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Jahr: 2024
/ Ausgabe: 2024_11_12_Presse_OCR
- S.6
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Tiroler Tageszeitung
„Rote Woche der Wahrheit“, Seite 3
Rote Woche der Wahrheit
Gemeinsamer Jagdausflug mit Rene Benko löst Entsetzen in Tiroler SP aus. Rücktrittsaufforderungen werden laut, beim Landesparteirat am Montag könnte es einen Misstrauensantrag geben.
Von Peter Nindler und Manfred
Mitterwachauer
Innsbruck —- Über Tirols SPÖ-
Chef und Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer
schwebt das Damoklesschwert
des Rücktritts. Der Jagdausflug
mit einem befreundeten Hotelier und Milliarden-Pleitier
Rene Benko in die Steiermark
bringt das Fass zum Überlaufen. Nicht nur in der SPÖ. Weil
Dornauer außerdem auf dem
von der Kronen Zeitung veröffentlichten Foto waidmännisch mit dem „Beutebruch“
(abgebrochener Zweig) am Hut
posiert, was ihn in der Jägertradition als Schützen ausweist,
droht ihm auch rechtliches
Ungemach. Schließlich hat er
ein Waffenverbot. Dornauer
beteuert jedoch, nicht geschossen zu haben. Doch
dazu später,
Die SP-Mandatare
und Regierungsmitglieder hatten sich
gestern Antworten
von ihrem Chef erhofft. Bei der Klubsitzung warteten
sie aber vergeblich. Was für Unmut sorgt.
Vielmehr erklärte der Landeshauptmannstellvertreter
in einer Stellungnahme, dass
er sich der fürchterlichen Optik des Fotos völlig bewusst sei
und er die Irritationen,
„die ich damit
hervorgerufen
habe - in meiner Partei
und darüber hinaus
— absolut
nachvollziehen kann“.
Selbstverständlich habe
er nichts Unrechtes getan, keine Gesetze verletzt und nicht
geschossen.
Einen Rücktritt schließt er
dezidiert aus. Auf seine Arbeit in der Regierung
und seine Politik als
Vorsitzender der
SPÖ habe „diese unglückliche Episode“
keinerlei Auswirkungen. „Daher
nehme ich diese
Verantwortung
weiterhin wahr
und werde nicht
zulassen, dass
Tirol zu diesem
ohnehin schwierigen Zeitpunkt in
eine Regierungskrise schlittert.“
Das sollten auch all jene beherzigen, „die jetzt meinen,
politisches Kleingeld aus einer
unüberlegten Begebenheit
machen zu können“.
„ Selbstverständlich
habe ich nichts
Unrechtes getan, keine
Gesetze verletzt und
auch nicht geschossen.“
LHStv. Georg Dornauer/SPÖ
(Parteiobmann)
‚ ‚ Sollte er gegen
das ihm auferlegte
Waffenverbot verstoßen
haben, ist eine rote Linie
überschritten.“
Anton Mattie/ÖVP
(Landeshauptmann)
Trotzdem: Für Dornauer
beginnt die Woche der Wahrheit. Heute berät der Innsbrucker Bezirksausschuss, die
Parteispitzen kommen heute und morgen ebenfalls zu
Krisensitzungen zusammen,
bei der Dornauer anwesend
sein soll, am Montag tagt das
zweithöchste Parteigremium
der SPÖ —- der Landesparteirat.
Innsbrucks Vizebürgermeisterin Elisabeth Mayr will nicht
zur Tagesordnung übergehen.
„Für mich ist das Maß voll“,
sagt Mayr. Sie ist die Erste aus
der Führungsriege, die mit
Dornauers Eskapaden abrechnet. „Benko hat uns als Bevölkerung und uns als Österreich
um so viel betrogen, dass mir
als Sozialdemokrat klar sein
muss, dass ich mit so einer
Gesinnung weder lustwandeln noch auf die Pirsch gehen kann.“ Auf die Frage,
ob Dornauer noch trag-
bar ist, antwortet die Vi-
zebürgermeisterin: „Ich
bin mir nicht sicher, ob er
sich noch halten kann.“
„Angefressen“ ist auch der
Koalitionspartner ÖVP — namentlich Landeshauptmann
Anton Mattle. Montagnachmittag gab es ein klärendes
Vier-Augen-Gespräch. Der
Chef der schwarz-roten Lan-
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desregierung nimmt seinen
Vize Dornauer und die SPÖ
in die Pflicht. „Ich erwarte mir
von allen meinen Regierungsmitgliedern, dass sie sich voll
und ganz auf die Ausübung
ihres Amtes konzentrieren.
Die Menschen erwarten sich
zu Recht, dass wir uns um ihre
Sorgen und die aktuellen Herausforderungen kümmern.
In einem klärenden Gespräch
habe ich Georg Dornauer deshalb klargemacht: Sollte er gegen das ihm auferlegte Waffenverbot verstoßen haben, ist
eine rote Linie überschritten.“
Zugleich erwartet sich Mattle bis heute Klarheit darüber,
ob die SPÖ noch hinter ihrem
Chef steht.
Apropos rote Linien: Schützenhilfe bekommt Dornauer
von seinem ebenso abgelichteten Jagdfreund. Dabei handelt
es sich um einen Hotelier aus
dem Bezirk Innsbruck-Land.
„Ich habe geschossen, nicht
Dornauer.“ Der Ausflug in die
Steiermark habe im September
stattgefunden. Eine Abschussmeldung liege den entsprechenden Behörden vor, so der
Unternehmer zur 77. Außerdem könne er bestätigen, dass
Dornauer bei diesem Ausflug
„keine Waffe getragen“ habe.
Wer den Abschuss jedoch bezahlt habe oder ob hierfür eine Einladung vorgelegen habe,
dazu will der Hotelier keine Angaben machen.
Trotz Dornauers Dementi ist die Bezirkshauptmannschaft Innsbruck wegen der
Verdachtsmomente der Auffassung, dass eine gerichtliche Strafbarkeit nach dem
Waffengesetz zu prüfen sei.
„Zuständig dafür ist die Staatsanwaltschaft, wo sich der Vorfall ereignete - demnach in
der Steiermark. Je nach Ausgang des Ermittlungsverfahrens müssen von der BH
Innsbruck die weiteren Verfahrensschritte geprüft werden.“
Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz, Christian Kroschl,
erklärte gegenüber der TT, man
werde aufgrund der medialen
Berichterstattung prüfen, wie
man weiter vorgehen werde.
Im Rampenlicht
Waffenverbot: Im Jahr
2019 wurde über Georg
Domauer ein Waffenverbot
verhängt, nachdem er sein
Jagdgewehr mit angestecktem Magazin bei geöffnetem
Fenster am Innsbrucker
Flughafen im Auto liegen
gelassen hatte. Security-
Mitarbeiter entdeckten die
Waffe des damaligen Oppositionspolitikers Dornauer
schließlich. Die Bezirkshauptmannschaft erließ ein
unbefristetes Waffenverbot.
Das läuft jetzt Mitte November aus.
In Kitz: Domauer mit Freundin
Alessia und Fiona Pacifico
Griffini-Grasser (1.). arw/Schtager
Am roten Teppich mit
Karlheinz Grasser: Mit
seiner Lebensgefährtin, der
Trientiner Rechtspolitikerin
von „Fratelli D’Italia“ Alessia
Ambrosi, posierte er „im
Doppelpack“ mit Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser
und dessen Gattin Fiona
Pacifico Griffini-Grasser.
EURO-Karten. Als Sportreferent des Landes erhielt
Dornauer vom Präsidenten
des Fußballverbands Josef
Geisler ursprünglich vier Karten für das Spiel Niederlande
gegen Österreich bei der
Fußball-Europameisterschaft
in Berlin geschenkt. Nach
dem Wirbel bezahlte der
SPÖ-Chef dafür nachträglich
800 Euro.
Bei der FEURO: Georg
Dornauer mit Fußball-Präsident Josef Geisler (1.). Fow: 7