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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_07_10_Presse_OCR
- S.10
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Tiroler Tageszeitung
„Kampf für ‚verträglichen‘ Bau“, Seite 21
Kampf für „verträglichen“ Bau
Wohnbau-Großprojekt in Amras bereitet den Bürgern weiter Sorgen. Bauwerber sieht
„schönen Kompromiss“ in bereits reduzierten Plänen, Bürgermeister viele offene Fragen.
Von Michael Domanig
Innsbruck — Für viele BürgerInnen in Amras bleibt es Thema Nummer eins - das Wohnbau-Großprojekt von Pema
und UBM auf einem bislang
landwirtschaftlich genutzten 8000-m?-Areal zwischen
Südring und Gerhart-Hauptmann-Straße. Die Initiative
„Lebenswertes Amras“ hat dazu nun eine Petition mit 611
Unterschriften an BM Johannes Anzengruber („JA — Jetzt
Innsbruck“) übergeben.
‚ Die höchsten und
dichtesten Bestandsbauten aus den
60ern können und dürfen kein Maßstab sein.“
Harald Jabinger
(Anrainerinitiative)
Die zentralen Forderungen
der Anrainer sind klar: Sie wollen eine „maßvolle Bebauung“
und damit „deutliche Redimensionierung“ des Projekts,
das nach aktuellem Stand
ca. 140 frei finanzierte Wohnungen in sechs Baukörpern
(Holzbauweise) vorsieht.
Angst um Lebensqualität
Die Bauwerber würden sich
derzeit „ausschließlich an den
höchsten und dichtesten Bestandsbauten aus den 60er-
Jahren orientieren“, die nach
heutigen Maßstäben so gar
nicht mehr möglich wären,
sagt Anrainer Harald Jabinger.
Referenzpunkte sollten aus
Anrainersicht aber die niedrigeren Bestandsgebäude und
laufenden Projekte im Umfeld
sein, die alle eine „maßvolle
Dichte und Höhe“ hätten.
Die Initiative argumentiert,
dass der Bedarf an einem so
Rund 140 Wohnungen sind auf diesem Areal geplant - deutlich zu viele aus Sicht der Anrainer. Foto: Lebenswertes Amras
großen Wohnprojekt fehle,
zumal der Leerstand in Innsbruck schon jetzt enorm sei.
Zugleich sei bei 32 angrenzenden Wohnungen im Osten
eine massive Beeinträchtigung
der Lebensqualität und Wertminderung zu erwarten, wenn
das Projekt in der geplanten
Höhe (E+4 Geschoße) und
Dichte komme, sagt Jabinger,
der selbst in einer dieser Wohnungen lebt. „Sonne bekommen wir ausschließlich von
Westen“, gibt er zu bedenken.
„Verträglich“ wäre für die Initi-
, Wir haben das Projekt bereits um 21 %
reduziert, sind hier weit
unter den Möglichkeiten
der Tiroler Bauordnung.“
Gerhard Schöffthaler
(UBM Development GmbH)
ative ca. E+2 bei offenerer Bauweise. „Auch 70 bis 90 Wohnungen wären für Amras noch
sehr viel“, meint Jabinger.
Die Bürgerinitiative sieht die
Politik am Zug, für die nötige
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einheitliche Widmung brauche der Bauwerber schließlich
die Stadt. Zugleich pochen die
Anrainer auf das Wahlversprechen diverser Fraktionen, den
Durchzugsverkehr aus den
Wohngebieten zu verbannen,
statt die Verkehrsbelastung
weiter zu erhöhen.
Gerhard Schöffthaler von
der UBM Development GmbH
betont hingegen, dass man das
Wohnbauvorhaben gegenüber dem Erstprojekt bereits
um 21 % reduziert habe (sechs
statt sieben Baukörper, ein Ge-
schoß weniger). „Wir sind hier
weit unter den Möglichkeiten der Tiroler Bauordnung,
bauen gegenüber Bestandsgebäuden in der Umgebung
niedriger und weniger dicht.“
Er sieht einen „schönen Kompromiss“. Nun warte man auf
die „finale Abstimmung“ mit
der neuen Stadtregierung,
dem neuen Bürgermeister und
Bauausschuss.
„Das wird ein schönes Projekt in Holzbauweise“, bilanziert Schöffthaler. Die
Grünräume sollen wie eine
Parklandschaft gestaltet werden, es werde zudem „öffentlichen Mehrwert“ geben, dies
sei noch Verhandlungssache.
„In Einklang mit Petition“
Für BM Anzengruber sind allerdings „viele Dinge noch
offen“. Die Stadtregierung
sehe sich im Einklang mit
der Petition der Anrainer, deren Anliegen man sehr ernst
nehme. Sobald ein konkretes
Projekt vorliege, „werden wir
und das sehr genau anschauen und sachlich abarbeiten“.
Tiroler Bauordnung und Örtliches Raumordnungskonzept seien der Rahmen, das
Projekt solle „nicht über das
ÖROKO hinausschießen“, betont Anzengruber. Und: Die
Stadtregierung bekenne sich
zur Anwendung der Vertragsraumordnung im Sinne eines
„öffentlichen Mehrwerts“.
Auch was die Auswirkungen
des Wohnbau-Großprojekts
auf die städtische Infrastruktur
von Kindergärten bis Schulen
angeht, seien noch viele Fragen zu klären, genauso beim
(Durchzugs-)Verkehr: Denn
man habe sich ja eine Entlastung der Gerhart-Hauptmann-Straße vorgenommen,
bestätigt Anzengruber.