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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_05_8_Presse_OCR
- S.41
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20er
ZOCT.
geplant, die gesamte Bewohnerschaft eincs Taks,
in dem gewisse Erbmiänge! durch Inzucht angereichert wurden und dazu führten, dass die Mehrzahl
der männlichen Bewohnerschaft nicht wehrlähig
öst, zu erfassen umnd der eines anderen Talkes gegenüberzustellen, das bei ebenso grasser Inzucht durch
besondere körperliche und geistige Fühigkeiten
den Durchschnitt erheblich übertrifft.“ (sic) Ob
diese Vergleichsstudien jensals vollzogen wurden,
ist offen. „Erblarschungen” und „Studien” an den
fenischen in Tirol sind jedoch belegr. Ein weiteres
Fundament bildeten Stanpfls Tätigkeiten in der
Ausbildung von Ärzten und Ärztinnen in „rassenhygienischen” Fragen. Hinzu kamen Cutschertstigkeiten fiür die Erbgesundheitsgerichte.
Zwangssterilisierungen von „Erbkrunken“,
Ina Friedmann hat sich in den letzten Jahren intensiv mir der Erfarschung von Zwangssterilisierun:
gen und Zwangskastrationen im damaligen „Gau
Tirol-Vorarlberg” beschäftigt. Akribisch har sie
Akt für Akt durchforster. Universitäre Forschung
ist wichtig, Sie muss betrieben, aber auch kritisch
hinterfragt werden. Ein Gradmesser wäre die Frage, ob sie dem Leben oder der Zerstörung dient,
Historisch können wir uns fragen, ob die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler als Teil cines
aunoeitären Regimes agjerten oder ob sie versuchten, sie sich dem zu widersetzen? Friednsanns Ergebnisse zeigen, wie die örtlichen Gesundheirsämvet, die Heil- und Pflegeanstalten, die Medizinische
Universität, die Gerichte und die Gauverwaltung
z rbei um die „erbbiologische”
Idee des NS-Regimes umzusetzen. Es gab pesetzliche Bestimmungen, wer als „erbkrank” galt, es
wurden Ärzte und Ärztinnen und GeburtsbeHer-
innen angehalten, diese „Erberkrankungen” zu
mekden, und es gab Gerichtsverfahren, in denen
entschieden wurde, ob Zwangssterilisierungen
vorgenommen werden, Stumpfl wurden bis dato
vier Gutachten für diese Verfahren nachgewiesen,
324 Eingriffe für den „Gao Tirol-Vorarlberg“
konnte Friednsann troez preekärer Aktenlage nachweisen, 99 davon an der Universitätsklinik in
Innsbruck. Schüätzungen für das gesamte „Deut
sche Reich” belaufen sich auf 400,.005 Zwangsstetilisierungen.
Elemente der Kontinuität,
Das Ende des Nationalsozialisemnus bedeutete für
Stumpfl kaum Veränderung, Das Entnazifizierungsverfahren überstand er dank der Umerstützung von Kollegen problemlos. Schrieb er 1939 im
bereits erwähnten Lebenslauf noch, dass er seine
wissenschaftliche Arbeit als „eine politische nationalsozialistische Tärigkeit” betrachte und „illegal
für die NSDAP gearbeitet“ habe, wollte er nach
1945 nichts mehr davon wissen, Mehr noch, er behaupftete, zum NSDAP Beitritt „gezwungen” worden zu sein und versucht zu haben, „den Studenten gegenüber (...) die innere Verlogenbeit der sog.
nat. s0z, Weltanschauung bloßzulegen“. Selpe
inationalistische Einstellung” sei „amesbekannt” gewesen und seine Forschungen an den
Jenischen härren deren massenhafte Vernichtumg
sogar verhindert, Diese Dreistiykeit hat sich für
Srampfl gelohnt. In den Fuünfzigerfahren kehrte er
an die Universität Innsbruck zurück und hieh Vorlesungen an der forensischen Psychiatrie der medizinischen Fakulzät. Ein Zeichen von Reue oder
eine Distanzierung von seinen NS-Foeschungen
und seinen Aktiviräven für das NS-Regime gab es
Friedrich Stumpfi machte mit Rassenlehre Karriere und war dafür wohl von Anfang
an im passenden Umfeld: Inı Bild aus 1927 ist er der Zweite von links in der dritten
Reihe, im Ärzteteam von Julius Wagner-Jauregg (im Anzug). Der Wiener Forscher
erhiett damals den Nobelpreis für Medizin, für die Behandlung von Matarla. Erst
spät wurde dessen frühe Nähe zur NSDAP kritisch beloeuchtet.
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FEUILLETON 37
FORSCHUNG
gedenk_potenziale:
e sich m! Innavativan un nachheltigen
‚ Formen des Gedonkans 40 6 Opker des
Zugioich solları de Projekae siktuebes
Formen von Rassiamyß, Anisemtismus
und Gewalt thamaftsieren und zum Nachdenkan, Zur Ausginanderneetzung und zur
Otskussion annegan. m Minlsipunkt eines
von ihm nie. Stumpfl ist jedoch kein Einzelfall,
„Die Befreiung 1945 hat”, so der Historiker Wollgang Neugebauer, „in der österreichtschen Medizin nur zu einem vor henden Bruch” geführt. In der Folge überwogen „die Elemente der
Komrinuitär”.
5. Mai: Gedenken und Würdigung.
Zu diesen „Elementen der Kontinuttät”, zählen neben der so genannten „Volkskultur“ und dem
Trachtenwesen auch das tnstitutionalisierte Vergessen der Opfer, wie etwa jene vom Arbeitserziehungslager Reicbenau, oder der Widerstandskämpferinnen und -kämpfer, wie etwa die
Kommunistin Thusnelda Bucher, Die vier Wortdenkmäler rufen all das in Erinnerung und daher
sind neben „Forschang” noch die Wörter „Kultur”, „Provokapan” und „Marmelade” in verschiedenen Stadtreilen von Innsbeuck zu finden, Auch
hinrer ihnen stecken Geschichten, die &s vor Ort
zu erfahren gibe. Am s Mai, dem Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus, werden alk Wortdenkmäler ert&fnet. Fin anschließender Stadtspaziergang verbindet die vier Orte und öffnet Räume
für Diakag und Reflexian.