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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_05_9_Presse_OCR
- S.7
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Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung
„Erinnerung ans Kriegsende und ein Blick in die Zukunft“, Leserbrief,
Seite 9
Erinnerung ans Kriegsende
und ein Blick in die Zukunft
Thema: Gede_:_nken 80 Jahre
Kriegsende in Osterreich.
ewaltiges haben sie ge-
leistet, die Verantwortlichen in dieser Zeit. Hilfsbereite Menschen, die denen
geholfen haben, die alles verloren haben, tapfere Trümmerfrauen, die den Schutt
weggeräumt haben, verzweifelte Menschen, die um geliebte Menschen getrauert
haben, gequälte Menschen,
die jahrelang in Kriegsgefangenschaft verharren mussten
oder schwer traumatisiert
von den Kriegswirren gezeichnet waren.
Und doch hat diese Generation unser Land wieder aufgebaut und hat die damalige Politikergeneration die Freiheit
unseres Landes bewerkstelligt.
Sie hat es verdient, dass wir ihrer dankbar gedenken. Sie haben das Fundament dafür gelegt, dass wir heute in einem
Ausmaß an Wohlstand und sozialer Sicherheit leben, worum
uns 99 % der Welt beneiden.
Dankbar zurückzublicken
ist das eine, hoffnungsvoll
nach vorne zu schauen das
andere. Unsere Welt ist in
Turbulenzen geraten, unsere
gewohnte Ordnung löst sich
auf, neue Technologien verursachen Brüche in unserer
Gesellschaft. In dieser Situation brauchen wir ein einiges
und handlungsfähiges Europa. Unser aller Zukunft liegt in
Europa. Miteinander schwimmen oder einzeln untergehen.
Einen Abstieg erleiden oder
mit Gestaltungswillen und mit
noch vorhandener Kraft die
Welt von morgen gestalten.
Wir haben die Wahl.
Dr. Christoph Leitl
ehemaliger Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, Präsident Europäische Bewegung
Österreich, 1040 Wien
rlebtes Kriegsende 1945:
Am 4. Mai 1945 war Herz-
Jesu-Freitag. Alle Leute in
Karrösten sind beichten und
speisen (Kommunionempfang) gegangen, man hatte
Angst, das Kriegsende nicht
zu überleben.
Es schaute auch bedrohlich
aus. Schon am Vortag beobachtete man amerikanische
Panzer im Gurgltal. Schon
in der Früh hörte man von
der Imster Au herauf Schüsse, Maschinengewehrrattern
und Kanonendonner.
Heimlich schlich ich mit
Freunden bis zum Romedibauern in Brennbichl hinunter, Buben (10 Jahre alt) sind
nun einmal neugierig. Tota-
Fahnen schmücken den Weg zum Jüdischen Denkmal in Mauthausen. Vor 80
Jahren wurde das Konzentrationslager durch die US-Armee befreit. Foto: APA/Gindl
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ler Kriegslärm. Im Wald lagen haufenweise Waffen, die
deutsche Soldaten weggeworfen hatten. Wir entdeckten einen amerikanischen
Soldaten auf Wachposten.
Auch er gewahrte uns und
winkte, wir sollen zu ihm
kommen. Mutig folgten wir.
Auf seiner Plakette stand
„John Fides“, er redete, aber
wir verstanden kein Wort.
Er schenkte uns Kaugummi
— für uns auch völlig unbekannt. Wir verabschiedeten
uns von dem freundlichen
Mann und erzählten zu Hause das Erlebnis. Am Abend
brannten von dem Beschuss
einige Häuser in Imsterberg
lichterloh.
Am nächsten Tag erkundete ein Spähtrupp die Gegend,
da gingen ihnen ein paar alte Männer mit einem großen
weißen Tuch entgegen. Bald
fuhren Jeeps in unser Dorf.
Wir hatten alle das Kriegsende gut überstanden. Gott sei
Dank! Es war eine der letzten
kriegerischen Handlungen
im Zweiten Weltkrieg.
Engelbert Mathoy
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