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Jahr: 2025

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Tiroler Tageszeitung

„ESC nur, wenn was für Leute und Kultur hängen bleibt‘“, Seite 18

„ESC nur, wenn was für Leute
und Kultur hängen bleibt“

Kulturaktivist und p.m.k.-Chef David Prieth sähe im Song Contest in
Innsbruck eine Chance für die heimische Kulturszene. Unter Bedingungen.

Innsbruck - Unvoreingenommen ist David Prieth nicht,
wenn es um den Eurovision
Song Contest (ESC) 2026
geht. Der umtriebige Kulturaktivist und Chef des p.m.k.
Innsbruck ist Teil ebendieses
Projektteams der Stadt. Entsprechend befürwortet er die
Bewerbung Innsbrucks als
Gastgeber für das schillernde
Großevent. „Ich sehe es als
eine große Chance, Innsbruck
als einen weltoffenen, europäischen Kulturstandort zu
präsentieren. Aber für mich ist
ganz wichtig: Wenn diese Veranstaltung stattfindet, dann
muss etwas für die Bevölkerung und die Kulturszene
hängen bleiben“, sagt Prieth
im Interview bei „Tirol Live.“
Neue Konzerthallen in der
Größenordnung von maximal
800 BesucherInnen bräuchte
die Stadt etwa, jedenfalls sei
„ein nachhaltiger Kulturimpuls“ sein zentrales Anliegen.

Der ESC würde auch ohne
lokale Sonderwünsche eine
Stange Geld kosten. 64 Mio.
Euro investierten die Stadt Basel und der TV-Sender heuer
in die Veranstaltung. In Wien
kolportierte der ORF schon
2015 Projektkosten von 25.
Mio. Euro — die großteils durch
öffentliche Gelder abgedeckt
werden. Prieth würde in Tirol
vor allem die Tourismusbranche zur Kasse bitten. „Da ist
einfach das Geld da.“ Doch
was ist in Zeiten der universellen Sparkurse realistisch?
„Wenn ich eine Veranstaltung
in dieser Dimension mache,
muss ich das einkalkulieren“,
hält der Kulturaktivist an seiner Forderung fest.

Die lokale Bevölkerung soll
eingebunden werden. Ein Ansatz, der sich bereits beim Bogenfest als erfolgreich erwies.
Vom Szenefest entwickelte



David Prieth sprach bei „Tirol Live“ mit TT-Redakteurin Jasmine Hrdina übét den ESC, die heimische Kulturszene
und sein politisches Engagement abseits der Politik.

sich das Format zum größten
Fest der Landeshauptstadt.
Heuer zählte das Stadtmarketing 40.000 BesucherInnen.
Als Obmann des Gründervereins Kulturverein Bögen freut
sich Prieth über den Erfolg.
„Ich glaube, die Stadt Innsbruck hat selbst nicht gewusst,
auf was sie sich da einlässt“,
lacht der 37-Jährige. „Wir haben einfach gezeigt, wir können Großveranstaltungen in
Innsbruck machen, bei denen
die Bevölkerung authentisch
eingebunden wird. Und dann
haben die Leute einfach auch
Bock drauf.“ Die Botschaft:
„Wir sind alle wichtig, die
Stadt gehört uns und ohne uns
ist die Stadt nichts.“

Mit dem „Gabonsa“ steht
von 4. bis 6. Juli das nächste
Open-Air-Fest an. Es ist gleichzeitig die Bewährungsprobe
für das Areal der ehemaligen

Deponie in der Rossau. Wie reagieren
Nachbarn, eignet
sich die Infrastruktur?
Prieth ist zuversichtlich. Eine ganzjährig bespielbare Halle
kann das Freiluftgelände aber nicht ersetzen. „Das fordern
wir seit Jahren.“

Punk statt Politik

Bekannt für seinen

Aktivismus in der Kulturszene,
näherte sich „Punker Prieth“
in den vergangenen Jahren
Politik und EntscheidungsträgerInnen immer mehr an, etwa als Vorstandsmitglied der
Tiroler Kulturinitiativen, der
Interessengemeinschaft Kultur Österreich oder als Kulturbeirat des Landes Tirol. Im Juli
verleiht ihm Innsbruck das Ehrenzeichen der Stadt. „Ich weiß

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das sehr zu schätzen.“ Eine politische
Karriere schließt der
in Hall geborene Tiroler aber aus. „Das
ist nicht mein Business.“ Gefragt worden sei er öfter, von
mehreren Parteien
und Listen. Unpolitisch ist sein Engagement aber nicht.
Kulturarbeit setzt er
mit gesellschaftspolitischer Arbeit gleich. So sieht
er das Bogenfest nicht nur als
fette Party. „Da geht es um
Bürgerbeteiligung: Wie wollen wir die Stadt denken, wie
wollen wir die Gesellschaft anbinden? Das ist für mich alles
politische Arbeit. In einer Partei arbeiten? Das wäre mir zu
fad. Ich will nicht jemanden
fragen müssen, wie wir zu etwas stehen.“ (jazz)