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Tiroler Tgeszeitung

„Wer Wohnungen leer stehen lässt“, Seite 3

Von Anita Heubacher

Innsbruck — Vierteljährlich
legt Manfred Hirsch vor, wie
viele Wohnungen in Innsbruck leer stehen. Letzte Woche waren es 3071, eine Leerstandsquote von knapp neun
Prozent. Hirsch leitet das
Referat Gebäude- und Wohnungsregister, kurz GWR. Alles andere als kurz ist das Vorgehen des Referats, um zum
Ergebnis beim Leerstandsmonitoring zu kommen.
Baurecht, Grundbuch und
Melderegister werden abgeglichen. Die Mitarbeiter des
Referats schwärmen aus, um
zu kontrollieren, ob aus einem
Keller oder einem Dachgeschoß eine Wohnung geworden ist, wer wo gemeldet ist
und ob eine Wohnung mehr
als sechs Monate leer steht.
Was hier in wenigen Zeilen
zusammengefasst ist, erklärt
Hirsch detailliert in der Langfassung. Fazit seiner und der
Arbeit des Teams: „Die Zahlen

Wien - In der
stadt Wien wollte man
schon in den 1980er-Jahren

gegen

Wohnungsmarkt vorgehen. Wien führte eine Leerstandsabgabe ein. Doch
diese wurde vom Verfas-

eine Abgabe nicht zur Kompetenz eines Bundeslandes
gehöre. Eine Leerstands-

erhebung gab es in Wien
nie, weil dies in der Milli-

bürgermeisterin und Stadträtin Karthrin Gaäl (SPO).

ohnungen leer stehen lässt

\&flW

stehen laut Leerstandsmonitoring 3071 Wohnungen lecer. Frustrierte Vermieter

z oder solche, die lieber kurz, aber öfter vermieten, sind mögliche Ursachen.

liert wurden nur jene Wohnungen, in denen kein Hauptund kein Nebenwohnsitz
gemeldet ist. 3071 leer stehende Wohnungen entsprechen
laut Hirsch dem Wohnungsbestand des Stadtteiles Saggen.
Wenn auch jene Wohnungen
berücksichtigt würden, in denen kein Hauptwohnsitz gemeldet ist, dafür aber viele Nebenwohnsitze gemeldet sind,
entspräche der Leerstand
dem Wohnungsbestand des
Olympischen Dorfes, sagt er.
Seit 2019 gibt es das Referat.
Innsbruck ist damit Vorreiter.
Denn Äähnlich wie die Kontrolle der Freizeitwohnsitze ist
die des Leerstandes aufwändig
und personalintensiv. „Andere Städte schauen sich an, wie
wir das machen.”

Wer lässt denn nun seine
Wohnung leer stehen und warum? Hirschs nach
sind es in den meisten Fällen
Vermieter,
die schlechte Erfahrungen mit

Wien pocht auf Bundeslösung

Im Bereich des geförderten
Wohnbaus, beim Gemeindebau, gibt es in Wien (abseits von kurzen Zeiträumen des Umzugs oder der

Auskunft

Renovierung) laut
des Büros der Stadträtin nahezu keinen Leerstand.

Die Wiener Wohn-Stadträtin begrüßt Tiroler und
Salzburger Initiativen für
eine neuerliche Leerstandsabgabe. Es sei hier aber eine

Bundeslösung nötig, glaubt
Gaäl mit Verweis auf das Vf-
GH-Urteil. „Der Stadt Wien
geht es um die Mobilisierung von leer stehendem
Wohnraum und nicht um
das Einheben eines netten

Körberigelds. Der Leerstand

Hu Da

‚ Die meisten Vermieter, die eine
Wohnung leer stehen
lassen, geben schlechte
Erfahrungen mit den
Mietern als Grund für
den Leerstand an.“

Manfred Hirsch (Leiter Gebaudeund Wohnungsregister, GWR)

Mietern gemacht haben. Für
diese Gruppe hätte das Land
eigentlich das Projekt „Sicher
Vermieten” ins Leben gerufen.
Das war im März 2021, bisher
blieben große Lebenszeichen
der Projektgruppe aber aus.
Das Vorhaben scheint versandet zu sein.
Vorreiter
bei „Sicher

Vermie-

Mietpreisen im privaten
Sektor zu erreichen. Dieses
Ziel ist länd

rung
bei der Suche nach einer
Lösung einen starken Partner mit einem hohen Grad

gegenüber der Tiroler Tageszeitung mit. (misp)

_ Die Immobranche hält Leerstand bis fünf Prozent für wichtig.

.

Fokz O ogn

‚’ Das Geschäftsmodell, Wohnungen
leer stehen zu lassen
und auf die Wertsteigerung zu setzen, funktioniert seit dem letzten
Jahr nicht mehr.“

Philipp Retsinger (Fachgruppenobmann Immobitenhandel)

ten“ ist Vomrlbetg‚ Das Land
hilft über einen gemeinnützigen Wohnbauträger den
Vermietern beim Vermieten.
Nach Startschwierigkeiten
werfe das Projekt inzwischen
an die 300 bis 400 Wohnungen
auf den Markt, heißt es aus
Vorarlberg.

Bei der Tiroler Wirtschaftskammer hält man die Leer-

&. standsabgabe eher für einen

Prozent 8immcmtoil

1 , will eine Erhebung des Leerstandes. In
KPO-plus-Chef Kay-Michael Danki dürfte die Kommunisten in die Wahl führen.

]

Fonx Marn

_
‚ Leerstand ist nur

in Ausnahmefällen
erlaubt, ansonsten ist
eine Leerstandsabgabe
zu bezahlen - oder noch
besser, die Wohnungen
kommen auf den Markt.“

Georg Willi, Grüne
(Innsbrucker Burgermeister)

Tropfen auf den heißen Stein.
Die Zahlen der Monitoring-

Gruppe zweifeln die Immo-
Branchenvertreter Philipp
Reisinger und Arno Wimmer
an. Zudem sei ein Leerstand
von drei bis fünf Prozent nötig, „um den Immobilien-

markt am Laufen zu halten,
sonst könnte man ja nie um-

ziehen”, Wimmer.

Die Wirtschaftskammer

hofft auf Innsbruck

ßhmmm

weiß von Anlegern, die ihre Wohnungen leer stehen
ließen und auf den Wertzuwachs setzten. „Das Geschäftsmaodell funktioniert
seit dem letzten Jahr nicht
mehr”, sagt Reisinger. Bei
den Preisen sei Leerstand unrentabel, wirtschaftlich nicht
abbildbar. Leerstand sei vielleicht für jene leichter zu verkraften, die mehr Wohnungen am Markt haben.

Die letzte Gruppe unter
denen, die Wohnungen leer
stehen lassen, sind jene, die
kurzfristig vermieten und etwa auf die Buchungsplattform
Airbnb setzen. Da wiederum
gibt es in Innsbruck eine eigene Taskforce, die bei Hirschs
Leuten angesiedelt ist. Innsbrucks Bürgermeister Georg
Willi ist von seiner Idee des
Leerstandsmonitorings überzeugt. „Leerstand ist nur in
Ausnahmefällen erlaubt, ansonsten ist eine Leerstandsabgabe zu bezahlen — oder
noch besser, die Wohnungen
kommen auf den Markt.”

er (ÖVP) schätzte selbst
für die Stadt yurg den
Leerstand von 10.000 Woh-

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