Pressespiegel seit 2021

Jahr: 2022

/ Ausgabe: 2022_06_4_Presse_OCR

- S.7

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2022_06_4_Presse_OCR
Ausgaben dieses Jahres – 2022
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Tiroler Tageszeitung

„50-m-Schwimmhalle: Ein Projekt wie ein Wellenbad“, Seite 40

50-m-Schwimmhalle: Ein
Projekt wie ein Wellenbad

Trotz der Beschlüsse im Innsbrucker Gemeinderat passiert beim Thema
Wasserflächen nichts. Tirols Schwimmverband startete eine Petition.

Von Sabine Hochschwarzer-Dampf

Innsbruck - Mit dem Wasser,
das seit Beginn aller Gespräche um eine 50-m-Schwimmhalle und inzwischen auch
die dringende Sanierung des
Höttinger-Au-Bades den Inn
hinunterfloss, ließen sich
längst ganze Seen füllen.

Die Problematik um Was-

Hintergrund

Thema: Die Geschichte des
Projekts 50-m-Schwimmhalle

serflächen erhitzt die Gemüter der eigentlich abgekühlten
Schwimmer, Wasserballer,
Synchronschwimmerinnen,
Wasserretter sowie Triathleten - und auch im Breitensport-, Schulsport- und Gesundheitsbereich. Seit 2010
wurde etwa in 64 Tiroler Bädern das Wasser ausgelassen,
unter anderem im Wörgler
Wave. Ein Sprungbrett sucht
man in öffentlichen Hallenbädern ohnedies schon länger vergebens. Verschärft hat
Corona: Selbst für Anfängerkurse fehlen Wasserflächen —
die TT berichtete.

Einige Leistungsschwimmer haben längst das Land
verlassen, um wie im Fall des
EM-Dritten Bernhard Reitshammer oder Simon Buchers, beide Olympia-Starter
2021 in Tokio, jetzt als Ober-
Öösterreicher internationale
Erfolge zu feiern.

Aber zurück zum Ursprung:
Seit über 40 Jahren plätschert
das Projekt 50-m-Halle nun
dahin. 1981 planten bereits
Architekten eine Erweiterung des Amraser Bades. Der
Machbarkeitsanalyse da folgte die Standortbestimmung
dort. Vom Flughafen-Areal
über den Rapoldi-Park, bis
sich schlussendlich der Norden des Tivoli-Freibads herauskristallisierte. Als Bund
und Land (im Arbeitsübereinkommen festgeschrieben)
dann endlich Millionen zusagten (6 und 8,33), schien der
Weg frei. Doch die Vorfreude
währte verhältnismäßig kurz:
Innsbrucks Bürgermeister
Georg Willi (Die Grünen) und
Sportlandesrat Josef Geisler
(ÖVP) überraschten Anfang
Juni 2020 in einer Aussendung mit einer Absage - trotz
auch im Arbeitsübereinkommen der Stadt zugesicherter
Unterstützung. Die Wogen

gingen hoch. Stefan Opatril,
Vizepräsident des österreichischen Schwimmverbandes,
gab sein Sportehrenzeichen
zurück. Drei Wochen später
wieder Wellen — in die andere Richtung: Der Gemeinderat beschloss einstimmig, das
Projekt weiterzuverfolgen,
und auch das Land sicherte
seine Unterstützung wieder
zu. Was seitdem passiert ist?
Eigentlich nichts.

‚ Wenn trotz Beschluss abgeblockt
wird, hat das mit Demokratie nichts zu tun.
Willi ist ein Bremsklotz.“

Stefan Opatril, Vizepräsident
des österr. Schwi rbandı

Sportstadträtin Elisabeth
Mayr (SPÖ) kritisierte zuletzt im Gemeinderat Willis
Untätigkeit nach inzwischen
zwei Beschlüssen (Detailbericht Schwimmhalle Tivoli,
Potenzialanalyse Höttinger
Au). Schon 2015 gab es übrigens einen Antrag zu letzterem Bad, der 2016 ausgerechnet aufgrund der Pläne einer
50-m-Halle zurückgestellt
wurde. Die Sanierungskosten
am Fürstenweg betragen jetzt

Seite 7 von 24

etwa 12 Mio. Euro - nicht 5.
Das Hallenbad bliebe für über
eineinhalb Jahre geschlossen.
Inklusive einer Erweiterung,
um Wasserflächen zu gewinnen, wären es laut Mayr 21
Mio. Euro. Zum Vergleich:
Aktuell käme eine neue 50-m-
Halle plus Lehrschwimmbecken auf knapp 35 Mio., also
20,67 Mio. für die Stadt. Ein
weiterer Vergleich — in derselben Gemeinderatssitzung
beschlossen: 12 Mio. Euro für
die Sanierung des Igler Eiskanals, die sich auf insgesamt
51 Mio. Euro beläuft.

Tirols Schwimmszene
schüttelt den Kopf, nicht wegen der Bobbahn. Man freue
sich über jedes Bekenntnis
zum Sport, heißt es, fühlt
sich aus anderem Grund
gefrotzelt, vor allem hingehalten. „Wenn der Gemeinderat etwas beschließt, der
Bürgermeister aber alles abblockt, hat das mit Demokratie nichts zu tun. Willi ist ein
Bremsklotz“, poltert Opatril.

Seit Dienstag läuft nun eine Petition (mein.aufstehn.
at) für mehr Wasserflächen
in Innsbruck mit bereits über
1000 Unterschriften. Das
Hauptargument: Schwimmen
können ist lebenswichtig.