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Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022_07_11_Presse_OCR
- S.4
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Tiroler Tageszeitung
„Kein Gespräch: Heftige Kritik an Gewessler“, Seite 4
Für die Funktion als Tunnelpatin hatte Leonore Gewessier Zeit, für die Wipptaler hingegen nicht. F 087 SL/ He
Kein Gespräch: Heftige
Kritik an Gewessler
Wipptaler fühlen sich düpiert. Wird Flugwetterdienst
wegen politischem Geheimprojekt „Polaris“ zentralisiert?
Innsbruck —- Kurz da — und
dann schon wieder weg: „Das
kann es wohl nicht sein“, ärgert sich der Wipptaler Planungsverbandsobmann,
Steinacher Bürgermeister
und Verkehrssprecher der
Tiroler Volkspartei Florian
Riedl über Klimaschutz- und
Infrastrukturministerin Leonore Gewessler (Grüne). Am
Donnerstag eilte die Ministerin nach Tirol, sprach mit
Landeshauptmann Günther
Platter (VP), war dann Tunnelpatin für das größte Baulos des Brennerbasistunnels
„Sillschlucht-Pfons“ und verließ Tirol am frühen Nachmittag wieder. „Obwohl es
mit uns Bürgermeistern viel
, Ist Ministerin Gewessler einmal da,
findet sie es nicht einmal
der Mühe wert, mit uns
zu reden.“
LA Florian Riedl/VP
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zu besprechen gegeben hätte“, wie Riedl anmerkt.
Was ihn am meisten stört:
„Wir haben die Ministerin
schon oft zu Gesprächsterminen eingeladen, dann ist
sie einmal da und findet es
nicht einmal der Mühe wert,
mit uns zu reden.“ Politik im
Schnelldurchlauf könne allerdings das Transitproblem auf
der Brennerachse nicht lösen,
ist der Planungsverbandsobmann „mehr als nur irritiert“.
Für Riedl geht es um ein
wirksames Entlastungspaket
für das Wipptal. „Was uns bis-
her präsentiert wurde, sind
lediglich Sanierungen und
Verbreiterungen der Pannenstreifen, wir benötigen aber
ein Gesamtkonzept, um den
Transit zu bremsen.“
Die Verkehrssprecherin
der FPÖ, Evelyn Achhorner,
drückte im Tiroler Landtag
ebenfalls ihr deutliches Unverständnis über den Kurztrip der „Tunnelpatin“ aus.
Doch nicht nur Gewesslers
kalte Schulter für das Wipptal
sorgt derzeit für Unverständnis, die geplante Zentralisierung des Flugwetterdienstes
erregt ebenfalls die Gemüter. „Das versteht niemand“,
empört sich ÖVP-Nationalrat
Hermann Gahr. Die spezielle Situation am Flughafen in
Innsbruck werde zu wenig
berücksichtigt, „erfahrene
WetterexpertInnen, die vor
Ort sind, können nicht durch
Sensoren ersetzt werden.
Deswegen fordere ich nochmals klar, dass der Flugwetterdienst in Innsbruck erhalten bleiben muss.“
Sechs Arbeitsplätze gehen
verloren, wenn der Flugwetterdienst ab 2024 zentral in
Wien angesiedelt wird. Für
Gahr ist diese Zentralisierung
widersinnig, „weil sie auch
keine Einsparungen bringt“.
Offenbar steckt hinter den
Plänen das Projekt „Polaris“. Wie Gewessler im Parlament erklärte, habe die Austro Control im Rahmen des
Konzeptionsprojekts Polaris
umfangreiches Fachwissen
und Erfahrung der führenden ExpertInnen aus allen
Bereichen der Flugmeteoro-
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logie und Flugsicherung herangezogen, „um ein generisches Konzept zu entwickeln,
das auf alle österreichischen
Standorte anwendbar ist“.
Die Stellungnahmen des Zentralbetriebsrats der Austro
Control sowie aller örtlichen
Betriebsräte der Flugwetterdienststellen dazu fallen hingegen sehr kritisch aus.
So sei die Zentralisierung
ein wesentliches Problem von
‚ Die spezielle Situation am Flughafen
in Innsbruck wird zu
wenig berücksichtigt.
Die Zentralisierung ist
widersinnig.“
Hermann Gahr/VP
(Nationalrat)
„Polaris“, weil sie in Wirklichkeit mehr trenne als vereine,
heißt es. Und: „Der Aufwand
zur Umsetzung der Zentralisierung steht wirtschaftlich in keinem vertretbaren
Verhältnis zur angepeilten
Personalreduktion.“ Als gravierender und sicherheitskritischer Schwachpunkt wird
die Zuverlässigkeit und Funktionalität der technischen
Hilfsmittel für die Fernüberwachung bezeichnet.
In der abschließenden Beurteilung weisen die Betriebsräte darauf hin, dass „Polaris“
in der vorliegenden Form
ungeeignet sei, um den Flugwetterdienst auf nachhaltige Beine zu stellen. „Qualität
und Serviceleistungen werden damit auf ein Minimum
reduziert.“ (pn)