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Tiroler Tageszeitung

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„Helmut Kritzinger 1928-2023“, Seite 4
30.10.2023

Helmut Kritzinger 1928-2023

ÖVP-Urgestein und ehemaliger Bundesratspräsident war mehr als 60 Jahre politisch tätig.

Innsbruck — Sein Leben war
geprägt von der Politik, die
er erst 2019 wirklich verließ.
Aber auch vom Einsatz für seine Heimat Südtirol, aus der er
Anfang der 1960er-Jahre flüchten musste. Samstagabend ist
der langjährige Obmann des
Tiroler ÖVP-Seniorenbundes,
Innsbrucker Gemeinderat und
ehemalige Bundesratspräsident Helmut Kritzinger (95) in
Sarnthein verstorben.
Aufgewachsen im Sarntal,
wandte sich der ausgebildete Volksschullehrer rasch der
Politik zu. Als Ortsobmann der
Südtiroler Volkspartei geriet er
rasch auch ins Visier der Carabinieri, die den Freiheitsdrang
der Südtiroler Bevölkerung
mit Argusaugen beobachtete. Kritzinger ließ keine Gelegenheit unversucht, um die
Italienisierung seiner Heimat
zu kritisieren. Er selbst war
an den Bombenanschlägen in
der „Feuernacht“ im Juni 1961
nicht beteiligt, weil er wegen
antinationaler Propaganda gegen Italien im Gefängnis saß.

Erinnerungen: 2021 war Helmut Kritzinger noch Gast von Bernhard Aichner bei den Zeitzeug ächen

S>r

Der Verhaftung durch die
italienische Polizei entzog
sich Kritzinger 1962 durch seine Flucht: zu Fuß über Osttirol nach Innsbruck. Hier beauftragte ihn der damalige
Landeshauptmann Eduard
Wallnöfer mit dem Aufbau
einer Organisation für die Senioren. In den Folgejahren
entstand so der Tiroler Senio-

Fote. Fa

renbund, in dem Helmut Kritzinger mehr als 50 Jahre lang
den Takt vorgab — als Landessekretär, Bezirks- und schließlich als Landesobmann von
1997 bis 2019. Zeit seines Lebens setzte sich Kritzinger unermüdlich für die Anliegen der
Senioren ein.

Kritzinger mischte aber
auch in der Innsbrucker Kom-

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munalpolitik mit, dort kandidierte er ab 1983 mit dem
Seniorenbund eigenständig.
Erst vor fünf Jahren zog er sich
vor der Innsbrucker Gemeinderatswahl 2018 aus dem Gemeindeparlament zurück. Ein
Höhepunkt seiner langen politischen Karriere war das Jahr
2008, als er im ersten Halbjahr
Präsident des Bundesrats war.

Die Politik hat Kritzinger
stets gemahnt, sich um den
Zusammenhalt in der Gesellschaft und die älteren Generationen zu kümmern. Im Zeitzeugengespräch von Tiroler
Tageszeitung und ORF Tirol
2021 trug er der Politik quasi
als Vermächtnis auf, dafür zu
sorgen, „dass ältere Menschen
eine ordentliche Pension erhalten, dass ihre Arbeit nicht
bestraft wird“.

Tirols ÖVP-Chef Anton
Mattle würdigte Kritzinger als
Menschen, der sich unermüdlich für die Anliegen der Seniorinnen und Senioren in Tirol
sowie für die Beziehungen zu
Südtirol eingesetzt hatte. (TT}