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Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_02_4_Presse_OCR
- S.10
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Kronenzeitung
„Dieser Baum zertrümmerte mein altes Leben“, Seite 16, 17
4.2.2025
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„Dieser Baum zertrümmerte mein altes Leben
Semira Camdzic (49) überlebte nur knapp, als
2021 das Schicksal zuschlug. Der Anfang eines
gesundheitlichen und finanziellen Leidensweges.
as habe ich bei Gott
nur falsch gemacht,
dass mir so etwas
passiert?“ Das fragt sich die
leidgeprüfte Frau immer
wieder — meist verzweifelt,
manchmal auch im Zorn.
Der Tag., der alles änderte.
war der 22. März 2021: Um
7.45 Uhr gehen Semira und
Sohn Adel (damals 7) am
Gehsteig der Ing.-Etzel-
Straße in Richtung Siebererschule. „Ich hörte ein
Knacksen und schubste
noch den Buben weg.“ Dann
sieht sie die 17 Meter hohe
Robinie stürzen und wird
vom Baum „begraben“,
47 Tage liegt die zweifache Mutter im Koma, hat
immer noch zwölf Platten
im gebrochenen Schädel.
sechs Kopf-Operationen waren bisher nötig. „Erwartet
euch nicht zu viel“, sagen die
Arzte, als die Familie ans
Krankenbett kam. Trotz
zweier Reha-Aufenthalte ist
sie Invalidin. Eine Körperseite fühlt sich weiterhin
taub an, das rechte Auge ist
ständig ausgetrocknet,
Gleichgewicht gestört,
Sturz mit Beinbrüchen
„Weil auch mein Gleichgewicht gestört ist, falle ich
oft, habe mir zuletzt beide
Beinec gebrochen”, schildert
die 49-Jährige. Aus der
Wohnung direkt an der Unfallstelle zieht sie aus („Das
hätte ich psychisch nicht geschafft!“), ist mit den Kindern nach Graz übersiedelt,
wo sie von Tochter Amna
toll unterstützt wird,
Wie sehen die juristischen
Folgen des Dramas aus? In
einer siebenstündigen Verhandlung wurde verneint,
dass die Stadt als Baumbesitzer haftbar zu machen ist,
Ein Gutachter bestätigte
zwar, dass der Baum an Pilzbefall litt und die Wurzeln
geschädigt waren. Erkennbar gewesen sei dies nicht.
Gutachter-Streit: War
Baum-Zustand erkennbar?
„Erst nach dem Umstürzen
sah man, dass der Wurzelstock in keinem guten Zu
stand war, Oberirdisch gab
es keine Auffälligkeiten“,
sagte Thomas Klingler, Chef
des städtischen Gartenamtes, damals zur „Krone*.,
Die Sıadt bot der Versehrten als „Kulanz“ 15 Euro
Entschädigung pro Tag an,
was die Familic ablehnte.
Das Opfer bestellte einen
eigenen Gutachter, der zum
Schluss kam, dass das Umstürzen des Baumes wegen
Pilzbefall sehr wohl vorhersehbar gewesen sei. Die Berufung scheiterte aber.
Die finanziellen Folgen:
Die frühere Tankstellen-
Mitarbeiterin lebt von 1200
Euro Reha-Geld. Anwaltskosten (etwa 30.000 Euro)
und die Kosten rund um die
Behandlungen (23.000
Euro) bringen die Familic an
die Grenzen, „Mein Mann
arbeitet in Norwegen als
Monteur, es ist alles schwer
zu stemmen.“ Der Wunsch
ist es nun, eine Wiederaufnahme des Verfahrens zu er
reichen, Andreas Moser
Baum $türzte mi
I e mit
in Innsbruck auf s
Mutter und Sohn
Die Narben an der Stirn und am Hals zeugen vom
Unfall (li.), der damalige „Krone“-Bericht (oben),
Semira und Adel an der Unfallstelle (unten). Wo die
Holzkiste steht, war einst die Baum-Wurzel,
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