politik:
Das beginnt damit, dass meist
nur von Netto- statt Brutto-

beträgen gesprochen wird
oder die Kosten anfangs heruntergerechnet werden, um
das Vorhaben politisch erst
einmal durchzubringen. Das
ist aber nicht nur bei Bauprojekten der Fall, sondern auch
bei Großveranstaltungen.

Die Rad-WM 2018 oder die
Nordische WM in Seefeld
sind Beispiele dafür. In Seefeld war zuerst von 16,5 Mio.
Euro die Rede, abgerechnet
wurde mit 30,7 Millionen.

Es ist wohl das schwierigste Projekt, weil es auch
renzüberschreitend von
terreich und Italien realisiert wird: der 55 Kilometer lange Brennerbasistunnel zwischen Innsbruck
und Franzensfeste. Als die
Pläne der 2000er-
Jahre wirklich konkret
wurden, gab es eine erste
Kostenschätzung von 4,5
Milliarden Euro.

In den vergangenen 20
Jahren haben die Verzögerungen die Kosten für
den Brennerbasistunnel
mehr als verdoppelt. 2009
fuhren in Innsbruck erstmals die Bagger auf, mit

Jahrzehnte geplant und
doch später fertig

Noch gibt es kein Licht am Ende des Brennertunnets.

7,5 Milliarden rechnete die
Tunnel, je Inbetriebnahme sollte spätestens 2026 erfolgen.
Zwischenzeitlich wird
vor 2032 kein Zug durch
das Brennermassiv rollen,
die Kostenschätzung beträgt aktuell 10,5 MilNliarden Euro. Unterschiedliche Prioritäten beim Bau
und ungleiche Zeitpläne zwischen Österreich,
Italien und Deutschland
hätten dazu geführt, stellte der Europäische Rechnungshof fest. Dazu kamen noch Probleme mit
den Ausschreibungen und
geologische Risiken. (pn}

Marı Aachy Da Manor

Beim Neubau der Unternehmerischen Hochschule MCI ging vieles schief:
Das erste Projekt wurde
Mitte 2018 gestoppt, weil
eine Kostenexplosion von
80 auf 135 Millionen Euro
gedroht hätte. Im Raum
stand damals sogar die
Summe von 150 Millionen
Euro. Beim ursprünglichen
Beschluss von den 80 Mio.
Euro wurde allerdings die
Valorisierung irgendwie
nicht beachtet.

Der Neustart 2019 mit
dem wettbewerblichen
Dialog und einem Totalunternehmer verlief dann
ebenfalls holprig. Als Ober-

Bei 80 Millionen fing es
beim MCI-Neubau an

M

Das „newe MCYI“ sollte schon längst fertig sein.

grenze legte das Land 135
Millionen Euro fest, heute
liegt man bei hochgerechneten 200 Millionen Euro
und mehr.

Massive zeitliche Verzögerungen — eigentlich
sollte der Neubau bereits
2024 fertig sein —, Konflikte mit den Nutzern
(MCI), schleppende Verfahren sowie die in den
vergangenen zwei Jahren
deutlich gestiegenen Baukosten trieben die Aufwendungen in die Höhe.
Zwischenzeitlich musste
der Bau schon zweimal
abgespeckt werden, um
die Kosten zu senken. (pn)

2023, da hätte das Landesmuseum Ferdinandeum bereits in neuem Kleid
eröffnen sollen — so der
ursprüngliche Plan. Inzwischen hofft man, dass
am Prachtbau in der Innsbrucker Museumstraße
bis Mitte 2024 die Bagger
auffahren können. Monatelang wurde um einen
Beschluss des Landes gerungen, die Baukosten
waren in der Planungsphase explodiert. Von den
ursprünglich 38 Mio. Euro
ist man nun weit entfernt:
Das Land hat knapp 59
Mio. Euro für den Umbau
veranschlagt. Geplant ist

Kostspieliger Umbau,
der sich zieht

Der Umbau des Landesmuseums wird empfindiich tewrer. res Dı Moe

neben der Erhaltung der
historischen Fassade u.a.
ein Aufbau mit eigenem
Ver:

Abseits der Kostensteigerung ging es zuletzt
auch hinter den Kulissen
der Tiroler Landesmuseen
(TLM) rund: TLM-Direktor
Peter Assmann warf Ende 2022 überraschend das
Handtuch, Karl C. Berger,
Leiter des Volkskunstmuseums, übernahm. Er
musste zugeben: Auch
beim Umbau am Zeughaus
stiegen die Baukosten. 1,45
Mio. müssen jetzt aus den
Rücklagen der TLM getilgt
werden, (bunt)

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