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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Kontroverse über Kosten für neue NS-Gedenkstätte“, Seite 19

Kontroverse über Kosten
für neue NS-Gedenkstätte

Stadt Innsbruck will Siegerprojekt für zeitgemäßes Gedenken an Lager
Reichenau umsetzen. Kosten von 1,2 Mio. Euro sorgen aber für Debatten.

Von Michael Domanig

Innsbruck - Rund 8500 Menschen waren in der NS-Zeit
im Gestapo-Lager Reichenau
inhaftiert, 114 Opfer, die dort
zu Tode kamen, sind namentlich bekannt. Eine Expertenkommission, die im Auftrag
der Stadt die Biographien der
Opfer aufgearbeitet hat, empfahl auch die Errichtung einer
neuen, zeitgemäßen Gedenkstätte.

Denn der bestehende Gedenkstein (von 1972) und
Standort sind denkbar ungeeignet für ein würdiges Gedenken: Unmittelbar neben
der Einfahrt zum städtischen
Recyclinghof gelegen, sind
dort Veranstaltungen oder
auch Schulexkursionen schon
wegen des Lärms kaum sinnvoll möglich. Hinzu kommt,
dass die Inschrift am Gedenkstein inhaltlich nicht korrekt
und die Ästhetik überholt ist,
wie auch die Expertenkommission bestätigte.

Zur Errichtung einer neuen
Gedenkstätte wurde ein Wettbewerb ausgerichtet, die Fachjury kürte den von der AR-
GE Bablick/Denzer/Machat/
Schlorhaufer/Zschiegner vorgelegten „Gedenkort Reichenau“ zum Siegerprojekt. Dieser soll an der Innpromenade
Richtung Baggersee, in der
Nähe des ehemaligen Lagers,
umgesetzt werden. Teil des
Konzepts sind u.a. 114 Stelen
mit den Lebensdaten der Ermordeten, eine Ausstellung im
Innenbereich (mit Informationen zum Lager, zu Opfern
und Tätern), die Einbeziehung
multimedialer Mittel und ein
Audioweg. Auch der alte Ge-

Überholte Ästhetik, inkorrekter Inhalt, ungeeigneter Standort: Bei der b$tehenden Gedenkstätte neben dem Recy-

clinghof ist würdiges Erinnern kaum möglich. An der Innpromenade soll ein neuer Gedenkort entstehen. Foto: Domanig

denkstein soll integriert und
selbst thematisiert werden.

Dass das Siegerprojekt
höchst gelungen ist, stand am
Donnerstag im Gemeinderat außer Frage — für heftige
Debatten sorgen jedoch die
Kosten. Stadtrat Markus Stoll
(Das Neue Innsbruck) lobte das Projekt, kritisierte aber
das Projektmanagement: Der
Gemeinderat habe im Herbst
2023 einen Kostenrahmen
von 700.000 Euro beschlossen,
nun liege man bei knapp 1,3
Mio. Euro, also fast doppelt so
hoch. „Wenn wir das bei allen
Projekten so angehen, wird es
eine Herausforderung.“

Zu den Kostensteigerungen
habe es mit Land und Bund

‚ , Vom Land gibt es
noch keine Zusage.
Ich warne davor, dass
die Stadt auf den Mehrkosten sitzenbleibt.“

Stadtrat Markus Stoll
(Das Neue Innsbruck)

„bis dato noch kein einziges
Gespräch“ gegeben, monierte Stoll, erst nächste Woche
habe der ressortzuständige
Vize-BM Georg Willi (Grüne)
einen Termin beim Landeshauptmann. Vom Land sei also noch nichts schriftlich und
verbindlich zugesagt. Stoll
warnte davor, „dass die Stadt
auf den Mehrkosten sitzenbleiben könnte“.

Auch Stadtrat Markus Lassenberger (FPÖ) bekundete,
dass man hinter dem Projekt
stehe —- aber man unterstütze
dieses nur bis 700.000 Euro,
nicht darüber hinaus.

Willi wies Stolls Vorwürfe
strikt zurück: Die Ausrichtung
des Wettbewerbs sei im Februar 2023 beschlossen worden, der Kostenrahmen von
700.000 Euro netto im Okto-

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ber. Von Kostensteigerung
könne keine Rede sein, weil es
zum Zeitpunkt der Beschlussfassung noch gar kein Projekt
gegeben habe. Die Jury habe
dann „ein Siegerprojekt ausgewählt, das mehr kostet“.

Mit dem nunmehrigen Beschluss (dieser fiel am Ende
trotz allem einstimmig, Anm.)
nehme der Gemeinderat die
Entscheidung der Jury zur
Kenntnis - und starte zugleich
einen Prozess, um das Projekt
im Kostenrahmen zu halten.
Dafür wird eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die mit der
siegreichen ARGE über Anpassungen und eine allfällige
Redimensionierung des Kostenplans verhandeln soll.

Sein Ziel sei, im beschlossenen Kostenrahmen zu bleiben, so Willi, für den Rest suche man bei Land und Bund
um Unterstützung an. Der
Wunsch ans Land sind 500.000
Euro. Willi erklärte, es habe dazu mit LH Anton Mattle (ÖVP)
sehr wohl schon ein Vorgespräch gegeben, räumte aber
ein, dass „noch keine konkrete
Zusage“ vorliege.