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Tiroler Tageszeitung

„Heuschrecken ohne soziales Gewissen“, Seite 2

Heuschrecken ohne soziales Gewissen

Die Gesundheitsversorgung, Soziales oder die Pflege zu privatisieren, ist ein enormes Risiko. Die Vorgänge in der
Seniorenresidenz Veldidenapark zeigen, wie rasch die Forderung nach mehr privat und weniger Staat entzaubert wird.

Von Peter Nindler

as Aus für die Seniorenresidenz
D Veldidenapark in Innsbruck ist ein

Schlag ins Gesicht für die Daseinsvorsorge in Tirol. Dass der private Betreiber,
hinter dem inzwischen ein französischluxemburgischer Investmentfonds steckt, bis
zuletzt Wohnverträge mit alten und betagten
Menschen abgeschlossen hat, offenbart viel
Skandalpotenzial. Ohne das öffentliche Auffangnetz würden die großteils pflegebedürftigen Menschen jetzt ohne Betreuung dastehen. „Vital und sorglos im Alter!“ - das wurde
den gutgläubigen SeniorInnen versprochen.

Nun werden sie aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen, für die sie ihre Häuser
und Wohnungen aufgegeben haben. Erinnerungen an den Verkauf von rund 1100 Tiroler
Buwog-Wohnungen ebenfalls an eine auf
Immobilien spezialisierte Investmentfirma
in Luxemburg werden wach. Gemeinnützige
Verantwortung sieht anders aus, die auf Profitsteigerung ausgerichteten Heuschrecken
fressen das soziale Gewissen auf.

Also Hände weg vom Auslagern sozialer
Dienstleistungen und der Gesundheitsversorgung. Denn privatisiert werden lediglich die
Gewinne, wenn diese nicht mehr sprudeln,
stoßen die Fonds die Belastungen einfach ab.

Ohne Rücksicht auf Verluste oder menschliche Tragödien wie im Veldidenapark.
Gefordert sind deshalb Land Tirol, die
Wiener Städtische Versicherung und die
Stadt Innsbruck, um künftig im Veldidenapark ein modernes Betreuungs- und
Pflegekonzept zu realisieren. Mit der Tiroler
Hypo Leasing als Miteigentümerin der Seniorenresidenz ist das Land ohnehin indirekt
beteiligt. Was sich allerdings eindeutig
gezeigt hat: Die öffentlichen Strukturen im
Pflegebereich mit den Innsbrucker Sozialen
Diensten (ISD) funktionieren. Ansonsten
wäre es nicht gelungen, innerhalb kürzester
Zeit 47 Pflegebedürftige aus der Senioren-

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residenz in den Alten- und Wohnheimen
unterzubringen.

Und die öffentlichen Strukturen sind trotz
manch überzogener Kritik nach wie vor ein sicherer Rückhalt in der Daseinsvorsorge für die
Bevölkerung. Sie ausreichend zu finanzieren,
ist eine große Herausforderung, aber ein lohnendes Investment im Gegensatz
zur Blamage im Veldidenapark.

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auf Seite 4

peter.nindler@tt.com