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Jahr: 2021

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Tiroler Tageszeitung

tistischer „Jahrmarkt der Eitelkeiten“ funktioniert ganz
ähnlich. Koschuh blickt auf
das Jahr zurück, auf das, was
sich bewegt hat, und auf das,
wo nichts weiterging, auf das
Klein-Klein der großen Politik
und die großen Schweinereien im Kleinen. Vieles trifft er
punktgenau. Manchmal haut
er kräftig daneben —- und das
ist dann auch irgendwie lustig.

Am besten ist Koschuh,
wenn er dem höheren Unsinn die eigene Ratlosigkeit
darüber folgen lässt, wenn er
etwa aus der akademischen
Abschlussarbeit einer damals
Noch-Ministerin zitiert - und
der Inhaltsleere mit leerem
Blick Zeit und Raum zum Wirken schenkt. Mancher Stumpfsinn kann auch ohne satirische
Spitze aufgespießt und vorgeführt werden. Tatsächlich hätte man die Seepocken-Posse
in den viral-volatilen Monaten
seither fast vergessen. Überhaupt scheint schnelles oder
vorschnelles Vergessen und
Vergessenwollen ein großes
Gegenwartsphänomen zu
sein. Deshalb muss man Markus Koschuh dankbar sein,
dass er den Irrwitz der vergangenen 356 Tage in Erinnerung
ruft - auch und gerade, weil
das Erinnern ziemlich weh
tut. Wie gern würde man dem
Gehörten ein präsidentiales

— Von Joachim Leitner „S0 sind wir nicht“ entgegnen.
Und lässt es dann doch lieber.
Innsbruck - Realität und Sati- Weil man gelernt haben will,
re sind nicht mehr zweifelsfrei dass man niemanden belügen
unterscheidbar. Daran erin- darf, auch sich selbst nicht.
nert der Wiener Musikverleger Gerade deshalb bemühen Ver-
Walter Gröbchen recht regel- antwortungsträger bisweilen
mäßig mittels sozialer Medien. die eigene Vergesslichkeit.
Er teilte bislang 1184 Fundstü- _ Markus Koschuh jedenfalls
cke, die eine Realität abbilden, lässt keine Wuchtel liegen.
die sich kaum noch ernst neh- Auch die nicht, die er ungemen lässt - und daher ernst Sstraft hätte liegen lassen köngenommen werden muss. nen. Der eine oder andere
Markus Koschuhs kabaret- Tiefflieger zischt - natürlich

unkontrolliert, es könnten ja
ankommende Fünf-Uhr-Tee-
Trinker drinnensitzen - durch
den Treibhausturm. Dort hatte
der „Jahrmarkt der Heiterkeiten“ am Mittwoch Premiere.
Mit allem, was dazugehört: Aus
dem partei- und pandemiepolitischen Kasperltheater in
Stadt, Land und Bund macht
Koschuh-nun ja—- Kasperltheater eben. Das ist nicht sonderlich einfallsreich, aber effektiv.
Das Maßnahmendurcheinander verzopft er mit bierernster
Miene zum gordischen Knoten. Vor dem kürzlich verstorbenen Sepp Forcher verneigt
er sich mit einer liebevollen
Parodie. Das Märchen vom
jungen (Alt-)Kanzler, das Koschuhs Forcher erzählt, endet,
wie es enden muss: großer Kater nach kurzer Trunkenheit.
Man hätte es kommen sehen
müssen. Die Gefahren von zu
Panorama-Teichen umetikettierten Speicher-Seen eher
nicht. Auch diese Geschichte
hat Satiriker Markus Koschuh
der Realität geklaut. Aber zweifelsfrei unterscheiden lässt
sich Realität und Satire ja nicht
mehr. Eigentlich zum Verzweifeln. Oder eben zum Lachen.

Jahrmarkt der Eitelkeiten. 4. bis 7.
Jänner im Innsbrucker Treibhaus.
13. Jänner im Komma Wörgl.

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