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Tiroler Tageszeitung

„Ein Optimist, der immer noch an das Gute glaubt“, Seite 18

Ein Optimist, der immer
noch an das Gute glaubt

Georg Willi im Gespräch über schlaflose Nächte, Verletzungen,
>)apst Franziskus und den Glücksgriff seines Lebens.

Von Denise Daum

Innsbruck —- Samstag, 11
Uhr. Georg Willi sitzt in der
Innsbrucker Markthalle und
gönnt sich ein Glaserl Prosecco. Wer etwas vom Innsbrucker Bürgermeister braucht,
aber keinen Termin bekommen hat, der trifft ihn hier.
Geheimtipp ist das keiner.
Der Markthallen-Besuch
zählt zu Willis Wochenend-
Routine. Davor war er schon
Brot holen („Katharina liebt
frisches Brot”) und im Rathaus beim Jour-fixe mit dem
Finanzdirektor („Da können
wir in Ruhe arbeiten”).

Hinter Georg Willi (64) liegen sechs turbulente Jahre
mit Achterbahnfahrten der
Gefühle. Zuerst der Wahlerfolg 2018 — erstmals regiert
ein Grüner die Landeshauptstadt. Dann die Corona-Krise.
Das Platzen der Koalition. Die
Wahl des ersten blauen Vizebürgermeisters. Der Ukraine-
Krieg. Die Teuerung.

Nicht nur einmal hatte er
schlaflose Nächte, erzählt
Willi. Die meisten davon während der Corona-Pandemie.
Beschäftigt hat ihn immer
wieder auch „die Einsamkeit
des Letztentscheiders”.

Privar ist er alles andere als
einsam. Mit seiner Frau Katharina verbringt er jede freie
Minute. Sie begleitet ihn so
oft wie möglich bei Terminen. Jeden Samstag bekommt
sie von ihrem Mann Blumen
geschenkt (natürlich in der
Markthalle gekauft). „Katharina ist der Glücksgriff meines

14. April wiedergewählt wird.

Lebens.” Und seine wichtigste Beraterin. Sie ist die Erste,
die seine Reden zum Lesen
bekommt. „Georg, vergiss
es”, sagt Katharina Willi zunächst. „Dann ändert sie drei
Dinge und es passt perfekt.
Sie hat eine unheimliche Gabe, das Wesentliche zu erkennen”, erzählt Georg Willi.
Kennen gelernt haben sich
die beiden vor 34 Jahren bei
einem Fest im Bekanntenkreis. Danach ging alles ganz
schnell. „Katharina war binnen kürzester Zeit schwanger”, erinnert sich Georg
Willi. ‚Wunderbar. Ein Wink
des Schicksals”, habe er sich
damals gedacht. Mit Baby Jo-

——.“.
Inmsbrucks Bürgermeister Georg Willi (Grüne) geht davon aus, dass er am

Fosa Döhen

hannes (mittlerweile 32) tat er
sich anfangs leichter als seine
Frau, erzählt Willi. Als drittes
von acht Kindern hatte er viel
Erfahrung im Umsorgen von
Kleinkindern.

In seinem Elternhaus in Allerheiligen wurde viel politisiert. „Hauptsächlich ging es
um Landwirtschaftspolitik”,
sagt Willi. Sein Vater war Leiter der Büldungsabteilung in
der Landwirtschaftskammer
und ein „Bio-Pionier”, wie
Willi sagt. „Er schickte uns
Kinder auch regelmäßig in
die Landwirtschaft zum Arbeiten.” Von der Alm im Bregenzerwald bis zur Ranch in
Texas, vom Gras-Mähen über

Kühe-Melken bis zum Holz-
Schlägern —- Georg Willi sammelte viel Erfahrung.

Jahrzehntelange Erfahrung
hat Willi, der Jus und Biologie
„fast fertig studiert” hat, als
Oppositionspolitiker. Zuerst
im Gemeinderat, dann im
Landtag und im Nationalrat.
2018 wollte er „noch mal in
Innsbruck richtig erfolgreich
sein mit den Grünen — nicht
in der Opposition, sondern in
Verantwortung”.

Obwohl
Willi
durch und
durch ein
Grüner
ist, wird
er vielfach
als Bürgerlicher
wahrgenommen.
„Wahrscheinlich,
weil ich
Mitglied
der katholischen

Kirche bin und im Kirchenchor singe.” Für ihn kein Widerspruch zu seiner Ideologie. „Gebt dem Armen, nehmt
den Reichen. Nehmt Rücksicht auf die Erde”, verweist
Willi auf Papst Franziskus"
Aussagen. Dieses „ökosoziale
Programm” könne er nur unterschreiben.

Auch das Verzeihen spielt
für Georg Willi eine wichtige Rolle. In den vergangenen Jahren passierten in der
Stadtpolitik viele Verletzungen. „Ich finde, man muss alles verzeihen können.” Auch
wenn von verheilten Wunden
Narben blieben.

Trotz allem: Bürgermeister
Georg Willi ist nicht amtsmüde. Und er ist ein unerschütterlicher Optimist. Er ist
überzeugt davon, dass nach
der Wahl alles besser wird.

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