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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

Von Michael Sprenger

Innsbruck, Wien - Die Grünen
sind seit 2013 Koalitionspartnerin der bislang dominanten Landeshauptmann-Partei ÖVP. Es gilt als keineswegs
gewagt: Eine Fortsetzung
dieser Regierungskonstellation wird sich nach dem kommenden Wahlsonntag rechnerisch nicht mehr ausgehen.
Wollen die Grünen Regierungspartei bleiben, müssen
sie auf eine Dreierkoalition
oder gar Viererkoalition hoffen. Darauf spitzen auch die
NEOS. Sie drängen auf die
Regierungsbank. Auch sie
bieten sich als bürgerliche Alternative für eine abtrünnige
ÖVP-Wählerschaft an. Während die Grünen seit Ende der
1980er-Jahre auf die gesteigerte ökologische Sensibilität in der Tiroler Bevölkerung
bauen konnten, bieten sich
die NEOS als junge liberale
Wirtschaftspartei an. Beide,
Grüne und NEOS, geben sich
zudem in gesellschaftspolitischen Fragen fortschrittlich.

Die Pinken schafften 2018
— bei ihrem ersten Antreten
— mit 5,2 Prozent knapp den
Einzug in den Landtag. Die
Grünen hingegen können
vergleichsweise schon als
etablierte Kraft angesehen
werden. Sie schrieben in Tirol
mehrmals grüne Geschichte.
1989 schafften sie erstmals
den Einzug in den Landtag.
Fünf Jahre später legten sie
stark zu und bekamen einen
Sitz in der damals noch nach
dem Proporz zusammengestellten Landesregierung. Eva
Lichtenberger wurde die erste grüne Landesrätin in Österreich. Sie war zuständig für
Umweltschutz.

Bei der Landtagswahl 2013
konnten die Grünen auch von
den Verlusten der erst seit
2008 im Landtag vertretenen
Partei des langjährigen ÖVP-
Politikers Fritz Dinkhauser
profitieren. Sie erreichten
12,6 Prozent. Es kam zu einer schwarz-grünen Koalition. Eine Premiere. Am 25.
Februar 2018 wurde diese Regierungskonstellation trotz
Verlusten auf grüner Seite
bestätigt.

Knapp zwei Monate später landeten die Grünen eine weitere Sensation mit ös-

„Farbenlehre mit Pink und Grün“, Seite 13

Farbenlehre mit
Pink und Grün

Für die Grünen war Tirol immer ein guter Boden. Am
Sonntag hoffen die NEOS, die Rolle der bürgerlichen
Alternative für enttäuschte ÖVPler zu übernehmen.

NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger will am Sonntag mit Dominik Ober-

hofer feiern. Grünen-Chef Werner Kogler baut auf ein gutes Ergebnis der

Tiroler Grünen unter Gebi Mair.

terreichweiten Schlagzeilen.
Die Grünen wurden bei der
Gemeinderatswahl stimmenstärkste Partei in Innsbruck und sie eroberten mit
Georg Willi den ersten Bürgermeistersessel in einer
Landeshauptstadt. Dies war
umso bemerkenswerter, als
die Öko-Partei doch bei der
Nationalratswahl 2017 ein
Desaster erlebte. Sie scheiterte an der Vier-Prozent-Hürde
und flog aus dem Parlament.

In den aktuellen Umfragen
befinden sich die Grünen und
die NEOS zwischen acht und
zehn Prozent. Die Grünen
wollen unbedingt über der
10-Prozent-Marke bleiben,
die NEOS wollen so nah wie
möglich an diese Marke herankommen. Jedoch haben
beide Parteien mit der Liste
Fritz einen echten Konkurrenten - wenn es um Protestwähler geht.

Trotzdem: Die NEOS hoffen, nach Wien (dort im Bünd-

Seite 5 von 14

Foros: APA/Spueß, zestungstoto.al/ Lebl

nis mit der SPÖ) und Salzburg
(in einer Dreierkoalition mit
ÖVP und Grünen) auch in Tirol Regierungsverantwortung
übernehmen zu können. Dies
würde der Partei um Beate
Meinl-Reisinger bundespolitischen Auftrieb geben.

Die Grünen wiederum hoffen auf überschaubare Verluste. Sie sind im Bund in
einer Koalition mit der ÖVP.
Auf Bundesebene setzt ihnen
die Regierungsarbeit mächtig
zu. Ein Absturz in Tirol könnte parteiintern schwere Irritationen auslösen. Die Tiroler
VP könnte am Sonntag ein
Drittel ihrer Wähler von 2018
verlieren. Den Grünen droht
ein Verlust von bis zu einem
Viertel ihrer 2018er-Wählerschaft.

Diese prognostizierten Verluste für die Tiroler Regierungsparteien würden dann
bundespolitisch erklärbar
sein - und hätten bundespolitische Auswirkungen.