Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_05_8_Presse_OCR
- S.8
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Cafe Wiener: Innsbrucker Kultlokal ist wieder zurück“, Seite 25
Cafe Wiener: Innsbrucker
Kultlokal ist wieder zurück
Ohne großes Tamtam hat vor zwei Wochen das Cafe Wiener wieder
eröffnet. Für viele Innsbrucker ist es ein Ausflug in die Vergangenheit.
Innsbruck - Ein bisschen
fühlt man sich, als wäre man
aus der Zeit gefallen, wenn
man das Cafe Wiener betritt:
Die hölzerne Bestuhlung ist
die gleiche wie vor Jahrzehnten, am Zigarettenautomat
stehen noch Schillingpreise, in der Leseecke sind die
alten Zeitungen arrangiert:
Wie ein Lauffeuer hat sich die
Nachricht verbreitet, dass das
ehemalige Kultlokal wieder
geöffnet hat, viele Stammgäste haben bereits vorbeigeschaut.
„Ich bin schon überwältigt. Bisher waren wir eigentlich jeden Tag voll. Die Leute
meinten, es fühlt sich an, als
würden sie heimkommen“,
erzählt Betreiber Johann
Spendier begeistert. Ohne
große Ankündigung hat er das
Cafe im ersten Stock der Maria-Theresien-Straße 8 wieder
aufgesperrt. Immer noch steht
kein Name am Eingang, ein
Zettel weist auf die Öffnungszeiten ab 16 Uhr hin. Das Wiener brauchte noch nie viele
Worte. Mindestens ebenso
kultig wie das Cafe selbst ist
auch der Wirt, ohne den man
sich das Lokal gar nicht vorstellen könnte. Als das Wie-
Er ist die gute Seele vom Cafe Wiener: Ohne Betreiber Johann Spendier
könnte man sich das Kultlokal nicht vorstellen.
ner vor rund sieben Jahren
geschlossen hat, haben viele
Gäste ihr zweites Wohnzimmer verloren. Das hört Spendier derzeit in Dauerschleife.
Er steht auch jetzt wieder
Foto: Perktold
hinter der Bar - und das, obwohl ihm auch das Irish Pub
auf der gegenüberliegenden
Straßenseite gehört. Warum
er sich das noch einmal antut? „Erstens habe ich immer
vorgehabt, hier weiterzumachen. Und zweitens liebe ich
den Beruf. Menschen, die
sich jung fühlen, werden auch
nicht alt“, sagt er überzeugt.
„Es ist schon eine Herausforderung, an vorderster Front
zu stehen und sich um den
Gast zu kümmern. Aber ich
mache das mit Leib und Seele“, so der 72-Jährige.
Er erinnert sich an die vielen Gespräche, die im Wiener geführt wurden. Ideen,
die hier ihren Ausgang nahmen. Und Schicksale, die die
Gäste zusammengeschweißt
haben. Wie zum Beispiel jenes vom ehemaligen Stammkunden Kersten, der im alten
Wiener praktisch gelebt hat.
Als er nach schwerer Krankheit verstarb, wurde im Lokal
eine Abschiedsfeier zu seinen
Ehren veranstaltet — die Feier
blieb unvergessen. Auch heute ist Kerstens Bild hinter der
Bar aufgestellt. Daneben steht
ein kleines Bier. „Das hat ein
Stammgast am zweiten Tag
nach der Wiedereröffnung
spendiert“, erzählt Spendier.
„Diese Geste fasst eigentlich
perfekt zusammen, was das
Wiener und seine Gäste ausmacht.“ (rena)
Seite 8 von 43