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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

Für Georg Willi war es kein leichter Weg zur Verkündigung des Wahlergebnisses.

„Zu viel Gegenwind für Willi“, Seite 2

Zu viel Gegenwind
für Georg Willi

Nach der Niederlage legte sich der abgewählte
Bürgermeister fest, dass er als „Vize“ weitermachen will.

Von Matthias Christler

Innsbruck - An gewöhnlichen Tagen spüren Fußgänger die leichte Steigung vom
Stadtzentrum über die Museumstraße kaum, für Georg
Willi (Grüne) und seine Mitstreiter war der Weg gestern
Nachmittag ein schwerer.
Und das lag nicht nur am
starken Föhn. Als im Saal der
Stadtbibliothek bereits über
den Sieg von Johannes Anzengruber gemunkelt wurde, kam der Bürgermeister
erst an. Er schüttelte ein paar
Hände von Wahlkämpfern,
die Mienen versteinert. Wenige Minuten später stand die
Niederlage endgültig fest.
„Ich hätte nicht gedacht,
dass es so eindeutig wird“, gestand Willi ein. Er gratulierte
dem neuen Bürgermeister,
dem er „Respekt für den Erfolg aus dem Stand“ zollte.
Eine Zusammenarbeit konnte er sich vor der Stichwahl

gut vorstellen, daran hat sich
danach wenig geändert. „Ich
will Vizebürgermeister werden“, sagte er. Und Vizekanzler Werner Kogler, der nach
Innsbruck gekommen war,
in der Hoffnung auf Rückenwind für die kommenden
Wahlen (EU und Nationalrat), strich heraus, „dass man
als stimmenstärkste Partei
viel weiterbringen kann“.

Stürmische Amtszeit

Am Morgen bei der Stimmabgabe in Hötting hatte sich
Willi noch zuversichtlich gezeigt, auch die Stichwahl zu
gewinnen. In den vergangenen zwei Wochen habe er
„viel Rückenwind“ verspürt,
sagte er. Und weil das seine letzte Periode sein werde, müsse er auf keine Wahl
mehr Rücksicht nehmen.

In den sechs Jahren zuvor,
in denen er als erster grüner
Bürgermeister einer Landeshauptstadt viele Visionen

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hatte, blies ihm allerdings
ordentlich Gegenwind entgegen. Seine Koalition zerbrach.
Das war ein schwerer Rucksack, der durch die Aufregung
um den Sondervertrag für seine Ex-Personalchefin weiter
mit Ballast gefüllt wurde.

Der Bonus des Amtsinhabers war offensichtlich keiner,
zu oft ging es stürmisch zu in
seiner Amtszeit. Der Wind
blies ihm nicht nur gestern
auf seinem Weg über die Museumstraße kräftig entgegen,
auch im politischen Alltag.

Als die Niederlage verkündet wurde, blieb Georg Willi
ruhig neben dem strahlenden
Sieger stehen. Er wischte sich
einmal kurz mit der Hand
über das Gesicht, vielleicht
eine Träne weg, doch ein paar
Momente später konnte er
sich schon ein Lächeln abringen. Im Wissen, dass ab heute ein anderer Wind durch
die Innsbrucker Stadtpolitik
wehen wird.