Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2024

/ Ausgabe: 2024_11_14_Presse_OCR

- S.6

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2024_11_14_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2024
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

Potenzielle Austragungsorte für Olympische Winterspiele

Für diese acht österreichischen Orte wurde untersucht, ob sie in den
2030er-Jahren noch für Olympische Winterspiele in Frage kämen. Dafür
wurden drei Szenarien - von der massiven Reduktion bis zum weiteren

Anstieg der globalen Treibhausgasemissionen - berechnet.

W _ im bestmöglichen und W yr im bestmöglichen
Szenario sicher

mittleren Szenario sicher "

Von Jasmine Hrdina

Innsbruck, Waterloo - Die
Olympischen Winterspiele blicken auf eine 100-jährige Geschichte zurück, ihre Zukunft
hingegen ist angesichts des
fortschreitenden Klimawandels ungewiss. Eine gemeinsame Studie von Forschern der
Universität Innsbruck und der
Universität Waterloo zeigt nun
einmal mehr auf, dass die Zahl
der möglichen Austragungsorte mangels Schneesicherheit
und wegen der zu hohen Temperaturen weltweit sinkt.

Man sehe aber auch deutlich, dass es einen Unterschied
macht, wie viel weltweit an
Emissionen eingespart werden kann. Das wirke sich
nämlich in verschiedenen
aufgezeigten Szenarien unterschiedlich auf das Potenzial
einzelner Destinationen aus,
resümiert der Tiroler Forscher
Robert Steiger.

Zwei Tiroler Orte gewappnet

Mit der Studie wurden Steiger
und sein kanadischer Kollege
David Scott direkt vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) beauftragt. Sie
rückt neben bisherigen Austragungsorten in Nordeuropa, Kanada und Asien auch
acht vom IOC vorgeschlagene
österreichische Gemeinden
als potenzielle (neue) Destinationen ins Rampenlicht.
Mit Innsbruck, Seefeld, Hochfilzen und Kitzbühel wurden
vier Tiroler Orte unter die Lu-

4

pe genommen, außerdem das
steirische Ramsau am Dachstein und Schladming sowie
Damüls und St. Gallenkirch
in Vorarlberg.

Ergebnis: Die Wissenschaft
stellt der Wintersportwelt
nicht die olympische Fackel,
sondern die Rute ins Fenster.
In den 2030er-Jahren käme
keine der Orte mehr für Winterspiele in Frage, werden die
globalen Treibhausgasemissionen nicht eingebremst. Die
EU hat sich diesbezüglich bis
2050 ein Netto-Null-Ziel gesteckt, Österreich will es schon
2040 erreichen.

Werden die Emissionen zumindest stabilisiert, gelten
Hochfilzen und das steirische
Ramsau a. D. zumindest bis
2030 als geeignet. Im optimistischsten Fall könnten außerdem auch in Seefeld noch nordische Bewerbe ausgetragen
werden, erklärt Steiger.

Ab den 2050ern bis in die
2080er schaut es derzeit hingegen düster aus: Keiner der evaluierten österreichischen Orte
könnte für olympische Bewerbe angemessene Schneeverhältnisse garantieren, werden
die - ohnehin EU-weit bereits
nach unten korrigierten -
Klimaziele nicht eingehalten.

Auch die untersuchten Austragungsorte in Europa, Nordamerika und Asien wären laut
Studie durchaus noch mindestens bis in die 2050er-Jahre in
der Lage, teilweise bis in die
2080er Jahre. Voraussetzung
dafür ist aber auch hier, dass

w
T_ in keinem Szenario sicher

am Dachstein ( )

„Olympia ohne Klimaschutz ist Schnee von gestern“, Seite 5

o Schladming

Quelle: Uni Innsbruck/Steiger; Grafik: Tiroler Tageszeitung

Olympia ohne Klimaschutz
ist Schnee von gestern

Der Klimawandel reduziert die Zahl der potenziellen Austragungsorte für
Winterspiele. Eine neue Studie wirft auch ein Auge auf Tirol.

R

Fow: Universität Innsbruck

„ Es liegt im ureigensten Interesse
der Sportverbände, sich
aktiv am Klimaschutz
zu beteiligen.“

Robert Steiger
(Tourismusforscher)

die globalen Treibhausgasemissionen reduziert oder zumindest stabilisiert werden.
Wenig überraschend: Bleiben
die Treibhausgasemissionen
auf dem Niveau wie derzeit,
wäre es in rund 55 Jahren an
den meisten der bisherigen
Austragungsorte definitiv zu
warm für Winterspiele.

Bedrohlicher scheinen
sämtliche Szenarien für die
Paralympics. Weil diese bisher im vielfach bereits milden März stattfinden, könnten
sämtliche bisher einbezogene
Regionen schon in wenigen
Jahren disqualifiziert sein. Eine Option wäre, die Spiele auf
Jänner oder Februar zu verlegen, meint Steiger.

Freilich gibt es noch mehr
Orte weltweit, die man untersuchen könnte. Das I0C
hat mit Blick auf vorhandene

Seite 6 von 34

Infrastruktur und Bewerbsmöglichkeiten aber nur bestimmte Destinationen zur
Untersuchung in Auftrag gegeben, betont Steiger.

Kein Ende des Skifahrens

An Hobbysportler richtet sich
die Studie nicht. Die Ergebnisse bedeuten nicht, dass
der Breitensport Skifahren
in den Regionen aussterben
wird. Steiger: „Die Kriterien,
nach denen bewertet wurde,
sind sehr anspruchsvoll. Das
IOC muss mit einer hohen
Sicherheit arbeiten, damit
die Spiele erfolgreich durchgeführt werden können. Das
heißt nicht, dass man dort
nicht Ski fahren kann.“

Auf Basis älterer Untersuchungen und mit neuen Daten
evaluierten Steiger und Scott,
welche Orte an mindestens
90 Prozent der bewerbsrelevanten Tage Temperaturen
unter null Grad in der Nacht
und eine Mindestschneehöhe
von 30 Zentimetern (inklusive technischer Beschneiung)
aufweisen können. Nur dann
galten die Orte als „schneesicher“ im Sinn der für Olympische Bewerbe erforderlichen
Kriterien.

Steigers Schlussfolgerung:
„Es ist im ureigensten Interesse der Sportverbände, nicht
nur des IOC, sich aktiv am
Klimaschutz zu beteiligen.
Dabei geht es nicht nur um die
von ihnen selbst produzierten
Emissionen, sondern auch
um eine Vorbildwirkung.“