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Jahr: 2022

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Tiroler Tageszeitung

„Im Garten des Friedens ein Teil des großen Ganzen werden“, Seite 16

Im Garten des Friedens ein Teil
des großen Ganzen werden

Eine Parkanlage als Bestattungsfläche: Das Interesse an naturnahen Beisetzungen nimmt
zu, die neue Anlage am Ostfriedhof in Innsbruck steht auch im Zeichen der Nachhaltigkeit.

Von Michaela S. Paulmichl

Innsbruck —- Beim Friedhofsbesuch nicht zu einem Grab zu gehen, dort
Blumen niederzulegen
und eine Kerze anzuzünden, sondern gemeinsam mit anderen Trauernden auf einer Bank
zu sitzen, umgeben von
Blumenwiesen: Am Pradler Friedhof in Innsbruck
wird mit der Gestaltung
des Gartens des Friedens
gerade die Vision naturnaher Beisetzungsmethoden umgesetzt. Dabei
wird der 1800 Quadratmeter große Park im Norden der Anlage selbst zur
Bestattungsfläche. „Da
die Urnen aus Material
bestehen, das innerhalb
von zwei bis drei Jahren
verrottet, kehren die Verstorbenen wieder zurück
in den Kreislauf des Lebens, in die Natur, und
werden schließlich Teil
von ihr“, sagt Alexander
Legniti, Leiter der städtischen Friedhöfe.

Immer mehr Menschen
fragen nach alternativen
Möglichkeiten der Bestattung, auch der konventionellen Urnenbestattung
in Urnengalerien. Das
Konzept des Gartens des
Friedens auf dem früheren Feld für Sozial- und
Anatomiebeisetzungen
bietet diese gewünschte
Erweiterung, die Gestaltung ist mit vier ineinander verlaufenden Kreisen
den vier Phasen des Trauerns - nicht wahrhaben
wollen, aufbrechende
Emotionen, Trennung
und neuer Selbstbezug —
nachempfunden, erläutert Legniti.

der städtischen Friedhöfe. Der Garten des Friedens wird in den nächsten Wochen fertiggestellt.

Breite Kieswege - der
gesamte „Trauerweg“
stellt eine liegende Acht
und damit das Symbol
für die Unendlichkeit dar
— werden durch die Blühwiesen führen. Alles soll
so naturnah wie möglich
sein. Die Besucher werden nicht wissen, wo die
Verstorbenen genau begraben wurden, es gibt
keine Namensschilder.
Legniti: „Die gibt es in
der Natur schließlich
auch nicht.“ Im Laufe der
Jahre würden sich außerdem zu viele ansammeln
und den Parkcharakter
stören.

Kerzen, Blumen oder
persönliche Gegenstände können nur am Tag
der Bestattung mitgebracht werden. Die Verabschiedung findet auf
einem gepflasterten Platz
im Kreuzungsbereich der
Wegführung statt. Dabei

‚ ‚ Die Verstorbenen keh-

ren zurück in den

Kreislauf des Lebens,

in die Natur, und

werden Teil von ihr.“

Alexander Legniti
(Leiter städtische Friedhöfe)

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wird die Urne auf einem
Granitblock inmitten der
Anlage aufgestellt, bevor
sie bestattet wird.

Für den Friedhof bedeutet das auch weniger
Müllaufkommen. Diese
Art der Beisetzung ist dazu auch günstiger, anstatt
regelmäßig zu zahlender
Gebühren ist nur ein einmaliger Betrag nötig, dessen Höhe noch festgesetzt
werden muss. Die Pflege
des Gartens übernehmen
die Friedhofsmitarbeiter.
„Viele möchten nicht,
dass ihre Kinder später
einen Aufwand mit der
Grabpflege haben, und

Der Engel inmitten der gerade entstehenden Parkanlage soll für Religionsfreiheit und Weltoffenheit stehen, sagt Alexander Legniti, Leiter

Fotos: Springer

fragen deshalb nach dieser Beisetzungsvariante“,
so Legniti.

Die Bestattungsmöglichkeit, die für Religionsfreiheit und Weltoffenheit
stehen soll, ist die erste in
dieser Form in Tirol. Die
ganzjährig barrierefrei
zugängige Parkanlage
wird vom Amt für Grünanlagen gestaltet, geplant
ist auch ein Biotop. 15
Bänke laden Trauernde
zum Verweilen und Einander-Kennenlernen ein,
aber auch alle anderen,
die in dem Garten etwas
Ruhe und Frieden finden
wollen.