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Tiroler Tageszeitung

„Umgang mit der älteren Generation ist, beschämend“‘“, (Leserbrief),
Seite 14

Umgang mit der älteren
Generation ist „beschämend“

Thema: Artike! „Was steckt hinter dem Aus für die Seniorenresidenz?“, TT, 20.5.

N ach dem Zweiten Weltkrieg war Österreich ein
zerstörtes Land. Es waren unsere Eltern, Großeltern und
Urgroßeltern, die mit Mut,
Fleiß und Zusammenhalt den
Wiederaufbau getragen haben. Sie haben unter schwierigsten Bedingungen das Fundament geschaffen für den
Wohlstand und die Sicherheit,
die wir heute genießen.

Diese ältere Generation verdient nicht nur in Sonntagsreden Respekt, sondern vor allem in konkretem politischem
Handeln. Es ist beschämend,
wenn Menschen, die jahr-

zehntelang gearbeitet, Kinder
großgezogen, Steuern gezahlt
und das Land mitaufgebaut
haben, im Alter ihre Wohnoder Pflegeplätze verlieren —
weil angeblich das Geld fehlt.
Die ältere Generation verdient Wertschätzung, die sich
nicht durch Medaillen oder
einmalige Jubiläumsfeiern,
sondern durch ein System mit
würdiger Pflege, leistbarem
Wohnraum und sozialer Absicherung zeigt. Und sie verdient Sicherheit. Nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern
auch emotionale: das Wissen,
dass sie gesehen, gehört und
geschützt wird - besonders in
der letzten Lebensphase.
Während in Innsbruck darüber nachgedacht wird, ei-

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nige Millionen Euro in ein internationales Großevent wie
den Eurovision Song Contest
zu investieren, wird gleichzeitig eine Seniorenresidenz geschlossen. Menschen, die auf
Hilfe angewiesen sind, werden
gezwungen, ihre gewohnte
Umgebung zu verlassen. Das
ist ein Schlag ins Gesicht für
all jene, denen wir so viel zu
verdanken haben. Eine Gesellschaft zeigt ihren wahren Charakter daran, wie sie mit den
Schwächsten umgeht - und
mit den Ältesten. Es ist höchste Zeit, diese Werte wieder ins
Zentrum der Politik zu rücken.
Nicht morgen. Jetzt!

Prof. i. R. Christoph Schmarl
6020 Innsbruck