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Tiroler Tageszeitung

„Nicht nur das Reservieren wird einfacher“, Seite 5

Nicht nur das
Reservieren
wird einfacher

Zwei Tiroler, die seit heuer einen neuen
Nachnamen tragen, erzählen, wie es
ihnen damit geht - und warum sie sich
für die Änderung entschieden haben.

Von Matthias Christler

Innsbruck - Der Name? „Malyshev.“ Wie bitte, können Sie
das buchstabieren? „M-A-L-
Y-S-H-E-V.“ Solche Situationen, zum Beispiel beim Arzt
oder bei Tischreservierungen,
kannte Victor Klein, der vor
vielen Jahren aus Russland
nach Österreich kam, nur allzu
gut. Der Fotograf aus Hall ist
einer von 180 Menschen, die
heuer in Tirol bei der Behörde
ihren Nachnamen ändern lassen haben.

„Slawische Nachnamen
sind nicht nur sehr kompliziert zu erklären, sondern in
der deutschen Sprache eigentlich auch nicht gut darstellbar. Für Malyshev gibt es viele
verschiedene Varianten. Klein
ist einfach eine freie Übersetzung“, sagt der Neo-Österreicher. Im Zuge der Verleihung
der Staatsbürgerschaft war die
Namensänderung kostenlos,
ansonsten würden sich die
Kosten für eine Änderung auf
einen Wunschnamen auf rund
550 Euro belaufen.

Wirklich vermissen würde
er „Malyshev“ nicht, das sei
kein außergewöhnlicher Name, in Russland würde es den
millionenfach geben. Auch die
Familie in seiner alten Heimat
würde jetzt keinen Groll gegen

Fow: Victor Klein

Fast jede Frau
wechselt ihren
Nachnamen, für die ist
das kein Problem - für
mich auch nicht.“

Victor Klein, früher Malyshev
(Fotograf aus Hall)

ihn hegen. „Und außerdem
wechselt fast jede Frau einmal
im Leben ihren Namen, für die
ist das kein Problem - für mich
auch nicht.“

Er vermutet sogar, dass der
eingedeutschte Nachname
als freiberuflicher Fotograf
wirtschaftliche Vorteile haben
könnte. Er möchte niemandem etwas unterstellen, „aber
wenn man im Internet nach
einem Fotografen sucht und
zwei Namen findet, wen ruft
man zuerst an? Victor Malyshev oder Victor Klein?“

Schwer auszusprechende
Namen sind einer der Gründe, warum Menschen sich

Foto: Gemeinde Natters

, Der alte Name ist

Südtiroler Abstammung, aber einen Bezug
dazu habe ich eigentlich
nicht gehabt.“

Marco Mösl, früher Untermarzoner (Bürgermeister Natters)

an die Behörde wenden.
Das bestätigt Markus Tilly,
der seit mehr als 30 Jahren
für Namensänderungen bei
der Stadt Innsbruck zuständig ist. Das „ic“ als Endung
wie zum Beispiel bei Marko
Arnautovic bringt als Profi-
Fußballer vielleicht keine
Nachteile, bei Vorstellungsgesprächen möglicherweise
schon. „Solche Namen können belastend sein, in der
Hinsicht, dass die Betroffenen einen Nachteil für sich
im Alltag befürchten“, sagt
Tilly. Fantasienamen oder
berühmte Namen wie Swarovski können aber statt-

dessen nicht so einfach gewählt werden. Die Behörde
entscheidet, was erlaubt ist
(siehe Interview rechts). Im
Normalfall, wenn der Beamte nicht zu lange recherchieren muss, wird das Verfahren
innerhalb von wenigen Wochen abgeschlossen.

In manchen Fällen versucht
man schneller zu sein, etwa
bei neuen Vornamen im Zuge
von Geschlechtsänderungen.
„Das wird möglichst rasch erledigt, weil die Betroffenen
oft schon eine lange Leidenszeit hinter sich haben. Da sind
wir die Letzten, die eine Verzögerung wollen“, sagt Tilly.
Bei der Bezirkshauptmannschaft Schwaz zum Beispiel
sind Geschlechtsänderungen
inzwischen der zweithäufigste Grund, warum jemand den
Vornamen ändern will.

Viel zu bedenken

Einen anderen Grund hatte
der Natterer Bürgermeister
Marco Mösl, der noch bis vor
einem halben Jahr als Untermarzoner bekannt war. Inzwischen sei er es gewohnt,
sich so zu melden und auch
so zu unterschreiben. „In
der Folge galt es dann noch
die Ausweise zu ändern und
zu schauen, wo _ ich überall
sonst noch mit Untermarzo-

Seite 6 von 16

Fotos: Wieser, iStock, Montage: TT

ner registriert war. Zum Beispiel muss man dann ja auch
E-Mail-Adressen ändern.“

Wozu der ganze Aufwand?
Für ihn sei seit Längerem klar
gewesen, dass er im Zuge seiner standesamtlichen Hochzeit den Mädchennamen seiner Mutter annehmen würde.
„Der alte Name ist Südtiroler
Abstammung, aber einen Bezug dazu habe ich eigentlich
nicht gehabt. Ich wohne jetzt
auch in einem Haus, wo der
Opa Mösl heißt.“ Sein Vater
sei 2019 gestorben, aber das
habe nichts mit der Namensänderung zu tun. „Wir hatten
das beste Verhältnis zueinander.“ Der Natterer hat sich
nicht gegen Untermarzoner,
sondern für Mösl entschieden.
Mit diesem Namen, der sehr in
Natters verwurzelt ist, kann er
sich mehr identifizieren.

So nebenbei hält er den
Klang des neuen Namens für
schöner. „Und das Buchstabieren geht auch schneller.“

www.tt.com

3 Fragen an

Markus Tilly

Standesamtsleiter Innsbruck

„Nachname Presley
ginge heute vielleicht“

Der Leiter des Innsbrucker
Standesamts spricht über gelockerte Regeln bei behördlichen Namensänderungen.

Menschen mit dem

Wunsch, ihren Namen zu
ändern, an Sie heran? Das hat
mehrere Gründe, Ehepartner
sind mit dem Doppelnamen
nicht mehr glücklich. Oder
man glaubt mit einem slawischen Nachnamen im Alltag
benachteiligt zu werden. Und
speziell bei Änderungen des
Geschlechts sind wir bemühlt,
dass die Betroffenen möglichst unbürokratisch einen
neuen Namen bekommen.

1 Warum treten mehr

War die Behörde bei
Namensänderungen
früher strenger als
heute? Als ich vor 30 Jahren
angefangen habe, ging es
eher darum, solche behördlichen Namensänderungen zu
verhindern. Der Gesetzgeber
hat das Prozedere inzwischen vereinfacht. Und auch
was die Namen betrifft, sind
wir heute lockerer geworden. Sprache entwickelt sich
weiter, auch die Namen. Bei
Phantasienamen passen wir
trotzdem auf, kontaktieren
Sprachwissenschafter und
auch wir Standesbeamte helfen uns mit Googeln weiter.
3 Sie heute noch verhindern? Bei Habsburg
würde ich mir Gedanken machen oder wenn ein Thomas
im Nachnamen plötzlich
Gottschalk heißen will. Presley ginge heute vielleicht,
aber man muss sich alles anlassfallbezogen anschauen.
Es gibt schon Fälle, die gehen
bei uns bis zum Landesverwaltungsgericht. (mc)

Welche Namen würden