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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_05_5_Presse_OCR
- S.5
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Tiroler Tageszeitung
„Kultur darf nicht nur Beiwagerl sein“, Seite 2
Kultur darf nicht nur Beiwagerl sein
Tausende Kulturbegeisterte demonstrierten am Wochenende in Innsbruck für mehr Raum in der Landeshauptstadt.
Das Problem ist kein neues, trotzdem wird es vonseiten der Politik allzu oft beiseitegeschoben.
Von Julia Brader
it den Sparmaßnahmen in der
Politik ist es wie mit dem Ausmis-
ten bei Minimalismus-Fanatikern
in den eigenen vier Wänden: Weg kommt,
worin kein offensichtlicher Nutzen erkannt
wird, wo für die Entscheidungsträger keine
Prioritäten liegen. Nicht erst seit Covid
trifft das Ausdünnen bedauerlicherweise
Institutionen für Kunst und Kultur, bitter
benötigter Raum für das Kreative geht
dabei mehr und mehr verloren. Besonders
die Jungen tragen die Konsequenzen - sie
suchen vergeblich nach Platz für gerade
Kommentar
in Zeiten einer zerbröckelnden Weltordnung unverzichtbaren Austausch, soziale
Vernetzung oder um sich selbst und das
eigene Schaffen ohne große Hürden auszuprobieren.
Aber auch für die Stadt als Ganzes ist die
mangelnde Wertschätzung von Kultur ein
Problem. Nicht nur, weil sie als Gegenstimme, als Korrektiv gegen die Mächtigen und
damit Teil der Demokratie gesehen werden
muss. Es hat auch wirtschaftspolitische
Gründe, warum Kultur nicht totgespart
werden sollte. Warum man sie eben nicht
nur als schönes, aber nicht unbedingt
notwendiges Beiwerk für die Gesellschaft
sehen sollte. Eine lebendige, freie Kulturszene gehört zu einer gesunden Stadt wie
eine funktionierende Infrastruktur oder
gute Bildungseinrich Sie sollte
ebenso gefördert werden wie der Tourismus oder der Sport.
Und dabei reicht es nicht aus, Versprechen zu machen oder große Freiflächen
zum Festivalgelände zu erklären. Kulturschaffende müssen langfristig und wetterunabhängig ein Dach über dem Kopf
bekommen, und zwar jetzt. Die Politik
trägt die Verantwortung dafür, der wachsende Druck von der Straße kann nicht
mehr länger weggelächelt werden. Viel zu
lange wurde die Hiobsbotschaft vom Ende
der hiesigen Kulturszene kleingeredet. Ja,
es ist ein Prozess und erste Annäherungen
gibt es bereits. Dabei darf es aber nicht
bleiben. Solange Kultur nur als Beiwagen
der „harten Politikfelder“ gedacht wird, der ins Zentrum
rückt, wenn die Töne
des Widerstands zu laut
werden, wird sich nachhaltig nicht viel an dieser
Schieflage ändern.
Julia.Brader@tt.com
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