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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_04_16_Presse_OCR
- S.19
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Gesamter Text dieser Seite:
Kronenzeitung
„ÖVP-Waterloo mit Ansage“, Seite 16
ÖVP-Waterloo mit Ansage
Die Schwarzen haben seit 2018 so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen
kann. Das Wahlvolk hat es durchschaut. Eine Watschn, um die sie regelrecht gebettelt haben!
E 4
MARKUS GASSLER
Tiroler Politik
Inoffiziell
I ch halte den Weg für rich-
tig!“ Dieser Satz von VP-
Obmann LH Anton Mattlie
pickt, geht mir seit dem
Wahlabend nicht mehr aus
dem Kopf. Mit diesen Worten kommentierte er nämlich
das Abschneiden seiner Partei in Innsbruck. „Ich hätte
mir natürlich cin besseres Ergebnis erhofft. Nichtsdestotrotz halte ich den Weg, dass
die bürgerlichen Kräfte zusammenarbeiten, für richgi3g!" Wissend, dass seine
OVP Johannes Anzengruber
(als n!mmchr stärkste bürgerliche Kraft) im Bündnis
gar nicht haben wollte. Das
muss man sich auf der Zunge
zergehen lassen: Da fährt die
VP mit knapp über 10 Prozent das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte ein
und der Landesparteiobmann findet keine anderen
Worte. Wahr ist: Scit 2018
hat die Tiroler Volkspartei in
Zusammenhang mit der
Stadtpartei so ziemlich alles
falsch gemacht, was man nur
falsch machen kann.
Begonnen hat alles damit,
dass Johannes Anzengruber,
damals noch Wirt auf der
Arzler Alm, bei der Wahl
2018 mehr Vorzugsstimmen
machte, als manchen in der
Partei lıcb war. Und er dann
auch berechtigte Ansprüche
stellte. Parteigranden erklärten mir damals, dass „der
Hannes noch viel lernen“
müsse. Als Newcomer in der
OVP muss man zuerst cin-
„Hände falten und
Gosch’n halten“ und sich
hinten anstellen. Der Unternchmer Anzengruber war
das nicht gewohnt und be-
mal
harrte darauf, nicht nur
Handaufheber zu sein, sondern mitgestalten zu wollen.
Und das war der Anfang
vom Ende seiner OV P-Karriere. Die Landespartei
sprach zwar zwischenzeitlich
cın Machtwort und licß —
auch mangels Alternativen —
Anzengruber als Vize-Bürgermeister zu. Doch seine
Parteifreunde — allen voran
die Clique um den mittlerweile mit einem Landtagsmandat „belohnten“ Christoph Appler — warfen ihm von
Beginn an Steince in den Weg
und redeten ihn bei jeder Gelegenheit madig.
Und als dann die Wahl immer näher rückte und Anzengruber erncut den Führungsanspruch stellte, versuchten
es die Schwarzen zuerst noch
im Guten und boten ihm alles
Mögliche an: Nationalratsmandat plus Chefposten in
ecinem städtischen Unternch-
men. Doch Anzengruber ließ
sich nicht darauf ein. Dann
machten die Schwarzen das,
was sie gut beherrschen und
unter Sebastian Kurz perfektioniert haben: „Dirty Camraigni:g" — den Gegner so
ange schlecht reden und machen, bis dieser zermürbt aufgibt. Doch Johannes Anzengruber ließ sich nicht brechen
— das Wahlergebnis bestätigte „seinen Weg“.
Und jetzt komme ich wieder zurück zu Mattles Satz
„Ich halte den Weg für richtig!" Der ist ein Schlag in das
Gesicht der Wähler. Warum? Es war falsch, die Zukunft der Stadt-VP in die
Hände von Christoph Appler
und Christine tz-Plörer
zu legen. Es war falsch. Florian Tursky in diese Schlacht
zu hetzen (ich weiß, er ist alt
genug, um zu wissen, was er
tut) — aber er ist nun das
Bauernopfer. Es war falsch,
eince derart tiefe Schlammschlacht mit teils abstrusen
Anschuldigungen gegen Anzengruber zu fahren. Es war
falsch, mit halbschwindligen
Lange Gesichter bei
der ÖVP - nur der
frühere FI-Klubchef
Lucas Krackl lacht im
Hin nd. Florian
Tursky gab gestern
eine W, eh-
lung für Anzengruber
ab. Eine Aussöhnung
wäre aber ebenfalls
höchst an der Zeit.
Umfragen — und wohl auch
wider besseren Wissens —
hausicren zu gehen, um den
eigenen Leuten zu vermitteln, dass man voran liege
und in die Stichwahl komme.
Es war falsch, seriöse Umfragen (wie jene von der „Kronc”) als unglaubwürdig zu
verunglimpfen. Es war falsch
zu glauben, dass der Wähler
das alles nıcht durchschaut,
Und es ist falsch, nach so
einem Ergebnis (wiec einst
Wolfgang Schüssel) zu behaupten: Der Wähler hat
sich geirrt, Wissend, dass der
Wähler immer recht _hat,
Und der verpasste der ÖVP
mit vier Mandaten einen
schallenden Denkzettel (nur
ecin._ Mandat mehr als die
KPÖ) und stattete Johannes
Anzengruber mit acht aus.
Nun ist es höchste Zeit,
dass Mattlic (und sein Genecral! Sebastian
endlich das Richtige machen. Sie müssen den mitverschuldeten Scherbenhaufen rasch aufräumen und mit
all den Verhinderern und
Vernaderern abfahren. Die
nunmcehrige Wahlempfehlung für Anzengruber ist das
Mindeste, cine Entschuldigung wäre aber ebenfalls
angebracht. Erinnerungen
an das Jahr 1994 werden
wach — der Anzengruber von
damals hicß Herwig van
Staa. Schade ist, dass der
VP-Rebell von einst diesen
falschen ÖVP-Weg nun
mitgetragen hat. . .
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