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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_12__Presse_OCR
- S.12
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Kronenzeitung
überall, wo eine geschlechtsneutrale Sprache herrscht,
auch eine gleichberechtigte
Gesellschaft existiert - etwa
in der Türkei.
Das bezicht sich auf cine
Studie. in der verschiedene
Sprachen verglichen worden
sind. Wenn ich mich richtig
erinnere, ist daran die Methodik kritisiert worden.
Konkret zum Türkischen:
Es gibt trotzdem schr vicle
Formen, Fraucn im Türkischen abzuwerten, obwohl
cs keimn grammatikalisches
Karoline
Irschara (li.)
mit Redakteurin Nadine
Isser im
Gespräch. Für
„16 Tage
gegen
Gewalt“
erleuchtet
das Landhaus
orange (li.).
Geschlecht gibt. Die Grundsatzidee ist ja nicht, dass die
Sprache durch das Gendern
total necutral wird — also
auch im Deutschen —, sondern, dass es ein bisschen gerechter wird. Und Studien
haben gezeigt, dass die mentale Repräsentation stärker
wird, wenn man Fraucn
auch erwähnt.
Gibt es eine geschlechtsneutrale Sprache?
Das ist eine Illusion. Eine
Sprache ist nic völlig neutral. Es gibt ja auch andere
Bereiche, wo man das sicht:
Beispielsweise, wic man
über Leute spricht, die flüchten — da kommt es auf die
politische Einstellung an
und die eigene Position.
Komplimente sind oft
ungefragte Meinungen
Wie kann man Sprache gleichberechtigter machen?
Man kann schauen, ob
Frauen überhaupt zur Sprache kommen, etwa bei Inter-
vicws. Es muss auch nicht
beim Text aufhören, man
Fa Cr aurmer
kann sich auch die Frage
stellen, wie Frauen bildlich
dargestellt werden.
Was meinen Sie damit?
Es sollte das Biıld so gewählt werden, dass cs zum
Text passt — und nicht einfach ein Bild von einer Frau,
wo diese sexualisiert oder
objektiviert dargestellt wird,
wic es oft in der Werbung geschicht. Da gibt es sogar
Studien, dass das auch gar
nicht mechr Käufer anlockt.
Was kann man machen, um
dem entgegenzuwirken?
Wenn em abfälliger Kommentar über Frauen kommt,
oder ihr Außeres kommentiert wird, obwohl es gar keine Relevanz hat, ein sexistischer Witz erzählt wird,
oder Frauen Kompetenzen
abgesprochen werden, so
wic ich es erst gestern von
einem 35-jährigen Akademiker gehört habe, der meinte,
Musik und Frauen — das gehe nicht zusammen, er kenne keine Frau, die gut singen
kann. Da denke ich mir: So
etwas kann man fast nicht
sagen, ohne dass man Frauen innerlich verachtet. Bei
solchen Sachen könnte man
widersprechen. Aber das ist
natürlich nicht leicht, weil
man nicht immer die Kraft
dazu hat und man sich vielleicht nicht auf die Diskussion einlassen will.
In der Kritik stehen immer
wieder Komplimente von
Männern. Warum?
Das sind ungefragte Meinungen. Das ist cın Feedback, das man gar nicht cingefordert hat. Das hängt damit zusammen, dass sich
Männer oft ihrer Privilegien
nicht bewusst sind. Männer
nehmen sich oft das Recht,
den Raum verbal zu dominieren. Wenn man das als
Frau nicht möchte, wird oft
crwidert, dass man sich über
ecin Kompliment doch freuen
müsse. Oder öfter lächeln
solle.
Wann ist es dann okay, ein
Kompliment zu machen?
Man sollte sich überlegen:
Ist das Kompliment angemessen oder steht das nicht
zur Debatte? Ist es im Flirtoder im Arbeitskontext, wo
cs überhaupt nicht passt?nais
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