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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_03_27_Presse_OCR
- S.9
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Tiroler Tageszeitung
„‚Die Elli von der Stadt‘ lässt sich nicht beirren“, Seite 22
„Die Elli von der Stadt“
lässt sich nicht beirren
Flisabeth Mayr erzählt von ihrem schnellen Aufstieg in der Politik, einem
besonderen Hochzeitstag und warum sie als Kind Ferdinand sein wollte.
Von Denise Daum
Innsbruck —- Sportplatz eröffnen, Schulfeiern besuchen,
Preise überreichen. Elisabeth
Mayr (SPO) ist als Stadträtin
für Bildung, Frauen, Integration und Sport viel unterwegs.
Wenn sie zu einem Termin
kommt, nennt man sie nicht
Frau Stadträtin. „Gemeinderätin, Stadträtin — vielen Leuten sagt das nichts. Deshalb
bin ich für die meisten die Elli
von der Stadt”, erzählt Mayr.
Und das gefällt ihr. Sie will als
Politikerin nahbar sein, sich
um die Menschen kümmern.
Das wollte sie schon als
Kind. Auf die Frage des Volksschullehrers, was sie denn
einmal werden will, antwortete sie: Ferdinand. Ferdinand? Ferdinand war der
Amitsleiter in Terfens, wo Elli
Mayr damals mit ihren Eltern
und den zwei Äälteren Brüdern wohnte. „Im Dorf hat
es immer geheißen: Wenn du
was brauchst, geh nicht zum
Bürgermeister, sondern zum
Ferdinand. Ich dachte, das ist
eine Berufsbezeichnung für
jemanden, der kompetent ist
und sich um alles kümmert.”
Von der Verwechslung von
Name und Beruf ließ sie sich
nicht beirren. „Ich lasse mich
nicht leicht verunsichern und
habe einen langen Atem"”, sagt
die 40-Jährige. Das sei hilfreich in der Politik. „Und ich
habe einen gewissen Charme.
Auch das kann hilfreich sein.
Ich versuche es zuerst auf
sachlicher Ebene, dann aber
auch über Empathie.”
Ihre ersten Lebensjahre
verbrachte Elisabeth Mavr in
|
Stadträtin Elisabeth (Elll) Mayr geht als Bürgermeisterkandidatin für die
SPÖ In die Innsbrucker Gemeinderatswahl.
Pradl, dann zog die Familie
nach Terfens (zu Ferdinand).
Zum Studieren kam Elli Mayr
zurück in die Stadt. Als Studienvertreterin kämpfte sie
gegen verpflichtende Auslandsaufenthalte. Als Argument führte Mayr ins Treffen, dass es Studierende mit
Betreuungspflichten gebe.
„Der Rektor warf mir daraufhin Gewerkschaftermentalität vor. Das war für mich ein
Kompliment.” Vorbild war
ihr auch die Mutter, eine engagierte Personalvertreterin.
Als sie Volksschulkinder in
Deutsch unterrichtete, stellte Mayr fest, dass nicht alle
Kinder die gleichen Chancen
"ıa baır
muss zur SPO gehen." Über
das Renner-Institut dockte
sie schließlich bei den Roten
an. Im Jahr 2016 übernahm
sie die Geschäftsführung des
Innsbrucker Gemeinderatsklubs. Da konnte sie sich
noch nicht vorstellen, selbst
in die Politik zu gehen.
Bis zur „legendären Patscherkofel-Sitzung” Anfang
2017, als ein Nachtragskredit
beschlossen wurde. „Nach
dem Aktenstudium war für
mich klar: Da kann man nicht
zustimmen. Aus dem Klub
hieß es dann: Wenn du mitreden wilkst, musst du in die Politik gehen.” (Die SPÜ stimmte
damals als Koalitionspartner
haben. „Wer das ändern will. _ dem Nachtragskredit zu.)
Dann ging alles ganz
schnell. Nach der Wahl 2018
nominierte sie der SPÖ-Vorstand für den Stadtsenat.
Auch ohne Erfahrung als aktive Politikerin traute sie sich
das Amt der Stadträtin zu.
Für die Stadt-SPO waren
die vergangenen Jahre herausfordernd. Nach heftigen
internen Zerwürfnissen, die
großteils öffentlich ausgetragen wurden, hat sich der
SPÖ-Gemeinderatsklub aufgelöst. Schließlich sind Helmut Buchacher und Irene
Heisz aus der SPÜ ausgetreten. Über dieses Kapitel redet
die sonst so aufgeschlossene
Elli Mayr nicht gern. Irritieren lässt sie sich davon aber
nicht. „Das hat mir gezeigt,
wie wichtig es ist, ein gutes
Team zu haben.” Trotz allem
sei die Periode für
sie positiv
verlaufen.
„Ich liebe
meinen
Job, ich
liebe es,
Politik zu
machen.”
Apropos
Liebe. Elli Mayr ist
seit dreieinhalb
Jahren
glücklich
verheiratet mit Christoph.
Den Heiratsantrag bekam
sie, wie es sich für eine
SPÖlerin gehört: nach dem
Aufmarsch zum 1. Mai. Ausgerechnet an ihren Hochzeitstag am 21. August 2020
wurde kurzfristig ein Sondergemeinderat einberufen.
„Der Bürgermeister wusste,
dass ich an dem Tag heirate.” Elli Mayr erschien also
kurzerhand im Hochzeitskleid zur Sitzung. Nein, das
sei keine Inszenierung gewesen. Sie wollte sich nur nicht
beirren lassen.
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