Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2023

/ Ausgabe: 2023_12_1_Presse_OCR

- S.10

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2023_12_1_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2023
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

„Alte Musik in neuen Kleidern“, Seite 16

3 Fragen an

Musikalischer Leiter der
Antsbrucker Festwochen

„Kürzungen
sind kein Verrat“

Der neue Co-Leiter der
Festwochen der Alten Musik versteht sich als „Musikphilologe”, der „den Dialog
zwischen Vergangenheit
und Gegenwart sucht“.

Sie leiten die Festwo-

chen im Doppel. Wie

funktioniert das? Zwei
Köpfe denken besser als
einer. Eva-Maria kennt das
Festival sehr gut, versteht es,
in Formaten und Projekten
zu denken. Das ergänzt sich
ganz wunderbar mit meinen musikalischen Ideen.

Wie darf man sich

diese Ideen vorstel-

len? Als Musikphilologe tauche ich tief in die
Werke und ihren Kontext
ein. Ich suche Authentizität.
Aber das heißt nicht, dass
ich an einer Fotokopie alter
Formen arbeite, sondern
versuche, die Emotionen
der Vergangenheit ins Heute zu übersetzen. Dadurch
eröffnet sich auch interpretatorischer Spielraum.

Das heißt, auch Kür-

zungen sind kein Verrat.
Im Gegenteil: Oft wird man
dem, was die Komponisten
im Kopf und Herzen hatten, dadurch gerechter.

Das Interview führte
Joachim Leitner

Fom Batırı

Alte Musik
in neuen
Kleidern

Bewährtes und andere Wege:
Eva-Maria Sens und Ottavio
Dantone präsentierten ihre
erste Festwochen-Spielzeit.

Innsbruck — Herbert Grönemeyer ist heuer 67 geworden.
Ihn deshalb zum Vertreter Alter Musik zu erklären, wäre
vermessen. Eines der Mottos
für die kommenden Innsbrucker Festwochen der Alten
Musik gibt er trotzdem vor:
„Alles bleibt anders.“ Das Leitungsduo des Festivals ist neu:
Die künstlerische Direktorin
Eva-Maria Sens — bislang Betriebsdirektorin der Festwochen — und Ottavio Dantone
als neuer musikalischer Leiter
folgen auf Alessandro De Marchi, der das Festival 14 Jahre
lang inhaltlich verantwortete.
Gestern haben sie ihre erste
Spielzeit präsentiert. Sie ist mit

Feiee Or

‚ Die Festwochen
bleiben die Festwochen, aber wir haben
alle Fenster aufgemacht

und durchgelüftet.“

Eva-Maria Sens
(kunstlierische Direktorin)

„Woher kommen wir? Wohin
gehen wir?“ überschrieben.
Auch ihre künftigen Spielzeiten sollen von solchen „Fragebögen“ geleitet werden. „Die
Festwochen bleiben die Festwochen”, kündigt Sens an,
„aber wir haben die Fenster
aufgemacht — und durchgelüftet.”

Bewährtes, der Cesti-Wettbewerb für junge Sängerinnen
und Sänger etwa, bleibt erhalten. Der Fokus auf die Nachwuchsarbeit wird intensiviert.
Das bislang eigenständige
Festival „youngbaroque“ (17.
bis 21. Juli) wird in die Festwochen integriert.

Auch die Barockoper:Jung
wird es weiterhin geben: „Arianna in Creta” von Georg
Friedrich Händel hat am 17.
August in den Kammerspielen
Premiere. Musikalisch geleitet
wird sie von Angelo Michele
Errico, Stephen Taylor führt

e.

An Händel lässt auch die
Festwochen-Eröffnungsoper
im Landestheater denken.
Aber dieser „Cesare in Egitto“
— mit Ottavio Dantone am Pult
des neuen Residenzorchesters
Accademia Bizantina-stammt
vom heute nahezu unbekannten Geminiano Giacomelli.
„Ein Meisterwerk”, sagt Dantone — und unterstreicht: „Zu
Lebzeiten überstrahlte Giaco-

Eva-Maria Sens und Ottavio Dantone leiten Innsbrucks traditionsreiche Festwochen im Doppel.

mellis Ruhm den von Antonio
Vivaldi.”

Als dritte szenische Produktion kommt am 25. August
„Dido, Königin von Carthago”
von Christoph Graupner zur
Premiere. Zweiter Spieltermin
ist der 27. August. Es inszeniert Deda Christina Colonna, die bei den Festwochen

bereits Vivaldis „Ottone* und
Lullys „Armide“ auf die Bühne
brachte.

Neuerungen gibt es bei den
„Ambraser Schlosskonzerten”.
Sie bleiben die musikalischen
Vorboten des eigentlichen
Festivals. Doch ab 2024 finden
die vier Konzerte an zwei aufeinanderfolgenden Wochen-

Die 48. Festwochen der Alten Musik

schichten* suchen Festwochen-

Tosa: Böter

enden Ende Juli/Anfang August im Spanischen Saal statt.

Ein weiteres neues Format
sind die „Hörgeschichten“, in
denen Festwochenkünstlerinnen und -künstler den direkten Kontakt zum Publikum
suchen. Das K2 im Haus der
Musik soll dabei zum „Hörlabor”“ werden, in dem Historie
und Wirkung ausgewählter
Werke in Gesprächen erforscht
werden soll. Außerdem laden
die Festwochen heuer erstmals zur „Blauen Stunde* in
den Pavillon im Hofgarten:
Das erste Nachtkonzert, es
findet am 14. August statt, bestreitet Giovanna Baviera.

Ermöglicht werden die
Neuerungen auch durch den
wirtschaftlichen Erfolg der
Festwochen 2023, wie der
kaufmännische Direktor Markus Lutz berichtet: 20.000 Besucherinnen und Besucher
wurden gezählt, die Auslastung lag bei 96 Prozent, die
Ticketeinahmen betrugen
460.000 Euro. (jole)

Seite 10 von 27