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Jahr: 2022

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- S.15

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6020 Stadtmagazin

„Das Theater ist nicht umzubringen“, Seiten 56-59

„Theater ist Kommu
und Austausch un

damit ein Grundbedürfnis der

° °N °„ FRAU GIRKINGER, THEATER-

ENFANT-TERRIDLE FRANZ XAVER KROETZ HAT
SCHON VOR ZEEN JAHREN GEMEINT, DASS DAS
THEATER KEINE GESELLSCHAFTLICHE FUNKTI-

ON MEHR HABE. ODER WIE ER ES FORMULIERTE:
„DAs BRAUCHT KEIN SCHWEIN”. WIE SEHEN SIE
DAS? IRENE GIRKINGER: Das glaube ich nicht: Wenn
wir das Theater tatsächlich nicht mehr brauchen
würden, dann würde es auch nicht mehr existieren. Theater ist Kommunikation und Austausch
und stillt damit ein Grundbedürfnis der menschli
chen Existenz. Das war schon in der Antike so, als
Geschichten auf öffentlichen Plätzen verhandelt
wurden und damit Gesellschaftspolitik eine Bühne
bekommen hat. Diese Kraft hat das Theater immer
noch. Das Theater ist nicht umzubringen

DAS TIROLER LANDESTHEATER SOLL UNTER IHRER
INTENDANZ INTERNATIONALER, DIVERSER UND
ZEITGENÖSSISCHER WERDEN. FEHLTEN DIESE
PUNKTE BISLANG IM PrOoFIL DES HAUsEs? Ja, zum
Teil schon. Aber diese Punkte fehlen generell im
Theater, das hat nicht nur etwas mit Innsbruck zu
tun. Das Theater macht - wie die Gesellschaft auch
— gerade einen großen Wandel durch. Lange Zeit
hat es auf bestimmte Themen nur reaglert, dabei
wäre es höchste Zeit gewesen, zu agieren. Gerade
jetzt, wo wir extreme Polarisierungen miterleben,
hat das Theater mehr denn je den Auftrag, die
Möglichkeiten des Lebens durchzuspielen, Fragen
zu stellen, Antworten anzubieten oder Sichtwei
gewisse Dinge zu verändern. Auch die

e, dass unsere Welt extrem vernetzt und
international geworden ist, muss sıch im Theater
widerspiegeln.

»

menschlichen Existenz.“

Wrene Girkli

EIN QUEERER, MODERNER SPIELPLAN, DER ÜBER
ÖSTERREICH HINAUSBLICKT, VERSCHRECKT MAN
DAMIT NICHT DAS ABOPUBLIKUM? Ich hoffe nicht.
Mir geht es überhaupt nicht darum, das Publikum
zu verschrecken. Mein Anliegen ist es, Theater
für das Publikum zu machen. Und meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass tatsächlich jede Form
von Publikum zu erreichen ist: Allerdings wollen
die Menschen im Saal schon verstehen, warum
bestimmte Dinge auf der Bühne passieren. Es geht
also um eine dementsprechende Einbettung von
Themen und natürlich um Qualität. Man muss das
Publikum ernst nehmen.

ABER HERAUSFORDERN WOLLEN SIE DIE INNS-
BRUCKER SCHON AUCH? Ja, positiv herausfordern
Natürlich finde ich starke Regiezugriffe und ästhetische Konzepte großartig, aber für mich geht es
um ein Gesamtbild. Das Tiroler Landestheater ist
der größte Kulturanbieter der Stadt und des Landes
und soll ein breites Publikum abholen. Weil die
Geschmäcker verschieden sind, ist es wichtig, einen
Spielplan anzubieten, der niemanden ausschließt.
Mutig kann man aber trotzdem sein.

THEATERHÄUSER STANDEN IN DEN VERGANGENEN
ZWEI JAHREN CORONABEDINGT IMMER WIEDER
STILL. HABEN SIE DIE BEFÜRCHTUNG, DASS SICH
DADURCH EINE KULTURSKEPSIS AUFGEBAUT HAT?
In den letzten Monaten waren wir alle mit so vielen noch nie dag Erleb: konfron
tiert, dass es kaum Zeit dafür gab, die fehlende
Kultur angemessen zu vermissen. Viele haben
sich hinter ihrer Routine verschanzt und wollen
den Hebel gar nicht mehr umlegen, um wieder

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