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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_08_11_Presse_OCR
- S.7
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Tiroler Tageszeitung
Mario traut sich vor der gespannten Menge ein Dreh-
Hackerl. Bademeister Mike
kontrolliert, dass dabei niemand zu Schaden kommt.
down“, sagt er zu den Wartenden. Sie wissen, was zu
tun ist, und rufen im Chor: „Eins, zwei, drei - send
it!“ Rafjoe sendet sich selbst mit einem doppelten
Rückwärtssalto runter. Danach leert sich der Turm
zügig. Ganz hinten wartet Samuels Freund Leon von
vorhin. Er will als Letzter springen. „Da schauen die
meisten zu“, meint er. Vor der Höhe
hat er „gar keine Angst mehr“. Vor
sonst auch nichts? „Vor der Dunkelheit scheiß ich mir ein bisserl in
die Hosen.“ Noch einmal checkt er,
ob der Anzug sitzt. Anlauf, Sprung,
Platsch.
Nicht alles nachmachen
Am Zehner herrscht höchste Konzentration, vor allem für den Mann
mit weißem Poloshirt und roter
Badehose, der ganz vorne steht. Er
stellt sich als Bademeister Mike vor.
Im Winter ist er dann wieder Skilehrer Mike. Die, die
ihn länger kennen, kennen ihn sogar noch als Kellner Mike. Bademeister Mike ist selbst kein Springer.
„Ich lasse springen.“ Noch aus der Schule weiß er die
Gesetze des freien Falls auswendig. „Die Geschwindigkeit v ist gleich der Quadratwurzel aus dem Produkt von zwei, der Erdbeschleunigung g und der
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Bademeister Mike
Fallhöhe h“, rechnet Mike vor. „Das macht dann eine
Aufschlaggeschwindigkeit von etwa 50 Stundenkilometern.“ Zu 99 Prozent gehe beim Springen im Tivoli seiner Rechnung nach alles gut. „Das eine Prozent kann aber durchaus auch bewusstlos werden.“
Vor allem eine Landung auf dem Rücken ist nicht
ungefährlich. Eine Sache hat er hier
allein durch das Zusehen gelernt:
„Alles muss man nicht nachmachen.“ Mario tritt ein bisschen so auf
den Zehner, als wäre er der Bürgermeister der extra hoch eingezäunten
Betonfläche. „Jetzt will ich aber was
sehen“, sagt er und klatscht in die
Hände. In Zivil ist Mario professioneller Inlineskater. Vor versammelter Menge wird er ein Dreh-Hackerl
machen. Nach einer Schraube wird
er mit Armen und Beinen voran uförmig ins Wasser krachen. Mario
schafft sich Platz. Die Jungen weichen, halten sich
an den von Sonnencreme und Schweiß verklebten
Alustangen am Rand. Mario zittert ein bisschen. Ist
es die Kälte des Wassers oder doch das Stechen im
Magen, das viele Springer kennen? „Eins, zwei, drei“,
schreit die Plattform einstimmig und Mario sprintet
auf die Kante zu. „Send it!“