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Jahr: 2023

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Tiroler Tageszeitung

„Widerstand gegen Wohnanlage“, Seite 17

Widerstand gegen Wohnanlage

In Amras planen private Projektentwickler ca. 140 frei finanzierte Wohnungen. Sie setzen
auf Dialog und Konsens mit der Stadt. Doch die massiven Bedenken der Anrainer bleiben.

Innsbruck - Ein Wohnbau-Großprojekt in Innsbruck-Amras sorgt weiter
für Kontroversen: Auf einem
8000-m2-Areal zwischen
Amraser-See- und Gerhart-
Hauptmann-Straße, das von
Pema Holding und UBM erworben wurde, wollen die privaten Projektentwickler eine
Wohnanlage errichten - nach
derzeitigen, bereits adaptierten Plänen ca. 140 frei finanzierte Wohnungen, verteilt auf
sechs Baukörper (Erdgeschoß
plus vier Obergeschoße).

„ Es soll als Pilotprojekt die erste frei
finanzierte Wohnanlage
in klimaneutraler Holzbauweise entstehen.“

Gerhard Schöffthaler
(UBM Development GmbH)

Eine vom Bauausschuss zuvor mehrheitlich empfohlene
Bausperre wurde, wie berichtet, im Oktober-Gemeinderat
durchaus unerwartet wieder
von der Tagesordnung genommen. Befürworter hätten
darin ein Instrument gesehen,
städtische Interessen bei der
Entwicklung des Projekts zu
sichern. Für Umschwung bei
manchen Mandataren sorgte offenbar ein Schreiben der
Projektwerber, die betonen,
dass man das Vorhaben „im
Konsens“ mit Stadt, Stadtplanung und Gestaltungsbeirat
entwickeln wolle. Konkret soll
ein gemeinsamer „Planungsworkshop“ stattfinden.

Gerhard Schöffthaler von
der UBM Development Österreich GmbH bekräftigt diesen Zugang: Geplant sei als
Pilotprojekt die „erste frei fi-

Rund 140 frei finanzierte Wohnungen in sechs Baukörpern sollen auf diesem Areal entstehen.

nanzierte Wohnanlage in klimaneutraler Holzbauweise“
mit erneuerbarer Energie und
großzügigen Grünbereichen.
Bisherige Abstimmungsgespräche mit Stadtplanung,
Gestaltungsbeirat und Polit-
Vertretern seien konstruktiv
verlaufen, man sei zuversichtlich, „dass in den nächsten
Wochen die finale Abstimmung erfolgt“.

Eine Bausperre hätte einen
„konstruktiven Prozess“ beendet und das Projekt letztlich
nur verteuert, meint Schöff-

thaler. Von der Sperre abzusehen, sei daher „für alle Beteiligten eine Entscheidung der
Vernunft“ gewesen.

Die Kritik von Anrainern an
einem „überdimensionierten“ Projekt — eine Petition
„für maßvollen Neubau“ und
„gegen maßlose Verkehrsbelastung“ liegt bei über 520 Unterschriften — weist Schöffthaler zurück: Die Liegenschaft
(bislang landwirtschaftlich genutzt, Anm.) sei seit Jahrzehnten als Bauland gewidmet.
Bauhöhe und Dichte des Vor-

Seite 4 von 16

Fotz Mictan Oerureg

habens - erarbeitet von einem
anerkannten Raumordnungs-
Sachverständigen - lägen „unter den Werten von Objekten
in der Nachbarschaft“. Das
Projekt sei städtebaulich auf
Amras abgestimmt, bodensparende Nutzung ohnehin
geboten. Die Tiroler Bauordnung sichere Interessen benachbarter Liegenschaften
durch entsprechende Abstände. Die zusätzliche Verkehrsbelastung in der Gerhart-
Hauptmann-Straße werde
laut Verkehrsgutachten „un-

ter 5% betragen“. Und bis zur
geplanten Fertigstellung Ende
2026 sei am Markt ein „Mangelan Eigentumswohnungen“
zu erwarten, tritt er Zweifeln
am Bedarf entgegen.

Anrainervertreter um Harald Jabinger sehen das ganz
anders: Ein Interessenausgleich im Dialog zwischen
Bauwerbern und Politik sei
zwar zu begrüßen. Leider
komme es dabei regelmäßig
zu einem „Kniefall“ vor den
Investoren — was sich an diversen Projekten mit außergewöhnlicher Dichte zeige.

’‚ Leider gehen unse-

re Gemeinderäte

oft mit einem Kniefall
vor Investoren aus solchen Gesprächen.“

Harald Jabinger
(Anrainerinitiative Amras)

Das Projekt in Amras solle
offenbar „entgegen allen Traditionen in Rekordzeit durchgepeitscht werden“, am besten noch vor den Wahlen und
den damit verbundenen „Unwägbarkeiten“ für den Bauwerber. Eine bis zu einjährige
Bausperre hätte „das Offensichtliche zu Tage gebracht“,
schließlich solle in einem Jahr
die Wohnbedarfsstudie des
Landes Tirol vorliegen, erklären die Anrainer, die den Bedarf an frei finanzierten Wohnungen bezweifeln.

Die Forderungen der Anwohner bleiben aufrecht — eine „maßvolle Verbauung“,
konkret halb so groß wie angestrebt, eine Verkehrsberuhigung im Wohngebiet und ein
Konzept zur (sozialen) Integration in den Stadtteil. (md)