Pressespiegel seit 2021
Jahr: 2025
/ Ausgabe: 2025_06_20_Presse_OCR
- S.11
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Kinder Stimme Innsbruck
Kindern oder Schulklassen. Wir haben viele Projekte an Schulen, wo Kinder sich überlegen, wie sie das Leben, die Schule
oder Innsbruck besser machen können.
Almir: Haben Sie das selbst als Kind auch erlebt, dass sie
mitmachen durften?
Vizebgm. Elli Mayr: Als ich ein Kind war, gab es diese Form der
Beteiligung nicht. Aber ich hatte Glück, denn in meiner Volksschule wurden wir eingeladen, unsere Ideen fürs neue Dorfzentrum zu zeichnen. Ein Ergebnis daraus war, dass man einen
Gehsteig gebaut hat. Es reicht aber nicht zu sagen: Zeigt eure
Ideen. Es ist zu klären: Was geht und was geht nicht? Meine
beste Freundin damals sagte: „Ich hätte gern ein Cafe.“ Da
fragen sich die Erwachsenen, warum will eine 8-Jährige ein
Cafe? Aber in der VS Fischerstraße habe ich erfahren, dass die
Kinder dort auch ein Cafe wollten. Ihr habt zwei Kindercafes
gegründet. Kinder und Jugendliche wollen sich gemeinsam an
öffentlichen Orten treffen können.
Bgm. Hannes Anzengruber: Ich habe als Kind bei den Sternsingern und Vereinen mitgemacht. Mir war es immer wichtig,
dass man es gemeinsam fein hat.
Almir: Wie kann man Bürgermeister:in werden?
Bgm. Hannes Anzengruber: Erstmal muss man sich engagieren und Freude daran haben, Leuten gut zuzuhören. Man muss
auch ein bestimmtes Alter haben: 18 Jahre. Der Hauptwohnsitz
muss in der Gemeinde sein, wo man kandidiert. Dann kann
man eine Liste gründen oder bei einer Liste mitmachen. Wichtig ist es, gemeinsam die Ideen zu präsentieren und Unterschriften zu sammeln. Sind die formalen Voraussetzungen erfüllt, steht man am Wahlzettel und braucht am Wahltag ganz
viele Stimmen.
Vizebgm. Elli Mayr: Ihr dürft selbst ab 16 Jahren wählen gehen. Das Wichtigste ist, dass wir in Österreich eine Auswahl
haben und überlegen können: Wem gebe ich meine Stimme?
Das nennt man Demokratie.
Bgm. Hannes Anzengruber: Wenn ihr vorhabt, euch in der Politik einzubringen, ist es hilfreich, zuerst eine Schule und Ausbildung abzuschließen. Kenntnis vom Berufsalltag hilft sehr.
Man lernt viel im alltäglichen Leben und kann das später in
die Politik einbringen.
Vizebgm. Elli Mayr: Wir benötigen auch Handwerker:innen in
der Politik, damit wir uns gemeinsam mit vielen verschiedenen
Dingen auskennen und als Team viel machen können. Zusammenarbeit ist für die politische Arbeit sehr wichtig.
Mona: Was hat sich verbessert, seit sie ein Kind waren?
Vizebgm. Elli Mayr: Zu meiner Zeit gab es am Nachmittag keine Angebote. Wenn es keine Oma gab und die Eltern arbeiten
mussten, waren die Kinder am Nachmittag allein. Es gab auch
noch keine Kinderrechte. Österreich hat die UN-Kinderrechtskonvention im Jahr 1992 unterschrieben. Wenn so etwas auf
dem Papier steht, dauert es noch lange, bis es wirklich im
Alltag der Menschen ankommt.
Bgm. Hannes Anzengruber: Den Jugendbeirat hat es auch
nicht gegeben, oder dass man in Kindergärten und Volksschu-
len zuhörte. Kinder wurden bis ca. vier Jahre zuhause betreut.
Heute legt man viel mehr Wert auf Sicherheit. Es gibt viele
Schülerlotsen am Schulweg. Früher gab es nicht so viele Fahrradwege und Sportmöglichkeiten. Es gab kein Handy und Internet. Ich musste in der Pause mit meinen Freunden ausmachen, was wir am Nachmittag tun wollen. Und dann galt: Wer
da war, war da ...
Valentina: Ich möchte, dass Kinder auch in anderen Stadtteilen gefragt werden. Können auch an unsere Schulen Leute
kommen und fragen, was uns wichtig ist?
Bgm. Hannes Anzengruber: Dass man auch bei euch vorbeikommt und mit euren Klassen spricht? Ja, natürlich können
wir das mal machen. Wichtig ist, das frühzeitig anzukündigen.
Der kürzeste Weg wäre, wenn ihr uns eure Anliegen zeichnet
oder schreibt.
Almir: Wenn sie an einem Spielplatz etwas verändern, fragen
sie auch Kinder?
Bgm. Hannes Anzengruber: Bei Spielplätzen haben wir bereits
ein gutes System. Da fragen wir über die Schule immer auch
die Kinder um ihre Vorstellungen. Bei öffentlichen Spielplätzen und Parkanlagen, die verändert werden können, haben wir
außerdem Postkästen aufgestellt, wo die Menschen Ideen einschmeißen können.
Mona: Was wollen sie in Innsbruck für Kinder tun oder ver-
ändern?
Bgm. Hannes Anzengruber: Wir haben uns ganz viel vorgenommen. Die Verbesserung von Kinderbetreuung, Mittagstisch, Nachmittagsbetreuung. Elli macht das gut. Sie kommt
zu mir und sagt: Hannes, wir brauchen da mehr Geld. Ich
schau, was möglich ist. Zudem haben wir einen Zukunftsvertrag. Darin haben wir viele Dinge geschrieben, die für Kinder
toll sind. Zum Beispiel eine neue große Sportanlage in der Reichenau. Wir verhandeln mit dem Land Tirol, um gemeinsam
für Jugendliche ein Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel
in Tirol um 19,60 € anzubieten.
Vizebgm. Elli Mayr: In der Stadtbibliothek haben wir die Kinderbibliothek größer gemacht. Und wir würden gerne ein Kindermuseum mit Indoor-Spielplatz errichten. Aber das wird
dauern.
Bgm. Hannes Anzengruber: Solche Projekte wie der Indoor-
Spielplatz, das muss nicht immer die Stadt machen. Wir können den rechtlichen Rahmen dafür vorgegeben. Überhaupt
gilt: Die Politik allein kann gar nichts machen. Es braucht engagierte Leute, die neue Ideen einbringen. Dann können wir es
gemeinsam machen.
Vielen Dank für das Interview!
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