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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_05_8_Presse_OCR
- S.12
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Kronenzeitung
„Fast einstellig, aber egal!“, Seite 23
Fast einstellig, aber egal!
Die ÖVP liegt in Innsbruck am Boden, aber man erkennt nur schwer Versuche, dass man sich
aufbäumen will. Im Vergleich aller Landeshauptstädte ist die Tiroler VP das Schlusslicht.
CLAUS MEINERT
Tiroler Politik
Inoffiziell
D reieinhalb Wochen
sind vergangen, Sseit
die Partei „Das neue
Innsbruck“ (der Zusammenschluss von OVP, Für Innsbruck und Seniorenbund)
bei der Gemeinde- und Bürgermeisterwahl die wohl
schlimmste und in diesem
Ausmaß niemals befürchtete
Niederlage einstecken musste. Eine „Wähler-Watsche“,
wie sie eher selten ist. Das
wird um so deutlicher, wenn
man zurückblickt auf die
Gemeinderatswahl 2018.
Damals kamen „Für Innsbruck“ auf 16,15%, die OVP
auf 12,25% und der Seniorenbund auf 2,7% — ergibt in
Summe 31,1%. Eins plus
eins ergibt aber nicht immer
zwei — vor allem, wenn die
Variable „Wähler“ hinzukommt und unterschätzt
wird. Und so kam für diese
„neue Partei“ unterm Strich
kein „30er“, sondern einer
der schwärzesten Wahltage
in der Geschichte heraus:
10,15% — also gerade noch
zweistellig.
Seitdem ist diese Partei
auf Tauchstation, womöglich nach wie vor noch in
Schockstarre verfallen, was
mehr als verständlich wäre.
Zum Ergebnisdebakel kommen die Kosten des Wahlkampfes hinzu, die augenund wahrscheinlich weit
über jenen der anderen Parteien lagen (man munkelt
von 1,3 Mio. Euro). Diese
müssen aber ja auch irgend-
Unvergessen die langen Gesichter von Alt-LH Günther Platter, LH Anton Mattle und Florian
Tursky (von links) am Wahlabend. In der ÖVP scheint nach wie vor Ratlosigkeit zu herrschen.
wie abgestottert werden.
Das ist bei wenigen Mandataren aber so ähnlich wie die
Quadratur des Kreises.
Nun ist „Das neue Innsbruck“ schon oft genug in
den negativen Schlagzeilen
gewesen. Dadurch wurde ein
wesentlicher Blick, nämlich
jener auf die Landes-OVP
vielleicht etwas „getrübt“.
Nur mehr knapp 10% in
einer Landeshauptstadt zu
haben, ist nicht nur fatal,
sondern Tiroler Spezialität.
Das zeigt ein aktueller
Vergleich der _Jjüngsten
OVP-Ergebnisse bei Gemeinderatswahlen in allen
anderen Landeshauptstädten. An der Spitze liegt da
Eisenstadt, wo die OVP bei
der Wahl 2022 auf satte 53%
kam. Dann folgen ältere
Wahlen und weniger_tolle
Ergebnisse für die OVP,
aber alle besser als jenes in
Innsbruck. Die Reihung
sieht so aus (in Klammer das
Wahljahr): Bregenz 39%
(2020), Graz 25,9% (2021),
St. Pölten 22,8 (2021), Klagenfurt 22,5 (2021), Wien
20,4% (2021) und Linz
18,1% (2021). Gewählt wurde freilich auch heuer in
Salzburg. Und da kamen die
Schwarzen auf 20,8% — also
prozentuell auf doppelt so
viele wie in Innsbruck.
Noch bei der Landtagswahl im September 2022
hatte die Volkspartei in
Innsbruck 20,6% der Stimmen (in Summe 10.339) erhalten, war damit die Nummer eins, gefolgt von SPO
(18,9%), Grüne (18%) und
FPO (17,5%). Dieses Mal
waren es trotz des Zusammenschlusses nur mehr
6073 Kreuzerl für „Das neue
Innsbruck“.
Die entscheidende Frage
lautet somit: Was planen die
OVP-Macher nach diesem
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Desaster in der Tiroler Landeshauptstadt? Da dürfte eigentlich kein Stein mehr auf
dem anderen bleiben. Aber
gefühlt, zumindest nach
außen, passiert kaum etwas,
geht alles so seinen Weg weiter wie bisher. Das heißt in
der Praxis: Jene, die der Partei immer brav schöne Augen machten und machen,
werden auch künftig nicht
unberücksichtigt bleiben —
siehe die aktuelle Listenerstellung in den fünf Tiroler
Regionalwahlkreisen (7A
bis 7E) für die Nationalratswahl. Da wurde wieder vermehrt auf Bünde sowie auf
Männlein und Weiblein
Rücksicht genommen und
weniger auf Signale der Erneuerung, des Mutes und
des Umbaus. Diesen eingeschlagenen Weg als richtig
einschätzen kann man wohl
nur, wenn man ihn mit geschlossenen Augen geht.