Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2022

/ Ausgabe: 2022_04_6_Presse_OCR

- S.8

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2022_04_6_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2022
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Kronenzeitung

„‚Eine Leiche riecht aber anders‘“, Seite 20/21
6.4.2022

Probleme mit den Nachbarn: Gegen Geruchsbelästigung kommt

man kaum an

„Eine Leiche riecht aber

In einem Innsbrucker Mehrparteienhaus gibt es ein
Problem: Es stinkt. Und zwar im ganzen Flur - tun kann
man dagegen fast nichts, wie zwei verzweifelte Anwohnerinnen schildern. Nach sehr bildhaften Beschreibungen der Situation am Telefon hat sich die „Tiroler Krone“ selbst ein (Geruchs-)Bild vor Ort gemacht.

Haben Sie schon gefrühstückt? Man kann es nur
hoffen, denn bei folgenden
Beschreibungen vergeht
einem der Appetit: „Es
stinkt so fürchterlich im
Hausflur nach Fäkalien, ich
musste brechen!“, beschreibt eine verzweifelte
Dame den Zustand, der offenbar seit Sommer besteht,
als die „Krone“ zum Lokalnasenschein kommt. „Seit
Juni ist das so, als diese extreme Hitze war“, erläutert
eine Nachbarin. Es stinkt
tatsächlich — auch wenn das
Frühstück nicht gegen die
Einfahrt wieder raus kam.
„Wir haben auch gerade
durchgelüftet, aber das

kannst du im Winter auch
nicht dauernd machen, da
kühlt ja das ganze Haus
aus“, erklärt die Pensionistin weiter. Die Nachbarin
nickt zustimmend.

„Es ist halt so blamabel,
wenn Besuch kommt“

Die Quelle des Geruchs ist
ein Rätsel: Er kommt wohl
aus einer Wohnung aus der
gleichen Etage, doch wer
wohnt hier? Weder Namensschild noch sonst ein
Hinweis auf die dort lebende
Person sind an der vermeintlich „richtigen“ Wohnungstüre zu finden. Gerüchten
zufolge wohnt hier ein älterer Herr, gesehen wurde er

von den beiden Damen noch
nie. Kommt er aufgrund seines Alters mit der Hygiene
nicht mehr mit, hat er Depressionen? „Es ist halt so
blamabel, wenn Besuch
kommt“, seufzt die Nachbarin, „abgesehen davon, dass
man bei dem Gestank fast
umfällt“.

Die Frauen versuchen dagegen anzukämpfen: Sie lüften, was das Zeug hält und
versprühen Raumspray.
„Durch die Lüftung kommt
der Gestank sogar in meine
Wohnung rein!“ Auch ihre
Wohnungstüre dichtet sie so
gut wie möglich ab.

Verständnis ja, Eingreifen
jedoch „schwierig“

Was kann man da machen?
Im Grunde: nichts! Die Polizei sieht die Zuständigkeit
bei der MUG, die MUG
sagt: „Schwierig.“ Die Frau
sage bestimmt die Wahrheit,

Seite 8 von 35

66
(inders

doch machen könne man da
eigentlich nichts. Abgesehen
von der tagtäglichen Geruchsbelastung hat die Leidende auch noch vor einem
Wertverlust der Wohnung
Sorge. Denn wer will schon
eine Wohnung mit Gestank
kaufen? „Man hat das Gefühl, man steht mitten in der
Toilette“, sagt die Nachbarin noch zum Abschied.
„Anfangs dachte ich, in
der Wohnung liegt ein Toter
— aber dann wurde mir gesagt, dass es nicht nach einer
Leiche riecht.“ Man weiß
freilich nicht genau, was hinter dem Gestank steckt —
doch allein die Vorstellung,
in dieser Geruchsumgebung
zu leben, lässt ein menschliches Drama vermuten. Offenbar wolle er sich nicht
helfen lassen, mutmaßt die
Pensionistin. Und ihr kann
oder will man offenbar nicht
helfen. Nadine Isser