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Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023_12_12_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Schwarz vor Augen“, Seite 2
Von Peter Nindler
ie Führung in der Tiroler Landes-
D verwaltung hat seit einigen Jahren
eine auffällige Schlagseite. Daraus
erklären sich nicht nur fragwürdige Besetzungen mit ÖVP-nahen Gefolgsleuten,
sondern genauso Diskriminierungen von
qualifizierten MitarbeiterInnen. Wie in der
Landesforstdirektion. Außerdem verzichten
immer häufiger potenzielle Führungskräfte
auf eine Bewerbung, weil oftmals schon
im Vorfeld feststeht, wer den Job bekommen soll. Und letztlich sind die 18 Wochen
Dauerurlaub für den im Vorjahr kurzzeitig
in den Landesdienst zurückgekehrten ehelna]igen Raumord g landesrat Hannes
Tratter (ÖVP) ebenfalls Ausfluss einer be-
LETLATUNMET
Schwarz vor Augen
Die Besetzung von Spitzenjobs in der Tiroler Landesverwaltung und in landesnahen Unternehmen folgt seit Jahren
einem bekannten Muster. ÖVP-Parteigänger sind immer bestens und beinahe konkurrenzlos qualifiziert.
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haft
wusst gesteuerten Z g
in der heimischen Beamtenschaft.
Dass Tratter Geschäftsführer der gemeinnützigen Baugesellschaft Neue Heimat wird,
stand zu diesem Zeitpunkt informell auch
schon fest. Deshalb war es nicht überraschend, dass sich der ÖVP-Politiker schlussendlich gegenüber 14 MitbewerberInnen
durchgesetzt hat. Viel Expertise, Erfahrung
und ein hervorragendes Netzwerk wurden
ihm attestiert, am 1. Jänner tritt Tratter
offiziell seine Funktion in der Neuen Heimat
an. Es bleibt aber mehr als nur ein bitterer
Beigeschmack picken, Postenschacher liegt
vielen im Land auf der Zunge.
Wie ist das alles möglich? Das System
im Landhaus funktioniert relativ einfach,
denn die Netzwerke werden vorab in den
Regierungsbüros gesponnen. Vorwiegend in
jenen der Tiroler Volkspartei, der jeweilige
Koalitionspartner kann dann im unterschwelligen Bereich mitnaschen.
Das größte Sprungbrett bietet das Büro
des Landeshauptmanns, von dort aus wird
Karriere in der Landesverwaltung gemacht.
Die Liste der Bezirkshauptleute spricht Bände. Dort genügt sogar ein kurzer Zwischenstopp, um rasch zum Personalchef des Landes aufzusteigen. Natürlich handelt es sich
dabei um einen in der Wolle türkis-schwarz
gefärbten Parteigänger mit konkurrenzlosen
Qualifikationen. Transparenz und Objektivität bei Besetzungen werden damit auf eine
harte Probe bzw. auf den Kopf gestellt.
Diese parteipolitische Denke setzt sich
nahtlos bei Per l heid in lan-
desnahen Unternehmen - siehe Tratter und
Neue Heimat - fort. Aber nicht nur dort. Landeshauptmann und Personalreferent Anton
Mattle (ÖVP) trägt dafür die politische Verantwortung. Er hat es nämlich verabsäumt,
das System seines Vorgängers aufzubrechen.
Jetzt sind es seine personellen Baustellen,
Mattle kann sie nicht einfach achselzuckend
aussitzen. Indem er fragwürdige Postenbesetzungen zulässt, verstärkt
Mattle lediglich den Vertrauensverlust in die Politik.
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peter.nindier@tt.com
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