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Tiroler Tageszeitung

„Sag mir, wo die Frauen im Innsbrucker Stadtbild sind“, Seite 16+17

Sag mir, wo die Frauen im Innsbrucker Stadtbild sind

Nach 25 Jahren wurde ein Platz nach der Theologin Herlinde Pissarek-Hudelist benannt.

Noch immer machen Frauen nicht einmal zehn Prozent der Straßennamen aus,

unbenannte Wege gibt es kaum. Ein Autor schlägt vor, belastete Namensgeber zu löschen.

Von Alexandra Plank

Innsbruck — In der Seestadt Aspern, einem neu
errichteten Stadtteil von
Wien, wurden so gut wie
alle Straßen und Plätze
nach Frauen benannt.
Dort gibt es etwa die
Janis-Joplin-Promenade
oder den Hannah-
Arendt-Platz.

In Innsbruck gehen
Veränderungen langsam:
Schon vor 20 Jahren stellte die damalige GR Doris
Linser (Grüne) den Antrag, künftig Straßen ausschließlich nach Frauen
zu benennen. Damals
waren von 817 Innsbrucker Straßen 96 % nach

„Würde man die ganzen
Alt-Nazis aus Innsbrucks
Stadtbild löschen, indem man ihnen die Straßen entzieht, hätte man
viele Möglichkeiten für

Männern und nur 4%
nach Frauen benannt.
In Zahlen sind das 282
männliche Straßennamen und 13 weibliche.
Die Verbesserung ist seither minimal.

Linser nannte 2002 sieben Frauen, die zu Ehren
kommen sollten, nur eine von ihnen wird nun
im Innsbrucker Stadtbild
berücksichtigt. Im November wurde in einem
Festakt der „Univ.-Prof.in
Dr.in Herlinde Pissarek-
Hudelist-Platz“ zwischen
der Theologischen Fakultät und der Volksschule
Innere Stadt eingeweiht.
Der Platz ist durch die
Neugestaltung dieses

Neubenennungen.“ Der
Stadtarchivar verweist
hingegen auf Kurioses:
Es gibt zwei Männer,
nach denen gleich je zwei
Straßen in Innsbruck be-

Areals entstanden. Pissarek-Hudelist war die erste
Dekanin einer katholischtheologischen Fakultät.

Linser freut die späte Ehrung der Theologin
sehr: „Wir haben viele
Diskussionen wegen der
Fristenlösung geführt.
Obwohl wir total konträrer Meinung waren, war
da immer viel Respekt.“
Linser war eine der Gründerinnen des Arbeitskreises Emanzipation und
Partnerschaft (AEP).

Die anderen Frauen
blieben in der Warteschleife: Valerie Mikesch,
Mitbegründerin des Gehörlosenverbandes Tirol,
Henriette Stadler, erste

1) Nach 20 Jahne we dér l;l_atz für die Theologin verwirklicht. 2) Vor dem Haus der Musik war ein Hilde-Zach-P
3) Die „Hilde Zach Ruhe“ über Innsbruck. 4) Die Tafel des NS-Arztes wurde mit einer Erläuterung versehen.

nannt sind. Ein Nachtrag
zu Zach: Wer oberhalb
von Innsbruck wandert,
kann bei der „Hilde Zach
Ruhe“ rasten. Das idyllische Plätzchen wurde

Seite 6 von 13

’‚ Die Würdigung
freut mich - obwohl Pissarek-Hudelist und ich konträrer
Meinung waren, war
da viel Respekt.“

Doris Linser
(Ex-Politikerin) Foto: Uni Innsbruck

Innsbrucker Rechtsanwältin, aber auch Landesfürstin Anna Caterina Gonzaga sollten im

latz angedacht.
Fotos: Uni Innsbruck, Böhm (2), Rachle,
vom Verschönerungsverein geschaffen. Obmann
Hermann Hell ärgert,
dass es sich um die einzige Erinnerung an die

Stadtchefin handelt. Vie-

Stadtbild sichtbar sein.
Das meint Stadtarchivar
Lukas Morscher. Doch
es gibt ein Problem: Die
meisten Straßen in Innsbruck haben bereits einen
Namen. Morscher verweist auf einen weiteren
Fallstrick: „Der Ort muss
auch passen - wenn etwa
eine Freiheitskämpferin
neben dem Recyclinghof
eine Straße bekommt, ist
das deplatziert.“

Die zuständige Stadträtin Uschi Schwarzl erklärt, dass das Vorhaben,
den Platz vor dem Haus
der Musik Hilde-Zach-
Platz zu nennen, bisher gescheitert sei. Mit
der Stadterweiterung im
Westen kämen jedoch
neue Straßen und Möglichkeiten dazu. 2023
werde sich der Kulturausschuss neuerlich mit
dem Thema Straßenbenennungen auseinandersetzen. Abgesehen
davon, dass Frauen - wie
auch in der offiziellen
Geschichtsschreibung —
bei Straßennamen kaum
sichtbar seien, habe man
ein Problem mit Straßen
für Menschen, die keine
Anerkennung verdient
haben, so Schwarzl. Derzeit herrsche die Meinung vor, dass man Geschichte nicht löschen,
sondern erklären soll.“
Zudem koste eine neue
Straßenbezeichnung
nicht nur viel Geld, sie sei
auch bei den Anrainern
unbeliebt.

Gernot Zimmermann,
langjähriger Innsbrucker Taxler und Autor,
ist während der Corona-
Lockdowns alle Straßen
Innsbrucks abgegangen und hat darüber ein
Buch geschrieben. Er
ist für radikale Schnitte:
le Innsbrucker finden:
Da Ruhe und die quirlige
Ex-Bürgermeisterin ein
Widerspruch sind, wäre
auch ein Platz im Herzen
der Stadt wichtig.