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Tiroler Tageszeitung

„Viel Leerstand in Neubauten“, Seite 23

Viel Leerstand in Neubauten

Angesichts einer Leerstandsquote von 14 % bei im Vorjahr neu errichteten Wohnungen
will die Stadtpolitik reagieren - mit Anreizen, aber auch strengen Raumordnungsregeln.

Von Michael Domanig

Innsbruck - 723 neu errichtete
Wohnungen im Jahr 2023, von
denen zum Auswertungsstichtagam 1. Juli 2024 101 (also fast
14 %) leer standen: Diese gestern von der Stadt Innsbruck
veröffentlichten Zahlen unterstreichen, wie weit hier beim
Thema Wohnen die politischen Ziele (mehr leistbarer
Wohnraum) und die Realität
(teils spekulativer Wohnbau)
auseinanderklaffen.

‚ Erst unsere genauen Statistiken
ermöglichen eine treffsichere Steuerung der
Wohnungspolitik.“

Johannes Anzengruber
(Innsbrucker Bürgermeister)

Laut Statistik standen von
den 101 Wohnungen 78,2 % im
Eigentum von Privatpersonen,
17,8 % entfielen auf den Eigentümertyp „Unternehmen (gewerblicher Bauträger)“. Nur
eine einzige der leer stehenden Neubau-Wohnungen war
im Besitz einer gemeinnützigen Bauvereinigung. Knapp
vierzig Prozent sind Zweizimmerwohnungen, dahinter folgen Wohnungen mit drei oder
vier Räumen (je ca. 25 %).

Hilfe beim Vermieten

Gerade angesichts der hohen Anzahl an leer stehenden
Wohnungen von Privatpersonen brauche es „Anreize, um
die Immobilien auf den Markt
zu bringen“, betont Bürgermeister Johannes Anzengruber („JA - Jetzt Innsbruck“).
Ziel sei, mit Maßnahmen
wie etwa der Initiative „Sicheres Vermieten“ einen Großteil
der fertig gestellten und aktu-

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A

In Innsbruck wird weiterhin an vielen Ecken gebaut (Symbolbild). Doc!
gen sind unbewohnt - ein Großteil davon steht im Eigentum von Privatpersonen.

ell leer stehenden Wohnungen dem Wohnungsmarkt
zuzuführen, sagt Stadträtin
Janine Bex (Grüne). Das genannte Projekt, vom Land Tirol und der Tigewosi getragen,
soll privaten Vermietern Unsicherheiten und Probleme abnehmen, einen angemessenen
Mietzins garantieren und so
Leerstand mobilisieren helfen.

Zur Schaffung von leistbarem Wohnraum wolle man
„alle Instrumente von der
Leerstandsabgabe bis zum
Leerstandsmonitoring“ nüt-

zen, versichert Anzengruber,
ebenso alle gesetzlichen Möglichkeiten etwa bei der Baulandmobilisierung.

„Härteste Regeln Tirols“

Die mehr als brisante Lage
am Innsbrucker Wohnungsmarkt war auch im Gemeinderat am Donnerstag ein zentrales Thema: In der von der
Liste Fritz vorgegebenen Aktuellen Stunde („Wohnpreisabzocke stoppen: Spekulanten und Investoren einen
Riegel vorschieben“) zeigten

Seite 7 von 11

h nicht wenige der neu errichteten Wohnun

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Foto: TT/Rita Falk

sich die Vertreter der Dreierkoalition aus JA, Grünen und
SPÖ überzeugt, den richtigen
Weg eingeschlagen zu haben.

Man habe im Zukunftsvertrag „die weitreichendsten und härtesten Raumordnungsregeln Tirols“ paktiert,
erklärte SPÖ-Klubobmann
Benjamin Plach. Der neue
Gemeinderat werde „viel Gelegenheit haben“, bei Bebauungsplanänderungen und
Widmungen Flagge zu zeigen.
Das Wohnbau-Großprojekt in
Amras, wo Pema/UBM ca. 140

frei finanzierte Wohnungen
planen, nannte Plach hier als
„erste Bewährungsprobe“.
Auch Konrad Kirchebner
(JA) verwies auf die sehr ambitionierten Pläne der Koalition,
wonach künftig bei Umwidmungen von Freiland in Bauland 75% des neuen Baulands
der Stadt zu Wohnbauförderungskonditionen zum Kauf
angeboten werden sollen und
auch bei Bebauungsplanänderungen eine strenge
„Mehrwertregel“ greifen soll.
Leerstand will die Stadtregierung im Rahmen der
gesetzlichen Möglichkeiten
auch mit einer Hauptwohnsitzpflicht auf Raumordnungsebene bekämpfen. Zu diesem
Aspekt gibt es ebenfalls aktuelle Zahlen: Von jenen 2023
neu errichteten Wohnungen,
die belegt sind, gibt es in rund
einem Fünftel nur (einen oder
mehrere) Nebenwohnsitze.

‚ Wir werden viel
Gelegenheit haben,
bei Bebauungsplanänderungen und Widmungen
Flagge zu zeigen.“

Benjamin Plach
(SPO-Klubobmann)

Die Liste Fritz erneuert derweil ihre Forderung nach einer sofortigen Überarbeitung
des Örtlichen Raumordnungskonzepts (Öroko): Dessen Parameter würden „schon lange
nicht mehr stimmen“, sagt GR
Andrea Haselwanter-Schneider. Während das Öroko davon ausgehe, dass Innsbruck
bis 2030 um bis zu 13.500 Einwohner wächst und deshalb
bis zu 9000 neue Wohnungen
nötig sind, sei in der Realität
das Gegenteil der Fall: „Innsbruck stagniert seit 2016.“