Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_11_8_Presse_OCR
- S.16
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ÖGZ
© Foto: Wiener Linien
zu machen und die natürliche Wasseraufnahme zu fördern. Indem diese Flächen entsiegelt und für städtische Grünräume genutzt werden, kann nicht nur
das Überschwemmungsrisiko verringert,
sondern auch das städtische Mikroklima
verbessert werden.
Innovative Projekte
Amstetten hat sein Stadtzentrum nach
dem sogenannten „Schwammstadt“-
Prinzip umgestaltet, das darauf abzielt,
möglichst viele Flächen entsiegelt und
begrünt zu gestalten, um die Wasseraufnahme zu fördern. Diese Umgestaltung
des Hauptplatzes ist ein Paradebeispiel
dafür, wie Regenwassermanagement und
Klimaanpassung miteinander verknüpft
werden können. Das Projekt trägt nicht
nur dazu bei, das Überschwemmungsrisiko zu verringern, sondern schafft auch
kühlere und lebenswertere städtische
Räume, die sich positiv auf das Wohlbefinden der Einwohner:innen auswirken. Zudem entlastet die Entsiegelung
die städtische Kanalisation und reduziert
die Instandhaltungskosten für die kommunale Infrastruktur.
In Tulln wurde der Nibelungenplatz im
Zuge eines umfassenden Beteiligungsprozesses umgestaltet. Hier wurde die
Bevölkerung aktiv in den Planungsprozess einbezogen, um die Umgestaltung zu einer begrünten und entsiegelten
Fläche nach den Bedürfnissen der
Bürger:innen zu gestalten. Dies war nicht
nur von ökologischer Bedeutung, sondern auch eine soziale Initiative, die den
städtischen Raum wieder bewohnbarer
macht und das Risiko von Hitzestaus
deutlich reduziert. Gleichzeitig trägt die
Entsiegelung dazu bei, dass Regenwasser
versickern kann, was das Hochwasserrisiko mindert und die städtische Kanalisation entlastet.
Innsbruck hat mit dem Projekt „Gleisfreiraum“ in Wilten ein Vorzeigeprojekt
geschaffen, bei dem eine ehemalige Bahninfrastruktur von 5.000 Quadratmetern
entsiegelt und in eine Parklandschaft umgewandelt wurde. Neben der Entsiegelung wurde das Gelände begrünt, wodurch die Wasseraufnahmefähigkeit des
Bodens gesteigert und das städtische
Mikroklima verbessert werden konnten.
Zusätzlich zu diesem Projekt hat Innsbruck auch die Umgestaltung des Pradler
Platzes vorangetrieben, wo ebenfalls eine
bedeutende Fläche entsiegelt wurde, um
Regenwasser besser aufnehmen zu
können und das Risiko von Überschwemmungen zu reduzieren.
In Wels wird der Volksgarten erweitert,
um zusätzliche Grünflächen zu schaffen
und die Versiegelung rückgängig zu machen. Dabei entsiegelt die Stadt etwa
2.800 Quadratmeter, wodurch nicht nur
die Wasseraufnahme des Bodens verbessert, sondern auch das städtische
Mikroklima positiv beeinflusst wird.
Gleichzeitig schafft die neu gewonnene
Grünfläche zusätzlichen Raum für Erholung und steigert die Lebensqualität
der Anwohner:innen.
Hoher Bodenverbrauch im
internationalen Vergleich
Im europäischen Vergleich zeigt sich,
dass Österreich mit einem Bodenverbrauch von etwa 40 Quadratkilometern
pro Jahr zu den Spitzenreitern gehört. Im
Verhältnis zur Bevölkerungsgröße ist der
Bodenverbrauch in Österreich sogar
höher als in vielen anderen europäischen
Ländern. Deutschland etwa verbraucht
zwar rund 190 Quadratkilometer Boden
jährlich, dies relativiert sich jedoch angesichts der neunmal so hohen Bevölkerungszahl, wodurch der Pro-Kopf-
Verbrauch in Deutschland deutlich
geringer ausfällt.
Besonders alarmierend ist die Tatsache,
dass Österreich mit etwa 70 Quadrat-
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Hochwasserschutz bei der Wiener U-Bahn
metern Straßenfläche pro Kopf ebenfalls
eine der höchsten Raten in Europa aufweist. Diese Flächen tragen nicht nur zur
Bodenversiegelung bei, sondern erhöhen
auch die Anfälligkeit für städtische
Überhitzung und Überschwemmungen.
Die Zunahme an Einzelhandelsflächen,
die in Österreich mit rund 1,7 Quadratmetern pro Einwohner:in deutlich über
dem europäischen Durchschnitt liegt,
verschärft die Situation zusätzlich. Zum
Vergleich: In Deutschland beträgt die
Einzelhandelsfläche etwa 1,5 Quadratmeter pro Kopf, in Italien sogar nur rund
1ı Quadratmeter.
Diese Entwicklung ist nicht nur aus ökologischer Sicht bedenklich, sondern auch
im Hinblick auf die landwirtschaftliche
Nutzfläche, die zunehmend schrumpft.
Dies stellt eine direkte Bedrohung für die
Selbstversorgung des Landes dar, die
derzeit bei gängiger Mischkost lediglich
bei etwa 25 % liegt. Ein Umdenken im
Flächenverbrauch ist daher nicht nur für
den Schutz des Klimas, sondern auch für
die Ernährungssicherheit Österreichs
von entscheidender Bedeutung.
Die Bundesländer Niederösterreich,
Oberösterreich und Steiermark, fördern
aktiv Entsiegelungsmaßnahmen auf kommunaler Ebene. Darüber hinaus bieten
einzelne Städte und Gemeinden
finanzielle Anreize für Unternehmen und
Privatpersonen, um kleinere versiegelte
Flächen durch wasserdurchlässige Materialien oder Begrünungen zu entsiegeln
und so die lokale Klimaanpassung zu
unterstützen. 5