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Jahr: 2024

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- S.40

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20er

„Worte der Erinnerung“, Seite 36+37

36 FEUILLETON

Worte
der
Erinne-

rung

Welche Geschichten verstecken sich hinter Denkmälern?
Woran gedenkt man, wenn man
„Forschung“ oder „Marmelade“*
liest? Die „Wortdenkmäler“
der Geschwister Christine und
Andreas Pavlic entstanden im
Rahmen der gedenk_potenziale. Im Gastbeitrag erklären

die Künstlerin und der Literat,
welche Erkenntnisse zur Forschung während der NS-Zeit sie
darin verarbeitet haben.

Text: CHRISTINE PAVLIC, ANDREAS PAVLIC

dem AÄgnes-Heller-Haus direkt an der

Franz-Gschnitzer-Promenade, erhebt
sich ein ungewöhnliches Denkmal. Ein Wortdenkmal. Es lautet: „Forschung“. Gefertigt
aus Karton, steht es bant und provokant im Öffentlichen Raum. Dieses temporäre Kunstwerk
dient nicht zur Dekoration, es will vielmehr zur
Auseinandersetzung anregen.

Das Wortdenkmal „Forschung” verkörpert nicht
nur einen Schlüsselbegriff der Wissenschaft, sondern öffnet auch ein Fenster in cine Vergangenheit, die Teil der Geschichte Innsbrucks und seiner akademischen Einrichtungen jst. Es dient als
visuclles und reflexives Medium, das die ambiva

lente Rolle der Wissenschaft im Nationalsozialismus bekuchter. Diese universitäre Geschichte
wurde in Innsbruck spät aufgearbeitet. Die ersten
Publikationen erschienen in den Achtzigerjahren,
zur 350-Jahr- Feier der Universität 2019 präsentierten die Historikerin Ina Friedmann und Zeitgeschichte-Institursleiter Dirk Rupnow einen Band
über die Universität im 20. Jahrhundert. Finen
Schwerpunkt darin bildet die NS-Geschichte,
Das gelbfarbene Wortdenkmal „Forschung“ baut
darauf auf und thematisiert exemplarisch, wie die

I | inter dem neuen Universitätsgebäude,

Universität jdeologisch, politisch und organisatorisch am NS-Regime mitwirkte,

„Rassenhygiene“ als FPundament.

Im Apcil 1939 wurde in Innsbruck ein „Erb- und
Rassenbiologisches Institut“ gegründet. Die Adresse lausete: Mülkerstraße 4.4. Als Leiter wurde der
für diese Stelle drittgereihte Kandidat, Dr. Friedrich Stumpfl, ausgewählt. Dieser hatte in Wien
zunächst Medizin und Anthropologie studiert,
und anschließend cine Ausbildung zum Facharzt
für Psychiatrie absolviert, In den Dreißigerjahren
führıe er in München gemeinsam mit dem NS-
Mediziner Ernst Rüdin erbbiobogische Forschungen durch. In seinem Lebenslauf zur Bewerbung
für die Stelle in Innsbruck schrieb Stumpfl dazu:
„Mein freiwillig gewähltes engeres Fachgebiet, die
Erforschung der Zusammenhänge zwischen Erbanlage und sozialem Verhalten im Allgemeinen,
zwischen Erbanlage und Verbrechen im Besonderen, dient der wissenschaftlichen Unterbauung und
der Icbendigen Verbreitung des rassenhygienischen
Gedankens, Es ist somit untrennbar mit dem Fundament des Nationalsozialismus verbunden.” Dieses Fundament bedurfte ausgiebiger Forschungen.
Stumpfl legte seine ehrgeizigen, aber auch reichlich
obskuren Pfäne 1940 schriftlich vor. „Es ist deshalb

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MAI 2024
NR

254

Der Künstler FLATZ posiert
vor seiner intervention am
kmal vor der

Universität. Eine solche
Aufarbeitung war überfällig,
doch der Histariker Horst
Schreiber nennt dieso
„intellektuell bescheiden”.

© Fı H a

Kunst von:
Pavlie & Pavlic

Das Projekt „Wortcankmal” ier eine
Künstesche Kocoperation der Innabru-
Cker Geschwister Pavlic, Die Künstlorin
Chytetine Panlic hat sich bereaits mi Ihren
frühen poltischen und künstlerischen
Projeken In das Stactbikld von Innsbruck
engsschieben. Sal es durch Aktionen
des Kunsterinnan-Kollaktives „Racikales
Näraränzchern“ oder durch Installationen
m öflentichen faum im Rahrnan des
ProjekTs „die Banık, das Gam und die

Mit seinem Roman ‚Die Erinnarten“, er
von Faschlamus und Nafßoraksocalsmus
und deam Schweigen der Nachkriegege-
Heralcn handelt, hert der Aufor Androas