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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_07_3_Presse_OCR
- S.3
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Tiroler Tageszeitung
TirolerseTageszeitung
„Kritik an leichterem Zugang zu Busführerschein“, Seite 14
3.7.2022
Kritik an leichterem Zugang
zum Busführerschein
Pro Jahr kommt in Tirol eine
Person beim Unfall mit einem Bus
ums Leben. Helmut Buchacher
(SP) hält das Auslassen des Lkw-
Führerscheins für ein Risiko.
Von Alexandra Plank
Innsbruck —- Der tödliche
Unfall mit Beteiligung eines Busses in Innsbruck
sorgte für Bestürzung. So
tragisch er ist, Tirols Busse sind sicher unterwegs.
Ein Insider machte die TT
darauf aufmerksam, dass
die Ausbildung für Buslenker wegen des Mangels an Chauffeuren vor
Jahren verkürzt wurde.
‚ Das ist ein Risiko. Wer vom
Pkw direkt auf den
Bus umsteigt, hat
lange kein Gefühl für
Abstände.“
Helmut Buchacher
(SP-Gemeinderat)
Helmut Buchacher,
langjähriger IVB-Betriebsratsvorsitzender
und SP-Gemeinderat,
hat diese Änderung stets
massiv kritisiert. „Das ist
ein erhebliches Sicherheitsrisiko. Wer vom Pkw
direkt auf den Bus umsteigt, hat lange kein Gefühl für Abstände. Man
muss sich vorstellen, man
fährt die Höttinger Gasse
hinauf, das ist schon für
Autofahrer schwierig.“
Zentral ist für ihn ein Aspekt: „Allen muss klar
sein, dass man mit Bussen Menschen und keine
Waren transportiert, mir
fehlt da jedes Verständnis für die verkürzte Ausbildung!“ Er habe nach
der Pkw-Ausbildung den
Lkw-Schein und mit der
erforderlichen Lkw-Praxis sowie psychologischer
Eignungsprüfung den
Busschein gemacht. Es
folgte ein Lehrabschluss
als „Berufskraftfahrer“.
Buchacher gesteht zu,
dass seitens der IVB neue
Busfahrer langsam auf
schwierige Strecken eingeschult wurden. „Fakt
ist aber, dass man mit
dem Busschein, auch oh-
ne interne Maßnahmen,
auf die schwersten Strecken und auf die Menschheit losgelassen werden
kann.“ Hier werde Verantwortung auf die Unternehmen abgewälzt. Laut
IVB sind die nunmehrigen gesetzlichen Vorgaben sehr streng: Für den
Führerschein D braucht
man Führerschein B und
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muss das 21. Lebensjahr
vollendet haben. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit werde im
Vorfeld geprüft. Sie müsse alle fünf Jahre erneut
belegt werden: „Zusätzlich erfolgt eine umfangreiche Einschulung neuer
Kollegen auf den Linien,
im Umgang mit den Fahrgästen und über die ökonomische Fahrweise.“
Christina Brunner, Unterländer Busunternehmerin, erklärt: „Meine
Tochter hat den Busführerschein mit 21 Jahren
gemacht und ist souverän
unterwegs. Es gibt nicht
nur die gesetzlichen Regeln, sondern auch angepasste Schulungen für
unsere Lenker.“ Die Fahrer würden behutsam
eingeführt: „Ein Bus kostet von 250.000 Euro aufwärts. Man wäre verrückt,
wenn wer fahren darf, der
Foto: Rita Falk
das nicht kann.“ Gabriel Klammer, Spartengeschäftsführer Transport
und Verkehr in der WK,
‚ Ein Bus kostet
von 250.000
Euro aufwärts, man
wäre verrückt, wenn
wer fahren darf, der
das nicht kann.“
Christina Brunner
(Busunternehmerin)
stimmt zu und ergänzt,
dass seit 2008 massiv in
Weiterbildung investiert
werde. „Es müssen mindestens 35 Stunden absolviert werden, damit
der Busschein verlängert wird.“ Bei Bussen
und Lkw handle es sich
um andere Fahrzeugtypen, der Benefit des Lkw-
Scheins für den Busfahrerschein sei begrenzt.