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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_05_20_Presse_OCR
- S.31
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Der Standard
„Was bei der Wahl des ESC-Orts zählt“, Seite 6
20.5.2025
Was bei der Wahl des ESC-Orts zählt
Oberösterreich will mit einer Doppelbewerbung punkten. Aber die Anforderungen an potenzielle
Song-Contest-Locations sind hoch: Neben ausreichend Platz muss auch die umliegende Infrastruktur passen.
FRAGE&ANTWORT: Oona Kroisleitner, Stefanie Rachbauer
7erwundm — so gibt sich
/ Kanzler Christian Stocker am
Montag auf die Frage: „Können wir uns die Austragung des
Song Contests in Zeiten des Sparzwangs überhaupt leisten?“ In einer
Situation, in der Österreich die Gelegenheit habe „seine Kunst und
Kultur vor den Vorhang zu stellen“,
verstehe er nicht, dass „wir den finanziellen Aspekt als ersten diskutieren“, erklärte der ÖVP-Politiker
am Rande eines Medientermins im
Kanzleramt: „Wir sind eines der
reichsten Länder der Welt, und wir
werden uns auch einen Eurovision
Song Contest leisten können. Für
mich ist das gar keine Frage.”
Zuvor begrüßte die Bundesregierung hochoffiziell den Öösterreichischen ESC-Gewinner JJ. Es sei eine
„Freude, dass wir nächstes Jahr
Austragungsort sein werden“, betonte Stocker vor Journalistinnen
und Medienvertretern, Das sei eine
„Gelegenheit, die Visitenkarte des
Kulturlandes Österreich”“ in die Welt
hinaustragen. JJ habe es geschafft,
die „Vielfältigkeit der österreichischen Kunst und Kultur, die Verbindung der klassischen mit der modernen Musik“ aufzuzeigen,
Das habe „ein ganzes Land mit
Stolz erfüllt“, ergänzte auch Außenministerin Beate Meinl-Reisinger
(Neos). Die kurzerhand ihr iPhone
für ein Gruppenselfie zickte, dann
aber doch „den Profi“ JJ das Foto
machen ließ, Man sei bereits „in
ernsten Gesprächen mit dem ORF“,
sagte Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler (SPÖ): „Wir
schaffen das, es wird stattfinden.”
Aber wo nur? Stocker ist sich jedenfalls sicher, dass „wir einen guten
Ort finden“, sein Vize Babler: „Traiskirchen wird"’s nicht sein.”
Frage: Wer will den E Song
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Medienauflauf im Kanzleramt: JJ wurde von der Regierungsspitze offiziell begrüßt.
kl Mah ichall,
des
Contest, kurz ESC, 2026 überhaupt
ausrichten?
Antwort: Wicn hat bereits Interesse
bekundet. Der Sieg sel eine „wunderbare Chance für Wien”, erklärte
Bürgermeister Michael Ludwig
(SPO). Bereits 2013, nach dem Sieg
von Conchita Wurst, habe man bewiesen, dass „wir internationale
FEA AF RE
alität
gnisse mit F
Gastfreundschaft und kultureller
Strahlkraft ausrichten können“.
Wien sei „bereit, auch diesmal Bühne Europas zu sein”,
Konkurrenz gibt es aus Innsbruck, Auch Bürgermeister Johannes Anzengruber (Liste Ja — Jetzt
Innsbruck) hat „großes Interesse”.
Er habe bereits beauftragt, alle
Unterlagen für eine Bewerbung vorzubereiten und Gespräche mit dem
Tourismusverband und möglichen
Veranstaltungsstätten geführt. Anzengruber kann sich auch eine Kom-
Komplexes Olympiaworld mit Outdoor-Locations vorstellen.
Graz denkt ebenso über eine Bewerbung nach: „Mit der Stadthalle
hat Graz nicht nur die passende Infrastruktur, sondern auch das Knowhow, um Großveranstaltungen
durchzuführen”, sagt Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) dem
STANDARD, Darın wären da nach
Oberwart sowie Wels und Linz. Die
beiden oberösterreichischen Städte
bewerben sich gemeinsam. Möglich
wäre, die Konzerte in der Messehalle 22 in Wels abzuhalten (die allerdings erst 2026 fertiggestellt wird)
und etwa die Tips Arena am Linzer
Froschberg für Public Viewing zu
nutzen, sagt eine Sprecherin des
Linzer Bürgermeisters Dietmar
Prammer (SPOÖ) zum STANDARD.
Frage: Welche Kriterien muss ein
ESC-Austragungsort erfüllen?
Antwort: Ene ganze Menge, Dreieinhalb A4-Seiten füllten etwa die
Anforderungen für die ESC-Austragungsstätte 2015. Verlangt wurde
eine schall-, lichtgedämmte und klimatisierte Location mit Platz für
10,000 Gäste, einer Mindestraumhöhe von ı5 Metern und einer Bühne mit mindestens ı5 Metern DurchmesserT, Dazu kamen eine ganze Reihe von Zusatzräumen, etwa: ein 300
Personen fassender Wartebereich
für die Künstlerinnen und Künstler,
6000 Quadratmeter Fläche für Catering, Maske und Kabinen für mindestens 50 Kommentatorinnen und
Komme ein Pr
rum für 1500 Medienleute und ein
VIP-Bereich für 1000 Gäste.
Frage: Eine Open-Air-Location ist
also ausgeschlossen?
Antwort: Zumindest war das 2015
so: „Keine Open-Air-Location“ hieß
es im Anforderungsprofil. Ein Frei-
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Juft-Austragungsort, der für den
Song Contest überdacht werden
kann, ging in der Vergangenheit
aber durch. Kopenhagen etwa verpasste dem Parken-Stadion für das
ESC-Finale 2001 ein Dach. Dadurch
wurde es in der Folge auch für andee Indoor-Großveranstaltungen
nutzbar. 2011 ging der Song Contest
in Düsseldorf in der mit einem ausfahrbaren Dach ausgestatteten
Heimstätte des Fußballklubs Fortuna Düsseldorf über die Bühne. Das
heute Merkur-Spiel-Arena genannte
Stadion hieß damals Esprit-Arena —
und während des Song Contests
überhaupt nur ganz schlicht Düsseldorf-Arena. Grund dafür ist eine
Vorgabe für ESC-Austragungsorte:
Die Veranstaltungsstätten müssen
während der Showphase einen
„neutralen Namen” haben, weder
außen noch innen dürfen Sponsoren-Logos ader Markennamen zu
sehen sein.
Frage: Wie stehen die Chancen für
die Städte, die Interesse haben?
Antwort: Wien, Graz und Innsbruck
haben wohl die besten Voraussetzungen: Die Wiener Stadthalle hat
Platz für etwa 16,000 Personen - sie
ist die größte Halle, die im Spiel ist.
In die Innsbrucker Olympiaworld
passen rund 12,000 Zuscherinnen
und Zuseher. 11.000 Gäste könnten
in der Grazer Stadthalle begrüßt
werden. Abgesehen von der Austragungsvenue erfordert der ESC auch
noch weitere Infrastruktur. Einen
Flughafen - für die Anreise der viejen internationalen Gäste quasi ein
Muss — haben sowohl Wien, Graz
und Innsbruck, wobei Schwechat
mit der größten Auswahl an internationalen Verbindungen aufwarten
kann. Am Grazer Flughafen etwa
kommen derzeit nur 15 Flüge pro
Tag an. 2022, als der ESC in I!talien
stattfand, verlangten die ESC-Veranstalterin European Broadcasting
Union und der TV-Semder Rai einen
internationalen Flughafen, der maximal 90 Minuten von der Gastgeberstadt entfernt liegt. Auch die
meisten Hotelkapazitäten gibt es
mit 40.000 Betten in Wien, gefolgt
von Graz mit rund 10,000 und Innsbruck mit 9000. Ein Manko hätte
Wien aber dennoch: Der Neuigkeitswert wäre begrenzt, immerhin fand
der Song Contest schon zweimal in
der Hauptstadt statt. Das spektakulärste Panorama würde wohl Innsbrucks Berge bieten. Kleinere Städte haben zudem den Vorteil, dass
das ESC-Fieber dort stärker spürbar
sein kann als in einer Großstadt,
Frage: Die Stadthalie wurde ja 2015
für den Song Contest adaptiert. Was
wurde damals gemacht?
Antwort: Neben vielen eventbezogenen Einbauten - von Bühnenelementen bis zu Dolmetscherkabinen
— wurde in der großen, zentralen
Halle D auch eine Klimaanlage installiert, die immer noch für kühle
Luft sorgt. Dafür und für Miete und
Personal stellte die Stadt Wien rund
neun Millionen Euro bereit,
Frage: Ist die Stadthalle nicht zu alt
für derartige Großevents?
Antwort: Fakt ist: Die Stadthalle,
Baujahr 1958, ist in die Jahre gekommen und gilt als technisch veraltet.
Daher wird sie auch von der neuen
Wien Holding Arena in St. Max abgelöst - allerdings frühestens 2030.
Erst dann wird die Eventhalle mit
Platz für 20.000 Gäste fertiggestellt
sein. Bis dahin werden weiter Großevents in der Stadthalle abgehalten,
Frage: Welche Städte wollen definitiv nicht ESC-Gaststadt werden?
Antwort: Klagenfurt und Salzburg
winken ab. Seiten. 20 und 24