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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_02_27_Presse_OCR
- S.5
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Kronenzeitung
Kronen
Zeitung
„Grüne vor Zerreißprobe: Tränen im Sitzungssaal“, Seite 32
27.2.2022
$
E
Innsbrucks Stadtchef Willi kann auf keine Mehrheit me
hr bauen ufid seine Fraktion bröckelt
Grüne vor Zerreißprobe:
Tränen im Sitzungssaal
® Wie lange geht das noch gut? Kein Grüner
rückte zur Verteidigung von BM Willi aus
© Abwahlantrag gegen Grün-StR Schwarzl:
Der Rückhalt der Fraktion ist zum Weinen
ines muss man Inns-
brucks Stadtchef Georg
Willi lassen: Einen dicken
Pelz hat er. So wie im letzten
Gemeinderat die Angriffe
auf ihn eingeprasselt sind,
muss man sich wundern,
dass er noch nicht hingeworfen hat. Sicher, es gibt viele
Bürgermeister im Land, die
gegen eine Mehrheit regieren müssen. Aber Innsbruck
ist anders. Hier sitzen ihm
40 Mandatare gegenüber
und die Zahl der Unterstützer ist auf eine Handvoll zusammengeschrumpft.
Nicht einmal seine eigene
Fraktion scheint zu 100% zu
ihm zu stehen. Wie sonst ist
es zu erklären, dass niemand
(!) zu seiner Verteidigung
ausgerückt ist, als er wegen
der nicht bestimmungsgemäßen Weitergabe seiner
Verfügungsmittel an seine
Büroleiterin schwer unter
Druck stand? Von nahezu
allen Fraktionen hagelte es
heftigste Kritik. Betont werden muss, dass es dabei nicht
unfair zugegangen ist. Es
ging um harte Fakten und
Argumente. Die Sache hat
insofern ein Nachspiel, als
seine Büroleiterin noch einmal in den Kontrollausschuss geladen wird, nachdem sie auf eine Aussage im
Gemeinderat verzichtet hatte bzw. von Willi nicht eingeladen war. Fazit in dieser
Causa: Die grüne Kavallerie
blieb zu Hause. Nicht einmal GR Gerhard Fritz, der
wortgewaltige Rhetoriker,
der früher immer mit juristischer Sachkenntnis gepunktet hat, meldete sich in der
Causa zu Wort. Ein Wunder! Er dürfte nicht der Einzige bei den Grünen sein, der
sich in die innere Emigra-
tion verabschiedet hat.
Bewundernswert auch das
Durchhaltevermögen von
StR Uschi Schwarzl. Einmal
platzte ihr gewaltig die Hutschnur: „Halten Sie doch
einmal die Klappe, Herr Depaoli!“, warf sie ihrem erbittertsten politischen Gegner
nach einem Zwischenruf an
den Kopf. Und entschuldigte sich sogleich. Am Ende
des Tages flossen bei ihr
aber die Tränen. Die fehlende Unterstützung und der
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PHILIPP NEUNER _ . __
Tiroler Politik
Inoffiziell
fehlende Rückhalt in der
eigenen Partei waren beim
Abwahlantrag vom Team
Gerecht erneut mehr als offensichtlich geworden. Allein BM Willi folgte ihr, als
sie den Sitzungssaal verließ.
Klar ist: Bei einer geheimen
Abstimmung wäre sie den
Stadtratsposten vermutlich
los gewesen. Das verhinderten die anderen Parteien mit
Enthaltungen. Ihr Kalkül:
Wer soll Schwarzl aus den
Reihen der Grünen nachfolgen? Dann doch lieber mit
ihr anstatt ohne sie.
Die Frage ist, wie lange
das Freie Spiel der Kräfte
noch funktioniert. BM Willi
selbst war es, der diesen Tiger im Vorjahr von der Leine gelassen hatte — wohl ohne die Konsequenzen zu Ende gedacht zu haben. Drohen Neuwahlen? Nur bei
einem Rücktritt des Bürgermeisters. Große Überraschung wäre das keine mehr.