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Jahr: 2024

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Tiroler Tageszeitung

„Im Jugendland brennt finanziell der Hut“, Seite 4

Im Jugendland brennt
finanziell der Hut

Liquiditätsengpass in Innsbrucker Kinder- und Jugendbetreuungseinrichtung. Heute tagt ein Krisengipfel.

Von Peter Nindler

Innsbruck - Dass das Land
Tirol diese Woche überraschend den Leistungsvertrag mit einer der größten
Kinder- und Jugendbetreuungseinrichtungen gekündigt hat, sorgt für Diskussionen. Die Opposition verlangt
umgehend Aufklärung,
schließlich geht es um 70
Betreuungsplätze für Minderjährige. Wie sich jetzt herausstellt, musste das Land
allerdings schnell die Reißleine ziehen und ist angehalten, umgehend neue Trägerorganisationen für die acht
Wohngemeinschaften in der
Landeshauptstadt zu finden.

Der Verein Jugendland ist
Gesellschafter der Jugendland
Betreuung GmbH und einer
eigenen Bildungsgesellschaft.
Gleichzeitig führt Geschäftsführer Reinhard Halder mit
dem Philipp Neri Catering im
Jugendland einen gemeinnützigen Wirtschaftsbetrieb. Die
vom Land ins Treffen geführten wirtschaftlichen Mängel
dürften eben auf diese engen
Verflechtungen der einzelnen
Unternehmen und die widmungsfremde Verwendung
von Landesmitteln zurückzuführen sein.

Die bisherige Vereinbarung
umfasst ein Volumen von vier

Millionen Euro für die Betreu-

ung von Kindern und Jugendlichen. Offensichtlich hat das
Land schon vor Monaten
Rückforderungen in Höhe
von 600.000 Euro gestellt.
Halder kehrte erst kürzlich
an die Spitze der Betreuungseinrichtung zur stationären
Kinder- und Jugendhilfe zu-

, Aktuell hat die
Jugendland Betreu-

ung GmbH einen akuten

Liquiditätsengpass.“

Ex-Geschäftsführerin in ihrem
Rücktrittsschreiben

rück. Die erst Mitte Juli angetretene neue Geschäftsführerin erklärte nämlich
bereits nach wenigen Wochen wieder ihren Rücktritt.
Als Gründe nannte sie massive wirtschaftliche Probleme
der Betreuungseinrichtung
und einen Liquiditätsengpass. Sie empfahl darüber
hinaus, dass das Jugendland
um eine Sonderfinanzierung
beim Land ansuchen sollte.
Selbst eine Insolvenz wollte
die Kurzzeit-Geschäftsführerin nicht ausschließen.

Halder selbst möchte die
wirtschaftliche Situation augenblicklich nicht kommentieren. „Wir führen intern
intensive Gespräche und
werden uns erst nächste Woche dazu äußern.“

Rund 70 Kinder und Jugendliche sind derzeit in Wohngemeinschaften von
Jugendland in Innsbruck untergebracht.

Foto: imago/Ipon

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Weil sich die (finanzielle)
Zusammenarbeit in den vergangenen eineinhalb Jahren
äußerst schwierig gestaltet hat,
konnte und wollte das Land
jedoch nicht mehr länger zusehen. Soziallandesrätin Eva
Pawlata (SPÖ) hatte auch das
Vertrauen in die Jugendland
GmbH verloren. Donnerstagnachmittag pilgerten die
Jugendland-Verantwortlichen
jedenfalls ins Landhaus, heute findet ein Krisengipfel statt.
Dabei soll die Übergangsbetreuung durch andere Einrichtungen geregelt werden.

Neue Träger gesucht

Das Land wird dabei wohl
auf seine Kinder und Jugend
GmbH zurückgreifen. Sie sei
schließlich mit der Arbeit im
Kinderschutz betraut und
Träger in der Kinder- und Jugendhilfe, heißt es.

Reaktionen

FPÖ: Jugendsprecher und
Abgeordneter Daniel Marschik kritisiert die „Nicht-
Einbeziehung des Tiroler
Landtags und den Alleingang
der Soziallandesrätin Pawlata rund um die Auflösung der
Verträge“.

Liste Fritz: Für Klubobmann
Markus Sint hat LR Eva
Pawlata „Aufklärungsbedarf“.
Die Landesrätin müsse „gute
Gründe haben und vorlegen
können.“ „Jedenfalls darf

sie diese Kündigungsgründe
nicht für sich behalten. „Es
gehören alle Fakten auf den
Tisch“, verlangte Sint, der vor
allem auch wissen wollte,
wie lange die Landesregierung aus ÖVP und SPÖ
schon von den „wirtschaftlichen Problemen“ wusste und
was sie dagegen tat.

Grüne: Insgesamt würden
sich in Tirol beim Thema
Kinder und Jugendliche die
Baustellen häufen, kritisieren
die Grünen. LA Zeliha Arslan
fordert neben dem Ausbau
der Kinder- und Jugendhilfe
sowie von Krisendiensten
den Aufbau eines flächendeckenden Netzes an Beratungsstellen.