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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Verträge bereits am 14. Jänner besiegelt“, Seite 35

Verträge bereits am 14. Jänner besiegelt

Drei Millionen Euro sollten über Firma von Wacker-Präsident Radi innerhalb eines Monats an Wacker fließen. Investor Kienle fällt es derzeit „sehr schwer“, Fragen als Mail zu beantworten. Verein will Stadionnamen „veräußern“.

Von Peter Nindler und Florian Madl

Innsbruck, Stuttgart — Erstmals meldet sich jetzt der
Stuttgarter Unternehmer
und im Februar präsentierte neue Geldgeber des Innsbrucker Fußballclubs Wacker
Innsbruck, Thomas Kienle,
zu Wort. Zu den Vorgängen
rund um sein Investment „als
Privatperson“ beim Zweitligisten möchte er aber inhaltlich nichts sagen.

Heute schreiben wir allerdings den 24. März, eigentlich
hätte sich der finanzklamme
Verein bis spätestens 14. Februar über drei Mio. Euro freuen dürfen. Und bei auftretenden Liquiditätsengpässen
bereits früher über Finanzspritzen aus Deutschland.
Denn das wurde in Verträgen
mit dem Investor am 14. Jänner so vereinbart.

An jenem Freitag setzte
nämlich Thomas Kienle seine Unterschriften unter die
mehrseitigen Vereinbarungen.
Zum einen beteiligt er sich zu
50 Prozent an Kevin Radis
Innsbrucker Firma „Block-
Rock“, die als Unternehmensgegenstand die Entwicklung
und den Vertrieb von Software, insbesondere von digitaler Datenverarbeitung, angibt. Damit verbunden ist die
Einlage von 18.000 Euro des

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Den FC Wacker plagen Finanzsorgen, das Investorgeld floss bisher nicht will. Künftig will man auch das Tivoli verstärkt vermarkten.

Fotn: APA/Adeisbenger

Stammkapitals in der Höhe
von 36.000 Euro. „BlockRock“
ist neues Kernmitglied beim
Wacker, Kienle wäre daran zur
Hälfte beteiligt.

Gleichzeitig wurde mit Gerichtsstand Innsbruck vertraglich besiegelt, dass Kienle innerhalb eines Monats,
also bis 14. Februar, drei Millionen Euro an „BlockRock“
überweist und Radis Firma
das Geld umgehend an Wa-

cker weiterleitet. Eine weitere Übereinkunft betrifft mögliche finanzielle Engpässe bei
Wacker Innsbruck: Auch dafür hat man Vorsorge getroffen und Überbrückungszahlungen abgemacht.

Thomas Kienle wusste jedenfalls, was ihn beim FC
Wacker erwartet. Er hatte vor
Vertragsabschluss Einsicht in
alle Bilanzen, in die Budgetierung und in die Bundes-

ligalizenz 2021/2022. Über
etwaige Altlasten ist Kienle
ebenfalls im Bilde. Der Kontrakt umfasste außerdem das
Ausscheiden von Vorstandsmitgliedern, u.a. von Manager Alfred Hörtnagl.

Und was sagt Kienle selbst
zu den Verzögerungen? Es
falle ihm derzeit sehr schwer,
zum Teil berechtigte Fragestellungen - „Warum hat er
bis heute sein Versprechen
noch nicht eingehalten? Was
macht ein Investment für einen Sinn, wenn es keine Bundesliga-Lizenz für Wacker
gibt? Ist er überhaupt in der finanziellen Lage, jährlich drei
Millionen Euro in den Verein

zu investieren?“ — als Mails zu
beantworten. „Da es für mich
offensichtlich ist, dass vertrauensvolle Unterlagen immer wieder weitergeleitet und
Dinge erzählt werden, die so
nicht der Wahrheit entsprechen“, wie er der TT mitteilt.
Radi spricht nach wie vor
von komplizierten Vorgängen,
die schwer zu vermitteln seien.
Natürlich dränge die Zeit und
er hätte das Geld lieber gestern
als heute zur Verfügung. Kienle
habe sich übrigens noch nicht
an „BlockRock“ beteiligt, betont Radi. Trotzdem ist der
Neo-Präsident optimistisch,
dass in den nächsten Tagen
alles über die Bühne gehe, das

Wacker-Chronologie seit Jänner 2020

19. Jänner 2020: Bei einer Generalversammlung des FC Wacker
stimmten die Mitglieder mit klarer
Mehrheit für jene Statutenänderung, die den Einstieg eines potenten Investors ermöglichen soll.

15. Mai 2020: Der Verein gibt
eine unerwartete Trainerrochade
bekannt: Daniel Bierofka folgt auf
den Thomas Grumser, der mit dem
Fohlen-Team lange Zeit auf Platz
drei gelegen war. Ein Vorzeichen
auf den Investoreinstieg von Matthias Siems.

18. August 2020: Nun lernt auch
Innsbrucks Bürgermeister Georg
Willi den neuen Geldgeber kennen,
der Hamburger stellt ihm dabei
hochtrabende Ziele bis hin zu
Bauprojekten vor, die er verwirklichen will.

10. Mai 2021: Was mit viel

Elan begonnen wurde, mündet
offensichtlich in einen Rosenkrieg.
Geldgeber Matthias Siems wollte
mehr Einflussnahme, setzte nach
Meinung des Vereins die Daumenschrauben an. Das als Langzeitprojekt apostrophierte Vorhaben
(„zumindest acht bis zehn Jahre“)
scheint sich zu zerschlagen. Nach
knapp einem Jahr und kolportierten
2 Millionen Euro Investment ist die
Ära Siems Geschichte.

17. Juli 2021: Während mit dem
Ex-Investor Schuldzuweisungen
ausgetauscht werden und ein
juristisches Nachspiel von beiden
Seiten in den Raum gestellt wird,
scheint der Verein bei der Investorensuche fündig geworden zu sein.
Der Neue soll der Russe Michail
Ponomarev sein.

Seite 10 von 14

17. Jänner 2022: Und wieder ein
Neuanfang. Der Verein musste in
den vergangenen Monaten immer
wieder mit Zahlungsrückständen zu
kämpfen hat, weil auch Ponomarev
wie sein Vorgänger die Daumenschrauben angezogen haben soll.
Während der Russe das Gegenteil
behauptet, zeichnet sich mit dem
Einstieg des Stuttgarter Investors
Thomas Kienle die nächste Kehrtwende ab.

1. März 2022: Der Innsbrucker
Immobilien-Experte Kevin Radi wird
zum neuen Präsidenten gewählt,
der alte Vorstand muss gehen.

Auf die vertraglich zugesicherte
Millionen-Finanzspritze wartet man
indes. Zweimal musste das neue
Vorstandsteam bereits Gehälter
vorstrecken, die Bundesliga-Lizenz
wackelt mittlerweile bedenklich.

Geld bereitstehe und Wacker
seine größten finanziellen Sorgen dann los sei. Kienle lobt
übrigens das neue Vorstandsteam: „Ich habe sehr großen
Respekt davor, was diese jungen Menschen in dieser kurzen
Zeit bisher bewegt haben. Die
haben ein Chaos vorgefunden,
dasich mir niemals zuvor hätte
vorstellen können.“

Radi: Das Geld kommt bald

Auf der Suche nach Geldquellen stieß der Verein neben Werbeflächen rund ums
Tivoli (Südseite/Autobahn)
zuletzt auch auf den Stadionnamen, mit den Verantwortlichen des Veranstaltungszentrums Olympiaworld befindet
man sich diesbezüglich im
Austausch. Gespräche laufen,
ob grundsätzlich die Möglichkeit bestünde. Dem Vernehmen nach hätten „ein,
zwei private Unternehmen“
Interesse, im Raum steht eine langfristige Partnerschaft
(zehn Jahre?) mit einem kolportierten Jahres-Volumen
von einer halben Million.

Unproblematisch ist das
Unterfangen keineswegs:
Stieß sich in der Vergangenheit noch mancher Fan an
der Umbenennung des Tivoli,
so könnte mit der Beibehaltung und dem Sponsornamen als Zusatz ein Kompromiss gefunden werden. Aber
auch die Ansprüche anderer
Stadionnutzer wie WSG Tirol
und Swarco Raiders müssten
wohl anteilsmäßig abgegolten
werden.